Dort „wird wahrscheinlich nie gekämpft werden“: Russland errichtet wohl neue Verteidigungslinien

Berichten zufolge errichtet Russland gegenwärtig neue Verteidigungsstellungen im Krieg gegen die Ukraine. Diese befinden sich jedoch zum Teil in Russland.
Moskau – Im Ukraine-Krieg baut Russland derzeitig dem Anschein nach neue Verteidigungsstellungen. Das geht aus einem Bericht des amerikanischen „Institute for the Study of War“ (ISW) hervor. Das Institut bezieht sich in seinem Bericht auf den Gouverneur der russischen Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow. Dem Gouverneur zufolge habe Russland eine neue Verteidigungsstellung entlang der Grenze zwischen Russland und der Ukraine errichtet. Dieses Unterfangen habe nach Angaben Gladkows 10 Milliarden Rubel oder etwa 132 Millionen US-Dollar gekostet. Brisant an der Entwicklung ist jedoch, dass an diesen Stellungen „wahrscheinlich nie gekämpft werden wird“, wie das ISW analysiert.
Ukraine-Krieg: Russland errichtet Stellungen entlang der ukrainischen Grenze
Die Verteidigungsstellungen würden sich weit von derzeitigen Gefechtsgebieten befinden, hieß es weiter. Selbst der russische Gouverneur Gladkow hält die Errichtung der Stellungen für eine Fehlinvestition. Damit jedoch noch nicht genug: Berichten des ukrainischen Geheimdienstes zufolge würde Russland ebenfalls in der Region um die russische Stadt Kursk Stellungen aufbauen. Kursk befindet sich auch in der Nähe der Grenze zur Ukraine. Das ISW zieht auch in diesem Fall den Schluss, dass dort wohl nie gekämpft werden wird.
Sergei Aksjonow ist ein von Russland eingesetzter Offizieller auf der besetzten Krim. Aksjonow zufolge habe der russische Präsident Wladimir Putin selbst befohlen, auch auf der annektierten Halbinsel neue Verteidigungsstellungen zu errichten. Vor einigen Monaten hat es dort Angriffe auf die Brücke, die zur Insel fürht, gegeben.
Ukraine-Krieg: Wird Russland seine besetzten Gebiete halten können?
Was hat es mit den neuen Verteidigungsstellungen Russlands im eigenen Land auf sich? Das ISW mutmaßt, dass es daran liegen könnte, dass die russische Führung nicht weiß, ob Gebiete im Osten der Ukraine weiter gehalten werden können. Darüber hinaus handelt es sich nicht nur um einen monetären Aufwand, wenn es um die Errichtung der Stellungen geht. Die Einheiten fehlen möglicherweise auch an anderen Stellen. Erst unlängst wurde im russischen Staatsfernsehen über einen Truppenmangel gesprochen. Millionen von „Freiwilligen“ brauche es, lautete der Schluss der Moderatoren.
Nicht Truppen, aber zumindest mehr Munition forderte auch der Chef der Söldnertruppe Wagner, Jegweni Prigoschin, damit seine Einheiten die Kämpfe um die ostukrainische Stadt Bachmut für sich entscheiden könnten. Das ISW kommt zu dem Schluss, dass aus russischer Perspektive, die Truppenstärke eher anderweitig eingesetzt werden müsste. (lp)