Annäherung zwischen dem Iran und Saudi-Arabien – bald Frieden im Jemen?

Nach Chinas diplomatischen Bemühungen wollen der Iran und Saudi-Arabien ihre Botschaften wieder eröffnen und dem Bürgerkrieg im Jemen ein Ende setzen.
Riad/Teheran – Im Bürgerkriegsland Jemen hofft man auf einen Waffenstillstand. Grund dafür ist ein von China ausgehandeltes Abkommen zur Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zu Saudi-Arabien, schreibt das Wall Street Journal. Seit Jahren unterstützen Saudi-Arabien und der Iran im Jemen-Konflikt die jeweils andere Seite und heizen damit einen Krieg an, der katastrophale humanitäre Folgen hat und durch Raketen- und Drohnenangriffe der Huthi-Truppen auf das saudische Königreich über die Grenzen des Landes hinausgeht.
Saudi-Arabien und Iran wollen Botschaften wiedereröffnen
Eine Einstellung der Waffenlieferungen könnten nach Ansicht von Beamten aus den USA und Saudi-Arabien den Druck auf die militante Gruppe ausüben, um eine Vereinbarung zur Beendigung des Konflikts zu erreichen. Nachdem Saudi-Arabien und der Iran die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen sieben Jahre nach deren Abbruch bekannt gegeben hatten, erklärten Beamte beider Länder, der Iran werde die Huthis drängen, die Angriffe auf Saudi-Arabien einzustellen. Ein saudischer Beamter sagte, das Königreich erwarte, dass der Iran ein Waffenembargo der Vereinten Nationen einhalte, das verhindern soll, dass Waffen an die Huthis geliefert werden. In den nächsten zwei Monaten solle die beiden Länder zudem ihre Botschaften wiedereröffnen.
Derzeit liegt die oberste Priorität bei einer Verlängerung der Waffenruhe, die im Jemen seit fast einem Jahr hält. Zwar war diese im Oktober ausgelaufen, aber die rivalisierenden Fraktionen haben sich weitgehend an die Bedingungen gehalten. Die Luftangriffe der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition und die grenzüberschreitenden Angriffe der Huthis sind seither stark zurückgegangen.
Pekings Einfluss nimmt am Golf zu, USA verliert an Gewicht
Sollte die von Peking vermittelte diplomatische Einigung Bestand haben, könnte dies das Gleichgewicht in der Region verändern. Dadurch hätte China mehr diplomatischen Einfluss am Persischen Golf, schreibt das WSJ. Washington würde in der Region Einfluss verlieren und Israels Bemühungen um offene politische Beziehungen zu muslimischen Ländern in aller Welt bremsen.
Grund für die diplomatische Eiszeit zwischen dem Iran und Saudi-Arabien war der Bürgerkrieg im Jemen. Huthi-Kämpfer hatten 2014 die jemenitische Hauptstadt eingenommen und die international anerkannte Regierung aus dem Amt gedrängt. Im darauffolgenden Jahr startete Saudi-Arabien eine Militäroffensive gegen die Huthis, der sich zu einem langwierigen Krieg. Bei dem Stellvertreter-Krieg waren bislang mindestens 150.000 Menschen gestorben.
Gesundheitsversorgung im Jemen vor Zusammenbruch
Unterdessen gibt die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ bekannt, dass die medizinische Versorgung im Jemen kurz vor dem Zusammenbruch steht. In der Stadt Abs im Norden des Landes etwa gebe es für rund eine Million Menschen nur ein Krankenhaus, erklärte die Hilfsorganisation am Freitag. Viele Patientinnen und Patienten müssten sich Betten teilen, die Notaufnahme und die Entbindungsstation seien überlastet.
„Die drastischen Auswirkungen des langwierigen Konflikts auf das Gesundheitssystem erfordern zusätzliche Anstrengungen von Gebern und humanitären Organisationen“, forderte die Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen im Jemen, Caroline Ducarme. Die Helfer seien dem Bedarf in dem Krankenhaus in Abs in der Provinz Hadscha trotz einer Ausweitung des Einsatzes nicht mehr gewachsen. „Die Unterstützung des Krankenhauses in Abs ist zu einer der größten humanitären Maßnahmen von Ärzte ohne Grenzen weltweit geworden, aber heute haben wir die Grenzen unserer Kapazitäten erreicht“, erklärte Ducarme. (EP/dpa)