Erdogan droht den USA – „werdet Preis bezahlen“
Ärger in der Nato: Erdogan wirft den USA vor, ihre Versprechen beim Thema Kampfjets gegenüber der Türkei nicht einzulösen. Jetzt droht der türkische Präsident mit neuen Bündnissen.
Bilecik – In einer Rede hat Recep Tayyip Erdogan den USA unverhohlen gedroht. Sollte der Nato-Partner seine Versprechen nicht einlösen, werde er „den Preis dafür zahlen müssen“. Laut dem Staatspräsidenten hat die Türkei 1,4 Milliarden US-Dollar für Kampfjets des Typs F35 gezahlt, diese aber nie erhalten. „Nun wollen wir F16-Kampfjets kaufen, aber Ihr gebt sie uns nicht. Dasselbe habt ihr bei den F35 gemacht“, so Erdogan. „Wir als muslimische Türken halten unser Versprechen und das erwarten wir auch von Euch.“
Die Drohung in Richtung der USA sprach Erdogan auf einer Veranstaltung in der türkischen Stadt Bilecik aus, die unter dem Namen „Treffen mit jungen Menschen“ lief. Motto der Veranstaltung war: „Unsere Wurzel sind in der Vergangenheit, unsere Augen in der Zukunft“ – wohl eine Anspielung auf die Geschichte des Osmanischen Reiches.
Kampfjets für die Türkei: Recep Tayyip Erdogan droht den USA mit neuem Bündnis
In seiner Rede drohte Erdogan den USA mit weitreichenden Konsequenzen, sollten sie ihre Versprechungen gegenüber der Türkei nicht einhalten. Seine Regierung sei bereit, andere Bündnispartner für die Türkei zu suchen. Fündig könnte man bei den internationalen Feinden der USA werden. „Wir haben ihnen gesagt, dass wir mit Dreiergespräche planen, mit Russland, Syrien und der Türkei. Wir können auch den Iran dazunehmen. Lasst uns auch den Iran integrieren“, so Erdogan zum Saal, der vor allem mit jungen Türkinnen und Türken gefüllt zu sein schien.

Sein Land sei in der Lage, in solchen Gesprächen auch einen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg zu erreichen. Die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine sind zum Erliegen gekommen. Vermittlungsversuche der Türkei waren in der Vergangenheit immer wieder gescheitert.
Recep Tayyip Erdogan spricht über Waffengeschäfte der Türkei mit Russland
Die Türkei ist einer der wenigen Nato-Mitgliedsstaaten, die nach wie vor mehr oder weniger enge Beziehungen zu Russland pflegen. Erdogan kam auch auf Waffengeschäfte zwischen den beiden Ländern zu sprechen. So sei er - wohl von der Regierung Joe Bidens - aufgefordert, keine Raketen des Typs S400 mehr von Russland zu kaufen. „Sie haben uns gesagt: Gebt die S400 auf. Das machen wir nicht. Wir haben sie bereits gekauft. Sie befinden sich in unserem Besitz“, so der türkische Staatspräsident.
In der Türkei befinden sich Erdogan und seine AKP mitten im Wahlkampf. Die Türkei-Wahl wurde vorverlegt. Termin ist nun der 14. Mai 2023. Laut Umfragen droht der Regierung Erdogans die Abwahl. Das gilt es für den Präsidenten zu verhindern - und dafür ist sich Erdogan offenbar auch nicht zu schade, markige Ansagen an den eigentlichen Bündnispartner USA zu richten. (dil)