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„Angriff auf Iran wäre Dummheit“

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Von: Inge Günther

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Premier Benjamin Netanjahu.
Premier Benjamin Netanjahu. © dapd

Der Ex-Mossad-Chef Meir Dagan kritisiert die Regierungslinie von Premier Benjamin Netanjahu bezüglich eines Präventivschlags gegen den Iran. Seine Gegenmeinung wird als Versuch verstanden, eine potenzielle Militäroffensive zu vereiteln.

Ex-Mossad-Chef Meir Dagan nimmt kein Blatt mehr vor den Mund, wenn er von einem Präventivschlag gegen den Iran spricht. Er hält rein gar nichts davon. Die Idee sei „eine Dummheit“, sagte der gerade aus Israels Auslandsgeheimdienst Ausgeschiedene im krassen Gegensatz zur Regierungslinie. Betont doch Premier Benjamin Netanjahu gerne, dass „alle Optionen“ in Frage kommen müssten, um das Regime in Teheran daran zu hindern, Atommacht zu werden.

In seiner ungewöhnlich langen Amtszeit galt Dagan als Meister gezielter Sabotageakte gegen feindliche Rüstungsprogramme. Seine öffentlich deklarierte Gegenmeinung zu Netanjahu – er nutzte dafür einen Vortrag in der Hebräischen Universität – wird als Versuch verstanden, eine potenzielle Militäroffensive zu vereiteln. Zwei andere ehemalige Mossad-Chefs gaben Rückendeckung. Vergrätzt monierten Regierungsmitglieder indes, bei aller Wertschätzung für den einstigen Mossad-Boss hätte der sich im Sinne der Landesverteidigung besser zurückgehalten.

Die Gefahr einer Atombombe in den Händen der Mullahs verkennt Dagan natürlich nicht. Aber zu glauben, entsprechende Installationen könnten mit Luftangriffen nachhaltig zerstört werden, sei der „dümmste Einfall“, von dem er je gehört habe. Erstens besitze Iran geheime Infrastrukturen, die kein internationaler Atominspektor je zu Gesicht bekomme. Sie seien über das ganze Land verstreut und würden von einem Versteck ins andere gebracht, was sie schwer angreifbar mache – im Unterschied etwa zu dem irakischen Reaktor von Saddam Hussein, den Israels Airforce 1981 zerstörte. „Wenn jemand im Iran entscheidet, ein Zentrifugenlaboratorium unter eine Schule zu bauen“, so Dagan, „hat er kein Problem damit“.

Zweitens würde ein Militärschlag einen Regionalkrieg heraufbeschwören. Ein Fall, bei dem Israel mit monatelangem Raketenbeschuss rechnen müsste. Nicht nur aus dem Iran, auch seitens der Hisbollah im Libanon. Kurzum, ein Präventivschlag mit zweifelhaftem Ausgang und erheblichem Potenzial für Komplikationen ergebe keinen Sinn.

Nicht zuletzt verwies Dagan auf interne Machtkämpfe in Teheran. Tatsächlich sind sich offenbar sogar der oberste Religionsführer Ali Chamenei und Präsident Mahmud Ahmadinedschad nicht mehr grün. Laut iranischen Internetseiten soll Chamenei am Wochenende dem Präsidenten ein Ultimatum gestellt haben. Entweder dieser stelle den jüngst gefeuerten Geheimdienstminister wieder ein. Oder Ahmadinedschad könne gleich selbst abtreten.

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