Banksy-Briefmarke aus der Ukraine: Kleiner Judo-Kämpfer legt Putin aufs Kreuz

Nach einem Jahr Ukraine-Krieg erscheint eins der sieben Banksy-Werke, die der Künstler im Land verteilte, als Briefmarke. Putin macht darauf kein gutes Bild.
Kiew – Der große Mann im Banksy-Graffiti soll eindeutig der russische Präsident Wladimir Putin sein. Der brüstet sich gern mit seinem Schwarzen Judo-Gürtel. Das ebenfalls einen Judo-Anzug tragende Kind im Wandgemälde wiederum symbolisiert die – auch geografisch gesehen – viel kleinere Ukraine. Ein prägnantes Bild für die Lage des Ukraine-Kriegs und der ukrainischen mentalen Stärke.
Die Ukraine bringt am ersten Jahrestag des russischen Überfalls eine Briefmarke heraus, auf der dieses Motiv des Künstlers Banksy abgebildet ist. Der weltberühmte britische Street-Art-Künstler hatte das Werk im vergangenen Jahr auf einer Mauer in der schwer zerstörten ukrainischen Ortschaft Borodjanka bei Kiew hinterlassen. Das Kind schleudert den Opponenten, einen großen und übermächtig erscheinenden Judoka, zu Boden.
Ukraine gibt Banksy-Briefmarke heraus: FCK PTN steht darauf
Die neue Briefmarke erfreute sich ab Sekunde eins großer Beliebtheit bei der Bevölkerung der kriegsgebeutelten Ukraine: Vor dem Hauptpostamt in Kiew standen die Menschen Schlange, um sie zu erhalten. Das Kunstwerk ist eines von sieben Banksy-Werken, die der Brite in der Ukraine platzierte. Im November 2022 tauchten sie auf Wänden von durch den Krieg zerstörten Häusern auf.
Auf dem ersten Werk, das bekannt wurde, ist ein Mädchen zu sehen, das scheinbar auf Trümmern des Hauses einen Handstand macht. Banksy, der trotz seines langjährigen Erfolgs als Künstler seine wahre Identität noch immer verbirgt, hatte auf seinem Instagram-Kanal seine Urheberschaft für das Werk in Borodjanka bestätigt – wie für ihn üblich, ohne viel Aufhebens darum zu machen. Er postete lediglich drei Fotografien des Graffitis mit Angabe des Ortes.
Banksy-Briefmarke für Ukraine – Eins von sieben Werken des Künstlers
Ein weiteres seiner Werke in der Ukraine zeigt einen Mann mit Bart, der sich in einer Badewanne liegend wäscht. In dem Haus, an dem dieses Werk zu sehen ist, klafft durch den Beschuss während des Krieges eine gewaltige Lücke. Die Badewanne des Mannes steht, so die Illusion, in einem Raum im Inneren des Hauses, der aufgrund der zerbombten Fassade frei liegt und einsehbar ist.
Eines der sieben Banksy-Werke konnte kürzlich nur knapp davor bewahrt werden, gestohlen zu werden. Auf einem Wohnhaus hatte der Künstler eine Dame, die Lockenwickler und Gasmaske trägt, verewigt. Die dreisten Diebe schnitten kurzerhand die Fassade des Hauses um das Graffiti herum aus. Glücklicherweise verhinderte die örtliche Polizei, dass sie das Stück Fassade inklusive Kunstwerk vom Tatort entwenden konnten.
Ukraine: Banksy-Werk fast von Wand gestohlen
Lukrativ wäre der Diebstahl allemal gewesen. Banksys Werke verkaufen sich zu Summen in Millionenhöhe. Für Aufhebens hatte er mit seinem Bild eines Mädchens mit rotem Luftballon gesorgt, das sich unmittelbar nach Ersteigerung selbst zerstörte – jedoch nur zur Hälfte. Verkaufswert: 1,18 Millionen Euro. Der Künstler kommentiert in seinen Arbeiten neben politischen und gesellschaftlichen Missständen, wie bei der Eröffnung eines Hotels mit Ausblick auf die Mauer zwischen Israelis und Palästinensern, immer wieder auch den Kunstmarkt, der ihm selbst zuwider ist.
Die übrigen Ukraine-Kunstwerke von Banksy wurden mittlerweile mit Sicherheitsvorkehrungen bedacht: Dicke Platten aus Sicherheitsglas schützen den Mann in der Badewanne und die Tänzerin. Die Vorlage für die Briefmarke, also der Judo-Putin, den die kleine Ukraine besiegt, hat ihren eigenen kleinen schützenden Raum aus Glas bekommen. (na)