„Putin braucht einen Sieg“: Experte erklärt Russlands Plan für die Großoffensive
Läuft die Großoffensive Russlands im Ukraine-Krieg bereits? Oder steht sie noch bevor? Militärexperte Mick Ryan hat eine klare Meinung – und liefert Begründungen.
München – Am 24. Febraur jährt sich der Ukraine-Krieg zum ersten Mal. Experten gehen daher davon aus, dass Wladimir Putin nun zum großen Schlag ausholen könnte. Das Wort Großoffensive steht im Raum. Manche Kriegsbeobachter gehen sogar bereits so weit zu behaupten, eine derartige Offensive habe längst begonnen. Oder sind die aktuell verstärkt ausfallenden Angriffe in der Ostukraine nur ein Test?
Besonders in der Region um Bachmut und Wuhledar wird erbittert gekämpft. Bisher hält die Ukraine den Angriffen stand – wohl auch wegen einer neuen Minen-Taktik. Laut Militärexperte Mick Ryan könnte die heftige Angriffswelle allerdings lediglich ein Vorbote dessen sein, was im Ukraine-Krieg nun bevorsteht. Seine Gedanken dazu teilte Ryan ausführlich auf Twitter.
Russlands neue Offensive noch gar nicht gestartet? Experte glaubt, dass der große Teil noch bevorsteht
Laut dem Ex-General sei es „unwahrscheinlich“, dass die aktuellen Attacken die von russischen Militärbloggern erhoffte große Offensive von Wladimir Putins Truppen darstellen. In diesem Falle seien die laufenden Angriffe lediglich „Sondierungen und Aufklärungsmissionen“, um die Stärke, Dispositionen und mögliche Reaktionen der ukrainischen Seite zu testen.

Aber wenn das nur die Vorboten sind, wann startet dann die große Offensive und vor allem warum? Ryan nennt drei Gründe hierfür. Der erste und laut ihm „wichtigste“ Grund ist die politische Seite. „Putin braucht einen Sieg“, stellt Ryan klar heraus. Allein schon, um zum Jahrestag des Krieges zeigen zu können, dass die Invasion voranschreite. Die Angriffe auf die Energieinfrastruktur hätten lediglich dazu geführt, dass die Ukraine noch mehr Hilfe aus dem Westen erhalten habe. Ein Sieg würde nicht nur wichtigen Landgewinn, sondern auch einen „Momentum-Wechsel“ bewirken können.
Gründe für anstehende Russen-Großoffensive: Putin braucht dringend einen Erfolg
Grund zwei laut Ryan: Eine Großoffensive von russischer Seite würde es ermöglichen, Gegenoffensiven der Ukraine zu unterbinden, indem man die Truppen von Wolodymyr Selenskyj in die Defensive drängt. „Die Russen werden ihre Angriffe in den kommenden Wochen nutzen, um zumindest einige der ukrainischen Offensiven von 2023 zu ruinieren“, erklärt Ryan.
Ryans dritter und letzter Grund: Die russischen Kommandeure werden daran interessiert sein, ihre Streitkräfte in einer besseren Ausgangslage zu haben und in einfacher zu verteidigendes Gelände zu kommen, sobald die Panzer-Lieferungen des Westens in der Ukraine eintreffen. „Im zweiten Quartal von 2023 wird das ukrainische Offensiv-Potenzial deutlich größer sein“, merkt Ryan an. Jenes der Russen im Ukraine-Krieg hingegen sei aktuell mindestens „fragwürdig“. Besonders für Angriffe bräuchte man laut Ryan „gut trainierte und ausgerüstete Soldaten und erstklassige Führungskräfte sowie detaillierte Planung“. Die vielen unerfahrenen russischen Rekruten seien nicht auf diesem Stand. Umso wichtiger ist es für Putin, schnell wieder in eine bessere Position zu kommen.
Erfolg durch Großoffensive im Ukraine-Krieg? Experte Ryan schätzt Chancen gering ein
Ryan glaubt deshalb dennoch, dass es eher „unwahrscheinlich“ sei, dass die Russen mit ihrer Großoffensive einen wirklichen „Durchbruch erzielen, bei dem sie tief in ukrainisches Territorium eindringen und deren Verteidigungslinie aushebeln“. Dass es um die russischen Einheiten schlecht bestellt sei, hätten zuletzt auch die Kämpfe in Bachmut und Wuhledar gezeigt. In letzterem Ort soll Putins Armee sogar eine ganze Elite-Einheit verloren haben. Dennoch geht Ryan davon aus: „Wir werden sehr wahrscheinlich eine Serie rollender russischer Angriffe entlang der Ost-Front sehen“.
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