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Antisemitismus auf der Documenta: Ministerin Angela Dorn unter Druck

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Von: Hanning Voigts

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Blick auf die verhüllte, antisemitische Darstellung. © Swen Pförtner/dpa

Im Streit über Antisemitismus auf der Documenta wirft die hessische FDP Kunstministerin Angela Dorn vor, Warnungen nicht ernst genommen zu haben.

Die FDP im hessischen Landtag hält der hessischen Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) vor, die Gefahr antisemitischer Darstellungen auf der Documenta nicht ernst genug genommen zu haben. „Bei der Documenta wird Antisemitismus offen zur Schau gestellt, und das ist leider ein Skandal mit Ansage“, sagte Stefan Naas, kulturpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. Der Kulturministerinfalle „jetzt ihre eigene Nachlässigkeit auf die Füße.“ Dorn habe lange nicht zugeben wollen, dass einige beteiligten Künstler:innen antisemitische Positionen verträten, obwohl die FDP auf die sich bereits abzeichnenden Probleme aufmerksam gemacht habe, kritisierte Naas.

Am Montag war wegen judenfeindlicher Darstellungen in einem Beitrag der Gruppe „Taring Padi“ auf der Weltkunstausstellung in Kassel eine heftige bundesweite Debatte entbrannt.

Schon vor der documenta gab es Warnungen vor Antisemitismus

Noch vor kurzem habe man Dorn mit Fragen zur Documenta konfrontiert und gefordert zu prüfen, ob einzelne Werke antisemitische Botschaften senden könnten, so Naas. „Der Ministerin war es schon damals nicht gelungen, die Vorwürfe auszuräumen, aber aktiv geworden ist sie nicht“, kritisierte der FDP-Politiker. Die Kuratoren müssten jetzt ein Bekenntnis gegen Antisemitismus ablegen. „Wer dazu nicht bereit ist, kann nicht weiter für diese Documenta verantwortlich sein.“

Die kritisierte Ministerin forderte die Documenta unterdessen auf, den Vorfall umfassend aufzuklären. „Der bereits entstandene Schaden ist nicht zu relativieren“, sagte Angela Dorn am Dienstag. Es müsse aufgearbeitet werden, „wie es bei der Documenta geschehen konnte, dass eine solche Bildsprache öffentlich gezeigt wurde“. Man unterstütze Sabine Schormann, die Generaldirektorin der Documenta, darin, das Werk von Taring Padi ganz abzuhängen, erklärte Dorn. Auch weitere Werke der Gruppe müssten noch einmal in den Blick genommen werden.

Klare Distanzierung von der Erklärung der Gruppe „Taring Padi“

„Ich habe immer gesagt, dass antisemitische Ressentiments und Antisemitismus auf der Documenta nicht zum Ausdruck kommen dürfen; das haben auch die Documenta und das Kuratorenkollektiv ruangrupa selbst immer wieder betont“, formulierte Dorn. „Umso bedauerlicher ist es, dass diese Motive hier aufgehängt wurden.“

Von einer Erklärung der Gruppe Taring Padi, in der es hieß, die Darstellungen in all ihren Werken sollten niemanden negativ darstellen und seien „kulturspezifisch auf unsere eigenen Erfahrungen bezogen“, distanzierte Dorn sich. „Das Kunstwerk enthält antisemitische Chiffren, von denen Jüdinnen und Juden sich zurecht verletzt fühlen“, urteilte die Ministerin.

(Hanning Voigts)

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