ARD-Deutschlandtrend: Mehrheit der Deutschen ist gegen Atomausstieg
Die Mehrheit der Deutschen ist gegen den Atomausstieg, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. Ein Großteil der jungen Menschen hält die Entscheidung indes für richtig.
München - Am Samstag (15. April) gehen in Deutschland die letzten drei Atomkraftwerke vom Netz. Die Mehrheit der Wahlberechtigten hält das für falsch: 59 Prozent der Befragten sprechen sich in der repräsentativen Umfrage Deutschlandtrend für das ARD-Morgenmagazin* gegen einen Atomausstieg aus. Die Erinnerung an die Nuklearkatastrophe von Fukushima scheint zu verblassen, die Sorge vor steigenden Energiepreisen überwiegt. Nur in der Altersgruppe der jüngeren Menschen (18 bis 34 Jahre) sowie bei Grünen- und SPD-Wählern findet sich weiterhin eine breite Unterstützung für die Abschaltung der Atommeiler.
Junge Menschen und Wähler der SPD und Grünen mehrheitlich für Atomausstieg

Bei den jungen Menschen in Deutschland überwiegt weiterhin die Zustimmung für den Atomausstieg: Die Hälfte der Befragten (50 Prozent) sprach sich dafür aus, nur 39 Prozent hielten das Abschalten der Kernreaktoren für falsch. Nicht nur bei Alters-, sondern auch bei Wählergruppen lassen sich deutliche Unterschiede in Deutschland erkennen.
82 Prozent der Anhänger der Grünen halten der Umfrage zufolge den Atomausstieg für richtig, auch bei den SPD-Wählern spricht sich mit 56 Prozent die Mehrheit dafür aus. Im Gegensatz dazu sind 83 Prozent der CDU- und CSU-Wähler, 81 Prozent der AfD-Wähler und 65 Prozent der FDP-Anhänger gegen das Abschalten der Atommeiler.
Sorge vor steigenden Energiepreisen dominiert Meinungsbild
Die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland, Emsland in Niedersachsen, Isar 2 in Bayern und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg, sollten bereits Ende 2022 vom Netz gehen. Der Termin wurde aufgrund der Energieknappheit infolge des Ukraine-Kriegs um rund dreieinhalb Monate verschoben. Sorgen um die Energiepreise dominieren laut aktueller Deutschlandtrend-Umfrage aber weiterhin das Meinungsbild.
Zwei Drittel der Befragten gaben an, sehr große (26 Prozent) oder große Sorgen (40 Prozent) vor einer Verteuerung der Energiepreise zu haben. Wenig Sorgen bezüglich der Energiepreise machten sich 25 Prozent der Befragten, sieben Prozent gaben an, sich gar nicht zu sorgen.
Erinnerung an Fukushima verblasst, doch Sicherheitsrisiken der Nuklearenergie bleiben
Während aktuell nur noch ein Drittel aller Befragten (34 Prozent) das Abschalten der Atommeiler für richtig hält, sah das Stimmungsbild kurz nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima noch anders aus. Rund 54 Prozent gaben im Juni 2011 laut ARD-Deutschlandtrend an, den Atomausstieg zu befürworten, nur 43 Prozent hielten die Entscheidung damals für falsch.
Die Abschaltung der Atomkraftwerke wird mit Sicherheitsrisiken der Nuklearenergie, schlechter Kompatibilität mit erneuerbaren Energien sowie Problemen mit der Atommüll-Endlagerung begründet. Die Suche nach dem Atommüll-Endlager gestaltet sich schwierig, denn die Anforderungen sind hoch: Das Lager muss den radioaktiven Müll für den Zeitraum von einer Million Jahren von der Biosphäre fernhalten. Gegner des Ausstiegs aus der Atomkraft argumentieren indes mit der Energiesicherheit sowie der Minderung des CO2-Ausstoßes im Vergleich zu Kohle- oder Gaskraftwerken. (Bettina Menzel)
*Umfragen stellen immer Momentaufnahmen dar. Für den DeutschlandTrend wurden im Zeitraum vom 11. bis 12. April 2023 1.204 Wahlberechtigte in Deutschland per Telefon sowie online befragt, die Fehlertoleranz der Ergebnisse liegt bei zwei bis drei Prozent.