Corona-Impfstoff von Astrazeneca: Warum der Vergleich mit der Pille hinkt

Im Netz werden die Nebenwirkungen des Verhütungsmittels mit vermuteten Nebenwirkungen der Corona-Impfung mit dem Präparat von Astrazeneca verglichen. Doch der Vergleich hinkt.
- In Deutschland stoppt die Bundesregierung die Impfung mit dem Corona-Vakzin von Astrazeneca.
- Im Internet wird darauf hingewiesen, dass das Thromobose-Risiko der Anitbabypille größer sei.
- Doch der Vergleich hinkt.
Frankfurt – Die Empörung im Internet war am Montag (15.03.2021) groß. In der Diskussion um Thrombosen als mögliche Nebenwirkung des Astrazeneca-Impfstoffs wurde dort immer wieder der Vergleich zur Antibabypille gezogen. Verhüte man damit, sei die erwiesene Gefahr, eine Thrombose zu erleiden, größer als die vermutete Gefahr nach einer Corona-Impfung mit Astrazeneca, hieß es.
Viele im Netz folgerten daraus: Wer jetzt nicht mehr mit Astrazeneca impft, müsse auch die Pille verbieten – oder das Vakzin wieder einsetzen, weil das Risiko eben gar nicht so groß sei.
Astrazeneca-Impfstoff in Deutschland: Vergleich mit Antibabypille hinkt
Tatsächlich haben Frauen, die mit der Pille oder etwa einem Vaginalring hormonell verhüten – bei Minipille und Spirale ist das nicht der Fall –, ein erhöhtes Risiko, dass sich Beinvenenthrombosen bilden. Und diese können, wenn sie nicht behandelt werden, zu Lungenembolien führen, heißt es beim Berufsverband der Frauenärzt:innen. Deren Präsident, Christian Albring, weist darauf hin, dass bei vier bis zehn von 10.000 Frauen, die die Pille nehmen, Thrombosen auftreten. Bei Frauen, die keine Östrogene zuführen, liege das Risiko bei zwei bis vier von 10.000.
Um „ein Vielfaches“ steige das Risiko laut Albring auch „durch Rauchen, Übergewicht, Infektionen, Verletzungen und Operationen, Schwangerschaft, Geburt und steigendes Alter“.
Astrazeneca-Vergleich: Kein Zusammenhang zwischen Pille und Sinusvenenthrombosen
Keinen bewiesenen Zusammenhang gebe es aber zwischen der Einnahme der Pille und Sinusvenenthrombosen, wie sie nach der Corona-Impfung mit Astrazeneca aufgetreten sein sollen. Das sind Gerinnsel in Venen, die Blut aus dem Gehirn abführen. „Eine ähnliche Anzahl von Sinusvenenthrombosen“, wie nach 1,6 Millionen Astrazeneca-Impfungen sieben Sinusvenenthrombosen, sei „bei Verwendung der hormonellen Verhütung mit der kombinierten Antibabypille nicht bekannt“, befindet Albring. (Fabian Scheuermann)