An der Kohle hängt alles

Deutschland muss mit gutem Beispiel vorangehen, damit andere Länder wie China dem Beispiel folgen.
Raus aus der Kohle. Ohne Ausstieg aus dem CO2-reichsten Energieträger kann man alle Klimaziele vergessen. Das ist allen klar, und doch ist es mühsam, den Kohleausstieg umzusetzen. Hierzulande gilt offiziell noch 2038 als Datum, an dem das letzte Kohlekraftwerk vom Netz gehen soll. Um auf einen 1,5-Grad-Pfad zu kommen, ist das zu spät. Immerhin, so der Deal, den Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mit RWE machte, soll der Ausstieg im Westen der Republik auf 2030 vorgezogen werden. Im Osten steht das noch aus. Ob die Bundesregierung auch dort schafft, was laut Koalitionsvertrag „idealerweise“ geschehen muss, ist offen.
Doch oft wird ausgeblendet: Kohle wird nicht nur eingesetzt, um damit Strom herzustellen. Große Mengen gehen auch in die Stahl-, Zement- und Chemieproduktion. Und werden hier keine Alternativen geschaffen, etwa durch grünen Wasserstoff, droht die Kohlenutzung weiter auf gefährlich hohem Niveau zu bleiben. Das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hat diesen Zusammenhang für die Kohle weltweit analysiert, und es kommt zu einem dramatischen Ergebnis.
Nämlich: Wird der Nicht-Strom-Sektor nicht aktiv angegangen, betragen die Chancen für einen kompletten Kohleausstieg bis Mitte des Jahrhunderts weniger als fünf Prozent. Die Folge ist, es gäbe kaum Hoffnung, bis 2050 global Netto-Null-Emissionen zu erreichen, die Voraussetzung dafür, die Klimarisiken einigermaßen beherrschbar zu halten. Das Problem ist, bei einem Strom-Kohleausstieg sinkt in diesem Sektor zwar der CO2-Ausstoß, das überschüssige Kohleangebot verlagert sich aber in andere Industriezweige, etwa die Schwer-Industrie. Diese profitiert von sinkenden Kohlepreisen, setzt mehr von dem Klimakiller ein, und die Gesamtemissionen sinken trotz „Kohleausstieg“ nicht.
Das heißt, die Länder müssen alle Kohle-Sektoren umsteuern, nicht nur die Verstromung. Dabei spielt China die zentrale Rolle, da das Land derzeit mehr als die Hälfte der Kohle weltweit produziert und verbraucht. Steuert Peking nicht in allen Sektoren um, wird es laut der Analyse seine Ankündigungen nicht einhalten können, den Höhepunkt seiner Emissionen vor 2030 zu erreichen. Dann könnte der Rest der Welt die Sache auch nicht mehr herumreißen.
Aber so defätistisch sollte man nicht sein. Denn wenn Länder wie Deutschland nun auf Alternativen wie grünen Stahl umsteigen und zeigen, dass das geht, wird auch China folgen. Bei der Solarenergie war das auch schon so, und da hat das Land uns längst überholt.