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Greenpeace-Chefin ins AA: Union spricht von „Lobbyistin“ - Baerbock von „Traumbesetzung“

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Außenministerin Annalena Baerbock beauftragt Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan als Beraterin. Kritik kommt von der Union.

Berlin - Die Bundesregierung holt die bisherige Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan als Klima-Sonderbeauftragte ins Auswärtige Amt. Das teilte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Mittwoch (09.02.2022) mit. Morgan soll in dem neu geschaffenen Posten die internationale Klimapolitik voranbringen. Die 55-jährige Morgan ist seit 2016 an der Seite von Bunny McDiarmid an der Spitze von Greenpeace International.

Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan wechselt ins Auswärtige Amt

„Ich bin froh, dass die internationale Klimapolitik in Deutschland heute ein Gesicht bekommt“, sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) dazu am Mittwoch in Berlin. „Das ist für mich eine Traumbesetzung“, fügte sie mit Blick auf Morgan hinzu.

Die neue Sonderbeauftragte werde nun „als Steuerfrau unsere internationale Klimapolitik lenken“, sagte Baerbock. Ihre Ernennung sei auch Ausdruck des globalen Charakters der Klimakrise und deren Bekämpfung. Baerbock kündigte zudem an, sie werde die deutschen Botschaften weltweit durch Umwidmung von Ressourcen „zu Klimabotschaften machen“.

Die bisherige Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan werde „als Steuerfrau unsere internationale Klimapolitik lenken“, sagte Baerbock.
000_9Z28T2.jpg © JOHN MACDOUGALL

Annalena Baerbock: „Froh, dass die internationale Klimapolitik in Deutschland ein Gesicht bekommt“

„Ich fühle mich sehr geehrt durch das Vertrauen“, sagte Morgan zu ihrer Ernennung. Sie sehe ihr neues Amt als „einmalige Chance“, in neuer Funktion das umzusetzen, wofür sie seit 30 Jahren eintrete. Sie wolle ihre internationale Erfahrung einbringen, um die klimapolitischen Ziele Deutschlands und der EU weltweit einzubringen. „Die Zeit drängt, wir brauchen eine nie dagewesene internationale Zusammenarbeit“, betonte die Klimaexpertin.

Scharfe Kritik an der überraschenden Personalentscheidung kam von der CDU/CSU. „Dass jetzt internationale Lobbyisten, egal in welcher Sache, die Führung von Bundesministerien übernehmen sollen, finde ich selbst für diese Bundesregierung überraschend“, sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt dem Münchner Merkur.

Annalena Baerbock (Grüne) holt Greenpeace-Chefin als Klima-Sonderbeauftragte ins Auswärtige Amt

Auch der Parlamentsgeschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Torsten Frei (CDU), erhob Lobbyismus-Vorwürfe. „Die Greenpeace-Aktivistin im Handumdrehen zur Staatssekretärin zu machen, passt nicht zu den jüngsten Vorgaben des Parlaments, den Einfluss von Interessenvertretern deutlicher zu kennzeichnen“, sagte Frei der Augsburger Allgemeinen. Eine prominente amerikanische Lobbyistin auf die Schnelle einzubürgern und zu verbeamten, sei ein höchst eigenwilliger Vorgang.

Morgan soll Baerbock zufolge ab 1. März zunächst Sonderbeauftragte und später Staatssekretärin im Auswärtigen Amt werden. Für die damit verbundene Verbeamtung muss Morgan jedoch zunächst die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen.
Für Deutschland gehörte Morgan bereits während der EU-Ratspräsidentschaft 2007 zum Beratergremium der Bundesregierung unter Leitung des Klimaforschers Hans Joachim Schellnhuber. Morgan hat in den USA Germanistik studiert und längere Zeit in Deutschland gelebt.

Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan: Wechsel als Beraterin ins Auswärtige Amt

Die Anti-Korruptionsorganisation Transparency International hält die Personalie und den Wechsel der bisherigen Greenpeace-Chefin in ein Regierungsamt für weitgehend unproblematisch. „Das Ziel ist, im Außenministerium den Klimaschutz voranzubringen, dazu braucht man Fachleute“, sagte der Vorsitzende von Transparency International in Deutschland, Hartmut Bäumer, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Es geht nicht um finanzielle Vorteile für Greenpeace, sondern um ideelle Anliegen. Das ist der Unterschied zu anderen Verbänden, bei denen Wirtschaftslobbyismus im Vordergrund steht.“ (df/afp)

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