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„Populismus und Scheinheiligkeit“
Wollen die Grünen Einfamilienhäuser verbieten? Anton Hofreiter sorgt mit Interview für Wirbel
- vonTim Vincent Dickeschließen
Anton Hofreiter (Grüne) stößt mit umstrittenen Aussagen über Einfamilienhäuser auf massive Kritik. Aus CDU, SPD und FDP kommen scharfe Worte gegen den Fraktionschef.
- Ein Interview mit Anton Hofreiter sorgt in Politik und sozialen Medien für Aufsehen.
- Der Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag erntet mit Aussagen über den Bau von Einfamilienhäusern scharfe Kritik.
- Ein SPD-Politiker bescheinigt der Partei „Populismus und Scheinheiligkeit“.
Hamburg/Berlin – Mit skeptischen Äußerungen über den Bau von Einfamilienhäusern hat der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, für scharfe Kritik gesorgt. Ein SPD-Politiker bezeichnet die Ideen als „Populismus und Scheinheiligkeit“.
„Einparteienhäuser verbrauchen viel Fläche, viele Baustoffe, viel Energie, sie sorgen für Zersiedelung und damit auch für noch mehr Verkehr. Wir leben in Zeiten der Klimakrise und des Artensterbens“, sagte Anton Hofreiter dem Magazin „Der Spiegel“ am Freitag (12.2.2021). Die Grünen sorgten sich um die Lebensgrundlagen und den sozialen Zusammenhalt in Deutschland – und Einfamilienhäuser seien eher kontraproduktiv für eine positive Entwicklung.
In den Städten herrscht laut Anton Hofreiter eine „gigantische Wohnungsnot“, die Preise würden explodieren. „Um für alle bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, müssen die wenigen Flächen, die es gibt, bestmöglich genutzt werden. Das ist eine zentrale soziale Frage, gerade in unseren Großstädten“, so der Grünen-Politiker. Bebauungspläne der Kommunen sollten dafür sorgen, dass der knappe Raum so gut wie möglich benutzt werde.
Anton Hofreiter (Grüne): „Finde es richtig, dass die Gemeinde im Notfall auch enteignen darf“
Zudem forderte Hofreiter mehr Rechte für Kommunen, um zu verhindern, dass Baugebiete in ländlichen Gebieten vor allem an Ortsrändern entstehen. „Ich finde es richtig, dass die Gemeinde im Notfall auch enteignen darf, wenn Besitzverhältnisse unklar sind oder sich Erbengemeinschaften streiten und deshalb ein Dorfkern verödet oder Wohnraum nicht geschaffen werden kann“, sagte der Fraktionsvorsitzende im Bundestag weiter.
Anton Hofreiter machte jedoch auch klar: „Natürlich wollen die Grünen nicht die eigenen vier Wände verbieten. Die können übrigens sehr verschieden aussehen: Einfamilienhaus, Reihenhaus, Mehrfamilienhaus, Mietshaus.“ Wo welche Immobilie steht, solle allerdings nicht der Einzelne entscheiden, sondern die Gemeinde vor Ort.
Das Interview wurde angesichts der Entscheidung eines grünen Bezirksamtsleiters in Hamburg geführt, wonach in einem Stadtteil keine neuen Einfamilienhäuser mehr gebaut werden dürfen.
Anton Hofreiter und die Einfamilienhaus-Debatte: CDU, SPD und FDP finden deutliche Worte
Von der CDU kamen als Reaktion auf Anton Hofreiters Aussagen deutliche Worte. Der Hamburger CDU-Vorsitzende Christoph Ploß sagte dem „Spiegel“: „Die Grünen wollen die Freiheit von immer mehr Bürgern einschränken! Jetzt sprechen sie sogar ganz ungeniert von Enteignungen.“ Er werde „gegen diese Ideologie kämpfen“, so Ploß.
„Neues von der Verbotspartei: Mit seinem Vorschlag den Bau von Einfamilienhäusern zu verbieten und Immobilienbesitzer zu enteignen“, stelle sich Anton Hofreiter gegen die „Träume zahlreicher Familien“ und nähre die „Sehnsucht grüner Enteignungsfantasien“, schrieb der Landesvorsitzende der Jungen Union Niedersachsen, Christian Fühner, auf Twitter.
Von den Grünen bekommt Anton Hofreiter Unterstütung
Auch die SPD übte scharfe Kritik. „Die Grünen sind an Populismus und Scheinheiligkeit wieder einmal nicht zu überbieten“, so der SPD-Fraktionsvize Sören Bartol gegenüber dem „Spiegel“. FDP-Generalsekretär Volker Wissing schrieb auf Twitter: „Was mehr #grüne Politik für unser Land heißt: Mehr Verbote, mehr Gebote, weniger #Freiheit.“ Der bayerische FDP-Vorsitzende Daniel Föst bilanzierte: „Der Kampf der #Gruenen gegen das #Wohneigentum geht weiter.“
Unterstützung bekam Anton Hofreiter von der stellvertretenden Vorsitzenden der Grünen. „Die an den Haaren herbeigezogene Verbotsdebatte ist übrigens ein konservativer Trick, um nicht über Klimakrise und Wohnungsnot sprechen zu müssen“, äußerte sich Jamila Schäfer auf dem Kurznachrichtendienst. (Tim Vincent Dicke)