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Afghanistan: Machtübernahme durch Taliban - Merkel kritisiert Abzug der USA

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Von: Tobias Utz, Melanie Gottschalk, Tim Vincent Dicke, Nico Scheck

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Die Taliban nehmen den Präsidentenpalast in Kabul ein und erklären ihren Sieg. Nun äußert sich auch Kanzlerin Merkel zur Situation.

+++ 13.00 Uhr: Kanzlerin Angela Merkel erwartet nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan eine wachsende Zahl von Geflüchteten. „Wir sollten alles tun, um den Ländern dabei zu helfen, die Geflüchteten zu unterstützen“, sagte Merkel nach AFP-Informationen in der Sitzung der CDU-Parteigremien in Berlin. Die Kanzlerin zeigte sich demnach erschüttert über die Lage in Afghanistan. „Für die vielen, die an Fortschritt und Freiheit gebaut haben - vor allem die Frauen - , sind das bittere Ereignisse“, wurde Merkel gegenüber AFP zitiert.

Die Kanzlerin ließ demnach auch Kritik an der Entscheidung der US-Regierung zum Abzug der Truppen durchblicken. Diese Entscheidung habe vor allem „innenpolitische Gründe“ gehabt, sagte Merkel laut Teilnehmern. Der Abzug der US-Truppen habe einen „Domino-Effekt“ ausgelöst, der zum Zusammenbruch von Afghanistans Armee und Regierung und zur Machtübernahme der Taliban geführt habe.

Angela Merkel
Angela Merkel zeigt sich erschüttert über die Lage in Afghanistan. © Christian Mang/dpa

Machtübernahme durch Taliban - Luftraum über Afghanistan gesperrt

+++ 11.42 Uhr: Die Lufthansa und ihre Tochterfluggesellschaften setzen die Überflüge über Afghanistan aus. Dies gelte „bis auf Weiteres“, teilte der Konzern am Montag in Frankfurt am Main mit. Dadurch verlängere sich unter anderem die Flugzeit bei Flügen nach Indien um bis zu einer Stunde. Zugleich prüfe die Lufthansa in Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt, wie sie die Bundesregierung bei der Evakuierung von deutschen Staatsangehörigen und lokalen Kräften „zeitnah“ unterstützen könne.

Afghanistan: Chaotische Szenen in Kabul – drei Tote nach Schüssen am Flughafen

+++ 10.15 Uhr: Mindestens drei Menschen wurden laut Wall Street Journal am Montagmorgen durch Schüsse am Flughafen in Kabul getötet. Tausende afghanische Bürger:innen hoffen, dort noch einen Flug zu bekommen, um vor den radikal-islamischen Taliban fliehen zu können. US-Soldat:innen haben das Terminal gesichert, um die „sichere Abreise“ von Mitarbeitenden der USA und verbündeter Staaten in Zivil- und Militärflugzeugen zu ermöglichen.

Am Montagmorgen feuerten US-Soldaten laut der Nachrichtenagentur AFP am Flughafen von Kabul in Afghanistan Schüsse in die Luft ab, um eine riesige Menschenmenge auf dem Rollfeld unter Kontrolle zu bringen. Wie es zu den Toten kam, ist noch unklar.

+++ 8.26 Uhr: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will alles tun, damit die Stabilität in Afghanistan und der Region nicht gefährdet wird. Dazu will er nach eigenen Angaben die Kooperation mit Pakistan intensivieren – auch, um eine potenzielle Geflüchtetenwelle zu stoppen. Am Sonntag kam es deshalb zu einem Gespräch zwischen dem pakistanischen Präsidenten Arif Alvi und Erdogan.

Afghanistan: US-Soldaten geben Schüsse am Flughafen von Kabul ab

+++ 7.34 Uhr: US-Soldaten haben am Flughafen von Kabul in Afghanistan Schüsse in die Luft abgegeben, um eine riesige Menschenmenge auf dem Rollfeld unter Kontrolle zu bringen. „Ich habe sehr viel Angst. Sie feuern viele Schüsse in die Luft“, sagte ein Zeuge der Nachrichtenagentur AFP am Montag. Nach der Einnahme von Kabul durch die radikalislamischen Taliban haben sich tausende Afghanen in der Hoffnung auf eine Möglichkeit zur Flucht am Flughafen versammelt.

+++ 6.47 Uhr: Nach dem Einmarsch der Taliban in Kabul haben US-Soldaten nach Angaben der Regierung in Washington den Flughafen der afghanischen Hauptstadt und seine Umgebung gesichert. Die Evakuierung der US-Botschaft in Kabul sei nun abgeschlossen, erklärte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, am Sonntag in Washington. Das gesamte Botschaftspersonal befinde sich nun auf dem Gelände des internationalen Hamid-Karsai-Flughafens, „dessen Umgebung vom US-Militär gesichert ist“.

Das US-Außenministerium hatte zuvor mitgeteilt, die US-Regierung ergreife „eine Reihe von Maßnahmen“, um den Flughafen der afghanischen Hauptstadt zu sichern und die „sichere Abreise“ von Mitarbeitern der USA und verbündeter Staaten in Zivil- und Militärflugzeugen zu ermöglichen.

Update vom Montag, 16.08.2021, 6.13 Uhr: Die Evakuierung deutscher Staatsbürger aus der afghanischen Hauptstadt Kabul hat begonnen. In der Nacht zu Montag landeten nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Afghanistan mit einem US-Flugzeug in Doha im Golfemirat Katar.

Taliban verkünden Sieg in Afghanistan

+++ 22.44 Uhr: Ein führender Repräsentant der Taliban hat den Sieg der radikalislamischen Gruppe in Afghanistan erklärt, wie der Spiegel berichtet. Mullah Baradar sagte demnach in einer Videobotschaft, dass dieser unerwartete Erfolg beispiellos in der Welt sei. Zuvor hatten die Taliban den Präsidentenpalast eingenommen.

+++ 21:57 Uhr: Nur wenige Stunden nach der Flucht des afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani haben Kämpfer der militant-islamistischen Taliban den Präsidentenpalast in der Hauptstadt Kabul eingenommen. Umgeben von Bewaffneten wandten sich Führer der Gruppe an Journalisten, wie am Sonntagabend auf Fernsehbildern zu sehen war.

„Unser Land wurde befreit und die Mudschaheddin haben in Afghanistan gesiegt“, sagte einer der bewaffneten Kämpfer dem TV-Sender Al-Dschasira, wie die Nachrichtenagentur afp berichtet.

+++ 21.14 Uhr: Der afghanische Präsident Aschraf Ghani hat sich gegenüber der Bevölkerung zu seiner Flucht aus dem Land geäußert. Er begründete seinen Schritt mit der Sorge um die Sicherheit der Bevölkerung in der Hauptstadt. Er sei geflohen, um „eine Flut des Blutvergießens zu verhindern“, erklärte Ghani in einem Facebook-Post. Wenn er geblieben wäre, wären „zahllose Patrioten“ getötet und Kabul zerstört worden, fügte er hinzu. Ghani sagte nicht, in welchem Land er sich inzwischen aufhält.

Heiko Maas: „Die Machtübernahme der Taliban steht unmittelbar bevor“

+++ 19.44 Uhr: Außenminister Heiko Maas (SPD) hat sich am Sonntagabend in einer spontan einberufenen Pressekonferenz zur Lage in Afghanistan geäußert. „Die Machtübernahme der Taliban steht unmittelbar bevor“, erklärte Maas. Noch heute Nacht sollen die ersten Flugzeuge starten. „Die Evakuierungsflüge finden zunächst von Kabul in ein Nachbarland statt; von dort nach Deutschland werden zivile Flugzeuge bereitgestellt.“

Zudem werde ein operatives Kernteam in Kabul bleiben. Dieses soll weitere Evakuierungen mitbegleiten.

+++ 19.38 Uhr: Offenbar stehen die Taliban kurz davor, das „Islamische Emirat Afghanistan“ auszurufen. Das berichtet die Press Association unter Berufung auf ein Taliban-Mitglied. Demnach soll die Erklärung vom Präsidentenpalast in Kabul aus abgegeben werden. Dieser wurde von den Taliban kampflos eingenommen.

Afghanistan: Taliban nehmen Präsidentenpalast ein - Flughafen in Kabul offenbar unter Beschuss

+++ 18.36 Uhr: Laut übereinstimmenden Medienberichten warnt die US-Botschaft in Kabul vor der Lage am Flughafen. Dort soll es offenbar Schüsse geben. Pikant daran: Über den Flughafen in Kabul laufen die Evakuierungen.

+++ 18.13 Uhr: Die Lage in Kabul eskaliert weiter. Laut Reuters haben Taliban-Kämpfer den Präsidentenpalast eingenommen. Offenbar wurde auch der Flughafen unter Beschuss genommen, wie die US-Botschaft warnt.

+++ 17.52 Uhr: Wie die Tagesschau berichtet, sollen Taliban-Kämpfer den afghanischen Präsidentenpalast nach Angaben eines Taliban-Kommandanten betreten haben. Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür laut Tagesschau aber noch nicht.

+++ 17.19 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird die Fraktionsvorsitzenden im Bundestag noch an diesem Sonntag über die dramatische Zuspitzung der Lage in Afghanistan unterrichten. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Fraktionskreisen. Dabei dürfte es auch um die Evakuierung des deutschen Botschaftspersonals, anderer deutscher Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte durch die Bundeswehr gehen. Die Unterrichtung soll den Angaben zufolge um 18.30 Uhr stattfinden. Zuerst hatte das ZDF über den Termin berichtet.

Deutschland hat seine Botschaft in Afghanistan wegen des Vorrückens der Taliban auf Kabul am Sonntag geschlossen und das Personal zum militärischen Teil des Flughafens in der afghanischen Hauptstadt verlegt. Das teilte Außenminister Heiko Maas (SPD) auf Twitter mit. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dort inzwischen eingetroffen und stellen ihre Arbeitsfähigkeit her“, erklärte Maas.

Afghanistan: Präsident Ghani flieht vor Taliban aus dem Land

+++ 16.17 Uhr: Afghanistans Präsident Aschraf Ghani hat am Sonntag Afghanistan verlassen. Wie der TV-Sender „Tolo News“ berichtete, soll der 72-Jährige die Regierungsgeschäfte an den amtierenden Verteidigungsminister Bismillah Mohammadi übergeben haben. Berichten zufolge sollen Ghani und das Kernteam aus Kabul nach Tadschikistan geflogen sein. Auch Ghanis früherer Stellvertreter und Vorsitzende des afghanischen Friedensrats, Abdullah Abdullah, erklärte in einem am Sonntag auf seiner Facebook-Seite veröffentlichten Video: „Der frühere afghanische Präsident hat die Nation verlassen.“ Einen offiziellen Rücktritt Ghanis gab es nicht.

Der afghanische Präsident Aschraf Ghani hat nach Angaben seines früheren Stellvertreters angesichts der erfolgreichen Taliban-Offensive das Land verlassen. „Der frühere afghanische Präsident hat die Nation verlassen“, sagte der Vorsitzende des afghanischen Friedensrats, Abdullah Abdullah, in einem am Sonntag auf seiner Facebook-Seite veröffentlichten Video. Zuvor waren die radikalislamischen Taliban bis an den Stadtrand der Hauptstadt Kabul vorgerückt.

+++ 15.36 Uhr: Die Taliban wollen Kabul „innerhalb der nächsten Tage“ einnehmen, wie der in Katar ansässige Taliban-Vertreter Suhail Schahin bei BBC betonte. Demnach wolle die Taliban eine „inklusive islamische Regierung“ bilden. In dieser sollen „alle Afghanen“ vertreten sein.

Zudem versicherte Schahin, dass man keine ausländischen Botschafter oder Staatsbürger angreifen werde. „Es wird kein Risiko für Diplomaten, Nichtregierungsorganisationen, für irgendjemanden geben“, erklärte er.

Afghanistan: Bundeswehr fliegt noch heute nach Kabul - Deutsche Botschaft evakuiert 

+++ 14.55 Uhr: Deutschland hat seine Botschaft in Afghanistan wegen des Vorrückens der Taliban auf Kabul geschlossen und das Personal zum militärischen Teil des Flughafens in der afghanischen Hauptstadt verlegt. Das teilte Außenminister Heiko Maas (SPD) am Sonntag auf Twitter mit. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dort inzwischen eingetroffen und stellen ihre Arbeitsfähigkeit her“, erklärte Maas.

Für den Nachmittag habe er erneut den Krisenstab der Bundesregierung einberufen. Es gehe darum, „Sofortmaßnahmen zur Sicherung und zur Ausreise deutscher Bediensteter und weiterer gefährdeter Personen aus Afghanistan auf den Weg zu bringen“.

+++ 13.45 Uhr: 100 deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger sollen nun doch schon heute aus Afghanistan ausgeflogen werden. Das berichtet die Bild-Zeitung unter Berufung auf interne Informationen. Demnach sollen ein Airbus A400M und ein Airbus A310 in die Luft steigen und die deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger in die usbekische Hauptstadt Taschkent fliegen. Von dort sollen Chartermaschinen die rund 100 Betroffenen zurück nach Deutschland bringen.

Ein ranghoher Offizier sagte dem Medienbericht zufolge, dass die Maschinen schon am Samstag bereit gewesen seien, nach Kabul zu fliegen. Doch das Auswärtige Amt habe einige Entscheidungen in die Länge gezogen. Bislang hatten die Behörde mitgeteilt, dass die Bundeswehr am Montag nach Afghanistan fliegen wollen.

Während die Taliban Kabul erobert, will die Bundeswehr die rund 100 Deutschen ausfliegen.
Während die Taliban Kabul erobern, will die Bundeswehr die rund 100 Deutschen ausfliegen. © Rahmat Gul/dpa

Afghanistan: Taliban sichern Ausländer:innen sichere Ausreise zu

+++ 12.30 Uhr: Die Taliban haben Ausländerinnen und Ausländern offenbar eine sichere Ausreise zugesichert. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Falls sie bleiben wollten, müssten sie sich bei den Taliban registrieren lassen, hieß es am Sonntagvormittag. Der Flughafen in Kabul solle geöffnet bleiben.

+++ 12.15 Uhr: Es finden bereits erste Gespräche zwischen der afghanischen Regierung und den Vertretern der Taliban im Präsidentenpalast statt. Das berichten internationale Medien übereinstimmend.

+++ 11.45 Uhr: Nachdem die Taliban am Sonntagmorgen erklärt haben, dass sie an einer friedlichen Übernahme der Hauptstadt Kabul interessiert seien, planen die radikalen Islamisten nun offenbar den „Transfer“, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet. Die Regierung will darin wohl einwilligen. Innenminister Abdul Sattar Mirzakwal äußerte sich dahingehend am Vormittag in einer Ansprache.

„Es wird keinen Angriff auf die Stadt geben“, sagte der Innenminister. Eine „Übergangsregierung“ sei geplant.

Afghanistan: Taliban startet Angriff auf Kabul

+++ 10.00 Uhr: Die Taliban haben einen Angriff auf die afghanische Hauptstadt Kabul gestartet. Das berichtet das Innenministerium am Sonntagmorgen. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge sind die Außenbezirke der Stadt die ersten Angriffspunkte der radikal-islamischen Organisation. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet zudem, dass Taliban-Anführer offenbar verlauten ließen, dass man keine Gewaltexzesse wolle. Wer flüchten wolle, habe die Möglichkeit dazu, hieß es.

+++ 9.25 Uhr: 84 Soldaten sind aufgrund des rasanten Eroberungszugs der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan ins Nachbarland Usbekistan in Zentralasien geflohen. Das teilte das usbekische Außenministerium am Sonntag in der Hauptstadt Taschkent mit. Die Mitarbeiter afghanischer Sicherheitsorgane hätten am Samstag um Hilfe gebeten. Drei von ihnen seien verletzt gewesen, hieß es. Laut usbekischen Angaben hielten sich zeitweise weitere afghanische Soldaten auf einer Brücke zwischen beiden Ländern auf. Sie seien mittlerweile wieder umgekehrt.

+++ 8.30 Uhr: Armin Laschet hat eine schnelle Evakuierung der früher für Deutschland arbeitenden Ortskräfte in Afghanistan mithilfe der Bundeswehr gefordert „Diese Leute, die uns geholfen haben, Afghanen, die mutig waren, der Bundeswehr zu helfen, müssen jetzt rausgeholt werden“, sagte der Unions-Kanzlerkandidat. „Die Bundeswehr muss diese Menschen retten, das ist unsere moralische Verpflichtung nach allem, was sie für uns geleistet haben“, so Laschet auf dem Landestag der hessischen Jungen Union in Gießen.

Afghanistan: Joe Biden droht Taliban

+++ 7.45 Uhr: Die militant-islamistischen Taliban haben nun auch die wichtige Großstadt Dschalalabad im Osten Afghanistans übernommen. Das bestätigten zwei Provinzräte der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. Damit verliert die Regierung die vorletzte noch unter ihrer Kontrolle stehende Großstadt des Landes.

+++ 6.00 Uhr: US-Präsident Joe Biden hat den Taliban mit einer militärischen Reaktion auf ihren Vormarsch in Afghanistan gedroht. Statt der bislang vorgesehenen 3000 Soldaten sollen nun „etwa 5000 Soldaten“ helfen, die Ausreise des Botschaftspersonals der USA und verbündeter Staaten, wie Deutschland, zu organisieren.

Dabei verteidigte Biden abermals seine Entscheidung, die Streitkräfte auf Afghanistan abzuziehen: „Ein weiteres Jahr oder fünf weitere Jahre US-Militärpräsenz hätten keinen Unterschied gemacht, wenn das afghanische Militär sein eigenes Land nicht halten kann oder will.“

„Ich werde diesen Krieg nicht an einen fünften Präsidenten weitergeben.“

Joe Biden, US-Präsident

Update von Sonntag, 15.08.2021, 5.30 Uhr: Zur Evakuierung des deutschen Botschaftspersonals in Kabul werden laut einem Zeitungsbericht am Montag Militärtransporter der deutschen Luftwaffe vom Typ A400M in die afghanische Hauptstadt fliegen. Diese Maschinen, die höchsten Schutz böten, sollten die Deutschen sicher außer Landes bringen, berichtet die Bild am Sonntag. Voraussichtlich werde in der usbekischen Hauptstadt Taschkent eine Drehscheibe für Zwischenlandungen der A400M-Maschinen eingerichtet. Von dort sollten die Passagiere mit Chartermaschinen nach Deutschland gebracht werden.

Maas über Afghanistan: „Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet“

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sagte der Zeitung, er räume der sicheren Ausreise des deutschen Botschaftspersonals aus Afghanistan höchste Priorität ein. „Oberstes Gebot ist jetzt die Sicherheit unseres Botschaftspersonals“, hob der Minister hervor. „Wir werden nicht riskieren, dass unsere Leute den Taliban in die Hände fallen. Wir sind für alle Szenarien vorbereitet.“
Die Bundesregierung ist laut Maas mit dem Bundestag über ein Mandat für den Evakuierungseinsatz im Gespräch. Angesichts der aktuellen Gefahrenlage ist nach Informationen der Bild am Sonntag eine nachträgliche Mandatierung wahrscheinlich.

+++22.12 Uhr: Bei ihrem Eroberungszug durch Afghanistan haben die Taliban auch die Großstadt Masar-i-Scharif im Norden eingenommen. Dort war bis vor wenigen Wochen ein großes Feldlager der Bundeswehr, seit Ende Juni sind die deutschen Soldaten aus dem Krisenstaat abgezogen. Damit hält die Regierung lediglich noch zwei Großstädte - Dschalalabad im Osten und die Hauptstadt Kabul.

Gegen 21 Uhr (Ortszeit) sollen die Islamisten in die wirtschaftlich starke Metropole Masar-i-Scharif eingedrungen sein, hieß es aus Sicherheitskreisen. Daraufhin hätten sie Gefangene aus dem Zentralgefängnis der Stadt freigelassen. Ein großer Teil der Sicherheitskräfte habe sich in den Bezirk Tschahar Kent und in das Camp Marmal in der Nähe des Flughafens zurückgezogen.

Masar-i-Scharif im Norden Afghanistans von Taliban eingenommen

Der Provinzrat Sabiullah Kakar sagte, die Stadt sei vollständig unter Kontrolle der Islamisten. Auch das 209. Armeekorps am Rande der Stadt sei gefallen, durch einen „Deal“ mit den Islamisten. Alle Errungenschaften der vergangenen 20 Jahre, sagte Kakar weiter, seien zunichte. Mohammad Atta Nur und Abuld Raschid Dostum sollen in die Stadt Hairatan an der Grenze zu Usbekistan geflohen sein und versuchen, die Grenze zu überqueren. Auch andere Sicherheitskräfte würden dasselbe versuchen. 

+++ 20.10 Uhr: Die Taliban haben auf ihrem Eroberungszug durch Afghanistan den ehemaligen Bundeswehr-Standort Masar-i-Scharif eingenommen. Dies berichtet die Bevölkerung der nordafghanischen Stadt am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. „Sie paradieren mit ihren Fahrzeugen und Motorrädern und schießen in die Luft, um zu feiern“, berichtete Atiqullah Ghajor, der in der Nähe der berühmten blauen Moschee der Stadt wohnt.

Afghanistan: Taliban belagern Kabul und wollen Hauptstadt „isolieren“

+++ 14.00 Uhr: Die Taliban sollen sich wenige Kilometer vor der afghanischen Hauptstadt befinden. Berichten zufolge wollen sie Kabul durch eine Belagerung „isolieren“ (s. Update von 12.00 Uhr). Internationalen Beobachtenden zufolge haben die Taliban zuvor das gesamte Gebiet der Provinz Logar eingenommen. Provinzbeamte seien festgenommen worden. Die Angaben, wie viele Kilometer die radikal-islamische Organisation noch von Kabul entfernt sei, gehen auseinander. Die Deutsche Presse-Agentur sprach in einer Mitteilung von 70 bis 80 Kilometern. Die Nachrichtenagentur AFP ging hingegen von 50 Kilometern aus.

+++ 12.00 Uhr: Nach dem Fall der zweit- und drittgrößten Stadt Afghanistans ist Kabul die letzte Bastion der Regierungstruppen, die anderswo kaum oder gar keinen Widerstand leisteten. Nun haben die islamistischen Taliban die afghanische Hauptstadt weitgehend umstellt – rund 50 Kilometer entfernt lagern sie von der Millionenstadt. Aus Washington D.C. hieß es dennoch, Kabul befinde „sich im Moment nicht in einer unmittelbaren Bedrohungslage“. Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums räumte jedoch ein, dass „die Taliban-Kämpfer versuchen, die Stadt zu isolieren“.

Derweil kündigte der afghanische Präsident Aschraf Ghani eine „Remobilisierung“ der Streitkräfte an. Dies habe „oberste Priorität“, sagte er am Samstag (14.08.2021) in einer Fernsehansprache. Zudem liefen „Beratungen“ mit politischen Verantwortungsträgern und internationalen Partnern über eine politische Lösung, um dem Land „Frieden und Stabilität“ zu sichern, versicherte der Präsident. Berichte über heftige Kämpfe gab es aus dem nördlichen Masar-i-Scharif. Die Stadt, wo die Bundeswehr zuletzt ihr größtes Feldlager hatte, ist das wirtschaftliche Zentrum der Region im Norden, die immer als Bollwerk gegen die Taliban galt. Der berüchtigte Kriegsherr Abdul Raschid Dostum hatte dort zuletzt seine Milizen versammelt. Die einzigen anderen größeren Städte, die noch nicht von den Taliban eingenommen wurden, sind Dschalalabad, Gardes und Chost.

„Fehlender Widerstand“ gegen Taliban: USA machen afghanischer Armee schwere Vorwürfe

Erstmeldung vom Samstag, 14.08.2021: Kabul/Washington D.C. – In großem Tempo erobern die Taliban weite Teile Afghanistans. Die US-Regierung hat den Sicherheitskräften und der Führung des Landes schwere Vorwürfe gemacht – angesichts des Vormarsches der radikalislamischen Terrorgruppe sprachen die USA von mangelnder Kampfbereitschaft.

Seit Beginn des vollständigen Abzugs der Nato-Truppen aus Afghanistan haben die Taliban große Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. In den vergangenen acht Tagen nahmen die Islamisten rund die Hälfte der 34 afghanischen Provinzhauptstädte ein, darunter zuletzt auch die zweitgrößte Stadt Kandahar. Am Freitag (13.08.2021) standen sie nach Eroberung der Provinzhauptstadt Pul-i-Alam nur noch 50 Kilometer vor Kabul, wie ein Regionalabgeordneter der Provinz Logar mitteilte.

USA werfen Sicherheitskräften Afghanistans gegen Taliban „fehlenden Widerstand“ vor

Es sei „beunruhigend“ zu sehen, dass die politische und militärische Führung nicht den „Willen“ gehabt habe, sich dem Vormarsch der Taliban zu widersetzen, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, dem Nachrichtensender CNN. Die USA hätten den „fehlenden Widerstand“ durch die afghanischen Streitkräfte nicht vorhersehen können, sagte Kirby im Interview mit dem Sender.

Auch der frühere deutsche Nato-General Egon Ramms machte im Gespräch mit dem Deutschlandfunk die afghanischen Sicherheitskräfte für die raschen Geländegewinne der Taliban verantwortlich. Diese seien durch die USA gut ausgerüstet und durch die Bundeswehr gut ausgebildet worden, ihnen mangele es aber an Kampfmoral. Neben der Angst vor den Taliban sei diese auch durch deren schlechte Bezahlung zu erklären. Es sei zwar zu erwarten gewesen, dass die Terrorgruppe nach dem Abzug der westlichen Truppen Teile des Landes zurückerobern würden – das Tempo des Vormarsches sei allerdings überraschend.

Röttgen fordert Einschreiten des Westens gegen Taliban in Afghanistan

Außenpolitiker Norbert Röttgen (CDU) forderte ein Einschreiten des Westens und der Bundeswehr gegen die Taliban. „Man darf nicht dabei zuschauen, wie Menschen, die uns lange verbunden waren, von den Taliban abgeschlachtet werden, wie Mädchen und Frauen alle hart erkämpften Rechte wieder verlieren“, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

„Der einseitige und übereilte Abzug aus Afghanistan war ein Fehler“, urteilte Röttgen. Deutschland müsse dies „offen gegenüber den USA kommunizieren und darauf drängen, dass sie ihre bereits stattfindende Luftunterstützung der afghanischen Streitkräfte intensivieren“. „Das können wir aber nur dann fordern, wenn wir auch selbst bereit sind, etwas zu leisten“, mahnte der Außenpolitiker.

Taliban-Vormarsch in Afghanistan: Botschaftspersonal wird ausgeflogen

Deutschland und andere westliche Staaten arbeiten derweil unter Hochdruck daran, Botschaftsmitarbeiter und Ortskräfte in Sicherheit zu bringen. Neben Deutschland kündigten andere europäische Länder wie Großbritannien und Spanien die Ausreise von Botschaftspersonal an. Die USA sagten das Ausfliegen Tausender Menschen täglich zu und veranlassten die Zerstörung sensiblen Materials in ihrer Botschaft in Kabul.

Taliban-Vormarsch: USA schicken 3000 Streitkräfte nach Afghanistan

Staaten wie Deutschland, Großbritannien, die Niederlande und Spanien entschlossen sich zur Reduzierung ihres Botschaftspersonals in Kabul. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) erklärte, die deutsche Botschaft solle „arbeitsfähig“ bleiben, das Personal werde aber „auf das operativ notwendige absolute Minimum“ reduziert. Dänemark und Norwegen kündigten die vorläufige Schließung ihrer diplomatischen Vertretungen in Kabul an.

Das US-Militär hatte am Donnerstag (12.08.2021) verkündigt, rund 3000 Streitkräfte als Verstärkung zum Flughafen Kabul zu verlegen, um die Reduzierung des Personals der US-Botschaft zu unterstützen. Rund 5000 weitere Streitkräfte werden zudem im Nahen Osten stationiert, um als mögliche Verstärkung bereitzustehen. (tvd/tu mit dpa/AFP)

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