Aufrüstung: Trotz Corona steigen die weltweiten Militärausgaben

Mehr Waffen trotz Pandemie: Auch 2020 sind die globalen Ausgaben für Rüstung erneut gestiegen. Auch Deutschland gab deutlich mehr aus.
Stockholm – Seit einem Jahr hält das Coronavirus die Welt in Atem. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind monumental. Doch offenbar scheint es derzeit in einer Branche tatsächlich gut zu laufen: bei der Rüstungsindustrie. Denn wie die AFP berichtet, sind die weltweiten Ausgaben für Waffen im vergangenen Jahr, und dies trotz einer globalen Pandemie, erneut angestiegen.
Allein im vergangenen Jahr 2020 seien 1.981 Milliarden US-Dollar, umgerechnet 1.647 Milliarden Euro, für Rüstungsgüter ausgegeben worden, teilte das schwedische Friedensforschungsinstitut Spiri in Stockholm mit. Trotz Pandemie und den verbundenen gigantischen Kosten hätten die Staaten 2,6 Prozent mehr für Rüstungsgüter ausgegeben, als im Jahr zuvor. Und dies, obwohl das weltweite Bruttoinlandsprodukt laut Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) um 4,4 Prozent gefallen war.
Aufrüstung: Nicht alle Länder geben 2020 mehr Geld für Waffen aus
Doch nicht alle Länder folgten diesem Trend: Manche, wie etwa Chile oder Südkorea, planten geplante Militärausgaben explizit für die Bekämpfung der globalen Pandemie um. Andere, wie Brasilien oder Russland, gaben 2020 deutlich weniger Geld für Rüstung aus, als in den ursprünglichen Militärbudgets vorgesehen war. Trotzdem rüsten beide Länder weiterhin stark auf. Und wieder andere Länder, wie Schweden, kündigten trotz Pandemie eine Erhöhung der Wehrausgaben um 40 Prozent an.
Fünf Staaten machen derzeit den Löwenanteil der Ausgaben für Waffen und militärisches Gerät unter sich aus: die USA, China, Indien, Russland und Großbritannien, welches vor kurzem angekündigt hatte, sein Atomarsenal auszubauen. Auf sie fallen 62 Prozent der globalen Militärausgaben, wie die AFP berichtet. Die mit Abstand größten Militärausgaben hat laut dem Sipri-Jahresbericht weiterhin die USA. Die Supermacht gab 778 Milliarden US-Dollar für Rüstungsprodukte aus, ein Anstieg von 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
2020: Die USA rüsten weiterhin am stärksten auf
39 Prozent des weltweit in Rüstung investierten Geldes kommt von den USA. Dies ist das dritte Jahr in Folge, in dem die Rüstungsausgaben der USA stiegen, zuvor waren sie laut AFP sieben Jahre lang kontinuierlich gesunken. „Die jüngsten Erhöhungen der US-Militärausgaben lassen sich in erster Linie auf hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie mehrere langfristige Projekte wie die Modernisierung des US-Atomwaffenarsenals und die Beschaffung von Waffen in großem Umfang zurückführen“, erklärte Alexandra Marksteiner von Sipri.
China, weltweit auf Platz 2 der Rüstungsausgaben, gab 2020 dafür 252 Milliarden US-Dollar aus. Dies entspricht einem Anstieg von 1,9 Prozent. Interessant wird es jedoch, wenn man sich die langfristige Steigerung anschaut. Denn wenn man die Zahlen von 2011 mit denen von 2020 vergleicht, lässt sich ein Anstieg von 76 Prozent errechnen. Seit 26 Jahren wachsen die Rüstungsausgaben des „Reichs der Mitte“ kontinuierlich.
Nato: Alle Staaten des Verteidigungsbündnisses betreiben 2020 massive Aufrüstung
Deutschland liegt in diesem Jahr auf Platz 7. 52,8 Milliarden US-Dollar gab die Bundesregierung für Rüstungsgüter aus, dies ist ein Anstieg von 5,2 Prozent zum Vorjahr. Im Vergleich zum Jahr 2011 gibt die Bundesregierung nun 28 Prozent mehr Geld für Waffen aus, als damals. Unter anderem etwa für die gemeinsame Entwicklung einer „Eurodrohne“.
Bei fast allen Mitgliedern der Nato-Allianz stiegen im vergangenen Jahr die Rüstungsausgaben an. Zwölf der Mitgliedsländer hätten dabei laut AFP den Richtwert von zwei Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes erreicht, welcher in der Vergangenheit immer wieder für Streit zwischen den USA und Deutschland gesorgt hatte. Der damalige US-Präsident Donald Trump hatte immer wieder darauf gepocht, dass alle Nato-Staaten der Zwei-Prozent-Verpflichtung nachkommen müssten.
Aufrüstung: Deutschland kommt auch 2020 den zwei Prozent-Ziel der Nato nicht näher
Auch sein Nachfolger Joe Biden wird von dieser Forderung wohl kaum abweichen. Denn seit die Bündnisstaaten 2014 vereinbart hatten, binnen eines Jahrzehntes ihre Verteidigungsausgaben auf die zwei Prozent Marke zu steigern, liegt insbesondere Deutschland deutlich unter dieser Grenze. Auch in diesem Jahr gab die Bundesrepublik nur 1,56 Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Rüstungsgüter aus. Der Streit mit Washington scheint also vorprogrammiert. (afp/als)