AfD-Chef Chrupalla fordert Ende der Russland-Sanktionen und Verhandlungen „vielleicht in Berlin“

AfD-Chef Tino Chrupalla fordert, „deutsche Interessen“ stärker in die aktuelle Ukraine-Politik zu integrieren. Er will im Krieg vermitteln - „vielleicht auch in Berlin“.
Berlin – AfD-Parteichef Tino Chrupalla ist nicht unumstritten. Auch wegen seiner Russlandnähe. 2020 traf er sich mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow in Moskau. Im Sommerinterview mit der ARD verteidigte sich Chrupalla: „Ich bin nicht Putins Sprechpuppe“. Zudem sagte der Parteichef: „Wir verurteilen diesen Angriff natürlich. Das betrifft und bestürzt mich, was in Osteuropa passiert.“ Es gehe aber auch um „deutsche Interessen“.
ARD-Sommerinterview: AfD will als „neutraler Vermittler“ im Ukraine-Krieg agieren
Chrupalla forderte einen diplomatischen Weg, den Krieg „so schnell wie möglich“ zu beenden – auch, damit Deutschland nicht in einen „dritten Weltkrieg“ hineingezogen werde. „Ich kann es einfach nicht hinnehmen, dass wir als Deutschland uns so freigiebig der Unterstützung welcher Seite auch immer hergeben und diesen Krieg sogar noch verlängern wollen.“ Deutschland müsse sich als „neutraler Vermittler“ dafür einsetzen, Russland an den Verhandlungstisch zu bringen, „vielleicht auch hier in Berlin“, sagte Chrupalla.
Auf die Frage, wie man den russischen Präsidenten Wladimir Putin dazu bringen sollte, mit dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj zu verhandeln, etwa über einen Waffenstillstand, antwortete der AfD-Chef: „Es weigern sich auch die Amerikaner, sich mit den Russen an den Tisch zu setzen, und da gehören die mit hin. Es ist nicht nur die Aufgabe von Selenskyj, sich mit Russland auseinanderzusetzen, sondern auch die Amerikaner, die dort eine gewichtige Rolle in diesem Konflikt spielen“.
Die Bundesregierung hat wiederholt darauf hingewiesen, die Ukraine sei ein souveräner Staat, der selbst über eine Vereinbarung mit Russland entscheiden müsse. Einen russischen „Diktatfrieden“ dürfe es nicht geben. Neben den Fragen des Moderators beantwortete Chrupalla bei der ARD auch Bürgerfragen. Beispielsweise antwortete er auf die Frage „Wer soll den Krieg gewinnen, die Ukraine oder Russland?“ mit „Keiner.“
ARD-Sommerinterview: Chrupalla fordert Ende der Sanktionen
Chrupalla, der weitere Waffenlieferungen für die Ukraine ablehnt, sprach zudem von einem „Wirtschaftskrieg gegen Russland“ und „absolut deplatzierten Sanktionen“. Der Sachse forderte, die Sanktionen gegen Russland zu beenden, weil diese deutschen Unternehmen und Bürgern „am meisten schaden“.
Chrupalla rechnet im Herbst als Folge steigender Energiepreise mit mehr Zustimmung für diesen Kurs. Im November und Dezember, wenn die Bürger und Unternehmen ihre Heizkostenabrechnungen erhielten, „dann werden wir mal sehen, wie dann die Zustimmung zu diesen Sanktionen noch ist“. Interessant war auch die Schnellfragerunde, in der Chrupalla mit kurzen Sätzen antworten musste. Auf die Frage „Krim – russisch oder ukrainisch“ sagte Chrupalla: „Ich denke, das wird russisch bleiben“.
AfD: Neun Wahlniederlagen in Serie - Chrupalla immer mit dabei
Die AfD ringt um ihren Kurs. Bei den vergangenen neun Landtagswahlen haben die Rechtspopulisten an Stimmen verloren. Bei der Bundestagswahl 2021 waren es 2,1 Prozentpunkte weniger, in Schleswig-Holstein flog die Partei aus dem Landtag.
AfD-intern kursiert eine Grafik, in der diese Wahlergebnisse aufgelistet werden. Inklusive Foto von Tino Chrupalla, mit Photoshop eingefügtem Blumenstrauß und einem ironischen „Glückwunsch“. Der Parteichef ist Hauptakteur der schwindenden Wahlerfolge. Jüngst wurde er auf einem chaotischen Parteitag als Parteichef bestätigt, jedoch mit relativ knapper Mehrheit von 53,4 Prozent. (as)