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Zukunft von Lukaschenko liegt im Dunkeln – stürzt Moskau Putins „Hanswurst“?

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Von: Bona Hyun

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Kreml-Chef Wladimir Putin und Belarus Präsident Alexander Lukaschenko bei Tagung des russisch-belarussischer Staatsrats in Moskau
Putin und Lukaschenko geben sich als Verbündetet – doch sind sie wirklich so eng, wie sie vorgeben? © Mikhail Klimentyev/dpa

Der belarussische Präsident hält nichts vom Ukraine-Krieg – aber die Angst vor Moskau ist groß. Osteuropa-Experte Johannes Grotzky über Lukaschenkos Lage.

Minsk – Für den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko steht seit dem Ukraine-Krieg viel auf dem Spiel: die Unabhängigkeit seines Landes und sein Überleben. Und ohne Kremlchef Wladimir Putin geht es offenbar nicht. „Lukaschenko steht politisch unter großem Druck, weil er diesen Krieg nicht will und auch nicht eingreifen möchte. Aber er weiß auch, dass er ohne Putin nichts mehr ist“, sagt Honorarprofessor Johannes Grotzky von der Universität Bamberg im Gespräch mit kreiszeitung.de von Ippen.Media.

Der Putin-Verbündete stellt sich demnach wohl hauptsächlich aus Zwang hinter den Kreml. Hinter den Kulissen gibt es jedenfalls keinen engen Schulterschluss, wie beide Machthaber stets vorgeben.

Putins „Hanswurst“: Lukaschenko geht es jetzt ums „Überleben“

Osteuropa-Experte Grotzky erklärt, dass es eigentlich schon vor dem Ukraine-Krieg „Risse“ zwischen Lukaschenko und Putin gegeben habe. Lange Zeit habe der belarussische Präsident die Ukraine unterstützt und auch eine gute Beziehung zu Kiews früherem Präsidenten Petro Poroschenko gepflegt. Das totale „Einschwenken“ in die russische Politik sei mit dem russischen Überfall auf die Ukraine passiert, so Grotzy.

„Ich glaube, da hat er Muffensausen bekommen. Das ist jetzt eine Schaukelpolitik, damit er nicht verschlungen wird von Putin und gleichzeitig überleben kann“, resümiert Grotzky. Über die Beziehung von Putin und Lukaschenko sagt Grotzky nur so viel: „Das ist alles andere als ein ‚Liebesverhältnis‘.“

Lukaschenko wäre für Putin „austauschbar“ – droht ihm der Sturz?

Für Putin sei Lukaschenko „der dumme Hans“. In vielen russischen Medien werde Lukaschenko immer wieder vorgeführt. Auch, dass Putin Atomwaffen in Belarus stationiere, jedoch alleine den Einsatzbefehl habe, deute darauf hin. „Das zeigt, dass Lukaschenko wieder der Hanswurst ist und praktisch nichts anderes als eine Abschussbasis. Der hat überhaupt kein Mitspracherecht.“ Als „Marionette“ wäre Lukaschenko für Putin laut Grotzky von seiner Machtstruktur her „austauschbar“. „Diktaturen sind auf wenige Personen zugeschnitten – wenn sich da jemand eine Schwäche leistet, dann ist irgendwann vorbei.“

Grotzy erklärt weiter: „Wenn es zu einem Wechsel kommt, dann wird der Wechsel nicht durch die Bevölkerung kommen, sondern von oben. Dann wird Putin sich einen anderen Kandidaten heranziehen, den er dort installiert.“ Allerdings sei Lukaschenko dafür schon zu lange an der Spitze der Regierung, so der Experte. Einfacher sei es, einen „funktionierenden Hampelmann zu haben, als es mit einem neuen zu probieren“. Einen Umsturz, bei dem Diktatoren fielen, wie beispielsweise durch eine Volksbewegung, würde der Kreml trotzdem nicht zulassen. Abgesehen davon sei Lukaschenko nicht von einer aktiven politischen Opposition gefährdet, die ihn stürzen könnte.

Lukaschenko und Putin im Ukraine-Krieg: Präsident aus Belarus muss sich dem Kreml „unterordnen“

Putin verdeutlicht immer wieder, dass der Kreml Lukaschenko und auch Belarus überlegen ist. So ließ Russland Lukaschenkos Aufforderung zum Waffenstillstand abblitzen und reagierte zurückhaltend. Der Aufruf sei zur Kenntnis genommen worden und werde mit Lukaschenko in der kommenden Woche besprochen, erklärte damals der Kremlsprecher Dmitri Peskow. Im Moment könne Russland auf diesem Weg aber nicht die Ziele seines „militärischen Sondereinsatzes“ erreichen – ein klarer Seitenhieb gegen Lukaschenko.

„Das ist genau der Widerspruch, dass er auf der einen Seite in Belarus sehr stark für die Unabhängigkeit kämpft und er sich so als Art Vermittler gegenüber der Ukraine für einen Waffenstillstand anbietet, aber sich doch Putin unterordnen muss“, so Grotzky. Seitdem Lukaschenko von dem Westen aufgrund der Wahlfälschungen nicht mehr als gültiger Präsident anerkannt werde, müsse er sich auf Putin als Verbündeten verlassen. Er sei nun auf den Schutz angewiesen, den Russland anbiete. „Lukaschenko hat Sorge um den Erhalt seiner Eigenstaatlichkeit“, betont der Osteuropa-Experte. „Und er will natürlich auch nicht Opfer eines großen Krieges werden.“ (bohy)

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