AfD: Online-Portal "gegen links" gestartet

Die AfD hat ein bundesweites Onlineportal zur Erfassung angeblich linker Vorfälle gestartet.
Auf der Internetseite „Blick nach Links“ sollen laut der Partei unter anderem Straftaten gesammelt und über linke Netzwerke informiert werden. „Jetzt führen wir den Kampf gegen links“, sagte die AfD-Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch am Donnerstag bei der Vorstellung des Projekts in Berlin. Die Amadeu-Antonio-Stiftung reagierte entsetzt auf das Portal.
"Linksstaat" und "Netzwerke und Geldgeber"
Sucht man das Portal bei Google, scheint es unauffindbar zu sein. Landet man schließlich auf der Seite, grassieren Begriffe wie "Ideologie", "Linksstaat" und "Linke Gewalt" im Navigationsmenü der Seite. Dort tauchen scheinbare Artikel wie z.B. "Linksextreme Kinder verteidigen polnischen Intensivstraftäter" auf. Betrachtet man diesen Artikel etwas genauer, geht es tatsächlich um einen polnischen Kriminellen aus Berlin, der, so wie in der Überschrift suggeriert, von "linksextremen Kindern" verteidigt werden soll. Über die Kinder findet sich im Verlauf des Artikels allerdings nichts Weiteres.
Unter „Linke Gewalt“ ist eine interaktive Karte mit vermeintlich linken Straftaten publiziert. Öffnet man einen solchen Artikel, fällt schnell auf, dass vielen Meldungen jegliche Quelle fehlt.
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Das Stichwort „Ideologie“ suggeriert, dass „Blick nach Links" darüber aufklären möchte, wie grundsätzliche Strukturen linken Denkens aussehen. Stattdessen bekommt man eine ebenso bunt zusammengewürfelte Auswahl von Berichten über scheinbar linksorientierte Gewalttaten.
Finanziert wird das Projekt von der Berliner AfD, von Beginn an soll es aber auch bundesweite Vorfälle erfassen. Bislang sei ein Mitarbeiter dafür zuständig, Vorfälle zu sammeln, sagte von Storch. Quellen können den Angaben zufolge lokale Medienberichte sein, auch Bürger sollen Vorfälle melden können. Diese würden vor der Veröffentlichung sorgfältig auf ihre Richtigkeit geprüft, versicherte Berlins AfD-Landeschef Georg Pazderski.
AFD gegen Amadeu-Antonio-Stiftung
Auf dem Portal will die AfD außerdem Antworten einzelner Landesregierungen auf parlamentarische Anfragen zu „Netzwerken und Geldgebern“ zwischen linken Organisationen und staatlicher Seite sammeln. Von Storch räumte ein, der Verfassungsschutzbericht erfasse zwar bereits linksextreme Straftaten. Allerdings fehlten darin die „Geldflüsse“, bei denen Steuergelder direkt oder indirekt in linke Projekte fließen würden.
Die Partei kritisiert etwa die Amadeu-Antonio-Stiftung, die sich gegen Rassismus und Rechtsextremismus einsetzt und vom Bundesfamilienministerium gefördert wird. Ein Ex-Mitarbeiter der Stiftung wird verdächtigt, Anfang des Jahres das Auto eines AfD-Politiker angezündet zu haben.
AfD-Portal als „neues Instrument, um Hass zu schüren“
Die Amadeu-Antonio-Stiftung bezeichnete das neue Onlineportal als „neues Instrument, um Hass zu schüren“. Sprecher Robert Lüdecke warnte davor, die dort veröffentlichten Zahlen und Vorfälle ungeprüft zu glauben. Es sei eine bekannte Strategie der AfD, „dass Fälle und Äußerungen aus dem Kontext gerissen werden“, sagte Lüdecke der Nachrichtenagentur AFP. Es gehe offensichtlich darum, Engagement gegen Rechtsextremismus zu diffamieren.
Über den Zeitpunkt der Vorstellung des Portals sagte Lüdecke, die AfD stehe aktuell sehr unter Druck. Wegen des Mordes am CDU-Politiker Walter Lübcke werde öffentlich viel über Rechtsextremismus diskutiert. „Sie werden alles daran setzen, den Fokus der Debatte wieder zu verschieben“, sagte Lüdecke über die AfD.
Bislang findet sich auf der Seite „Blick nach Links“ zum Beispiel ein Artikel namens „Sozialistische Sümpfe in der Berliner Verwaltung“ über das Antifaschistische Pressearchiv. Außerdem gibt es etwa einen Text über einen Angriff auf eine Polizeiwache in Leipzig sowie die „sozialistischen“ Forderungen von Juso-Chef Kevin Kühnert. (marv/afp)
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