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„Schwarzer Tag für Deutschland“: Fördert AKW-Abschaltung den CO₂-Ausstoß?

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Von: Christoph Gschoßmann

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Am Samstag gehen die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz. Massive Kritik gibt es von der Union, doch die Grünen halten dagegen.

München- Kein deutscher Atomstrom mehr - das geht einer Studie zufolge zulasten des Klimas. Mit der geplanten Abschaltung der drei verbliebenen deutschen Atomkraftwerke am Samstag soll das Weltklima einer Studie zufolge mit 15 Millionen Tonnen zusätzlich ausgestoßenem Treibhausgas CO₂ pro Jahr belastet werden.

So sagte Studien-Autor und Physiker der Universität Stuttgart, André Thess, der Bild: „Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass der Wegfall der Kernenergie kurzfristig durch stärkere Kohleverstromung und mehr Strom aus Gaskraftwerken kompensiert wird. Dies geht zulasten der CO₂-Bilanz des deutschen Stromsektors und damit zulasten der deutschen Klimaschutzverpflichtungen.“

Atomkraft in Deutschland: CDU-Chef Merz sieht wegen Abschaltung der AKW einen „schwarzen Tag“

Bei der Opposition stieß der Atomausstieg vor dem Hintergrund der Studie auf Kritik. Kein anderes Land reagiere auf den Ukraine-Krieg und die verschärfte Energieversorgungslage so wie die Bundesrepublik, sagte Parteichef Friedrich Merz am Freitag dem Hörfunksender NDR Info. Der Unionsfraktionschef verwies in diesem Zusammenhang auf die weltweit mehr als 400 laufenden und 60 im Bau befindlichen Atomkraftwerke. Merz: „Da stellt sich schon die Frage: ‚Wer ist hier eigentlich der Geisterfahrer?‘“ Merz nannte den Samstag einen „schlechten Tag“, einen „schwarzen Tag für Deutschland.“

Kernkraftwerk Emsland
Das Kernkraftwerk Emsland. © Sina Schuldt/dpa/Archiv

Merz‘ Unions-Kollege Markus Söder bläst ins selbe Horn. „Das ist ein ganz trauriges Kapitel deutscher Energiepolitik“, äußerte der bayerische Ministerpräsident im RTL/ntv-Frühstart. Während die ganze Welt überlege, wie sie in diesen Energiekrisen ihr Portfolio erweitere, mache Deutschland das Gegenteil. „Strom für 10 Millionen Haushalte muss dann ab Sonntag völlig neu organisiert werden“, kritisiert Söder. Auch die FDP hatte sich gegen den Ausstieg positioniert, obwohl sie ihn als Teil der Ampelkoaliton mit getragen hatte.

Deutsche Umwelthilfe hinterfragt Nachhaltigkeit der Atomkraftwerke

Dass Atomkraft das Klima retten könnte - dagegen widerspricht Umweltministerin Steffi Lemke. „Atomkraft ist weder CO₂-frei noch ist sie die CO₂-ärmste Art der Energieerzeugung. Denn gerade die energieintensive Brennstofferzeugung ist klimaschädlich“, erklärte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Zudem sei sie wegen des enormen Kühlwasserbedarfs nicht robust gegen die Klimakrise.

Ähnlich wie Lemke sieht es die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Diese hinterfragt die Nachhaltigkeit mit Blick auf immer häufigere Hitzeperioden aufgrund des Klimawandels. „In Zeiten knappen Wassers muss man eben auch mit dem Wasser haushalten und Atomkraftwerke sind sehr große Wasserverbraucher“, sagte der Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner der dpa. Das widerlege auch das Argument, dass der Strom aus Atomkraftwerken verlässlich und immer zur Verfügung stehe. „Das tut er eben nicht.“ Lemke hatte außerdem im Tagesspiegel geäußert, drei Generationen Atomkraft hätten „Abfälle produziert, die noch für 30.000 Generationen gefährlich bleiben.“

Am Samstag sollen die drei verbliebenen Kernkraftwerke in Deutschland endgültig vom Netz gehen. Eigentlich sollte dies schon Ende vergangenen Jahres passieren. Wegen der durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgelösten Energiekrise entschied die Ampelkoalition im vergangenen Jahr jedoch, die drei Meiler Isar 2 in Bayern, Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg über den Winter weiterlaufen zu lassen. (cgsc mit dpa)

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