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Abholzung mit grünem Anstrich

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Von: Daniel Roßbach

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Umweltsiegel haben laxe Standards.

Dass Holzprodukte Siegel für eine nachhaltige Produktion tragen, garantiert nicht, dass entsprechende Standards tatsächlich eingehalten werden. Das berichtet das „Internationale Netzwerk investigativer Journalisten“(ICIJ). Demnach habe es seit 1998 weltweit circa 50 nachgewiesene Fälle gegeben, in denen zertifizierte Produzierende von lokalen Behörden für Verstöße bestraft wurden. Die Ziffer nicht entdeckter oder dokumentierter Vergehen sei sehr wahrscheinlich noch größer.

Zu einer laxen Handhabung von Umweltsiegeln trage auch bei, dass es bei Konsument:innen und in der Folge Unternehmen ein steigendes Interesse an solchen Auszeichnungen gebe. Um die größere Nachfrage danach zu bedienen, hätten die Organisationen hinter den am weitesten verbreiteten Nachhaltigkeits-Siegeln für Holz, FSC und PEFC, ihre Standards abgesenkt. Beide Organisationen sind in Deutschland ansässig, beide weisen die Vorwürfe zurück und betonen, die Siegel hätten positive Effekte auf die Umweltverträglichkeit der Forstwirtschaft.

Viele Fällungen illegal

Die Recherche moniert mehrere Umweltverstöße und unlautere Geschäftspraktiken in der Forstindustrie. Beispiele für illegale, nicht nachhaltige oder in Konfliktregionen stattfindende Abholzungen gebe es unter anderem in Frankreich, Kanada und Myanmar. Möglich werden solche Missstände unter anderem dadurch, dass es kaum staatliche Regeln für die Vergabe von Nachhaltigkeits-Zertifikaten gebe. Tätig sind in diesem Bereich etwa Wirtschaftsberatungs-Agenturen wie KPMG oder PwC.

Doch der Sektor sei „unreguliert“, was dazu führe, dass Firmen darin „nicht zur Verantwortung gezogen werden können, wenn sie nicht sorgsam arbeiten“, sagt Jonathan White, ein Mitarbeiter von „Client Earth“ - eine Wohltätigkeitsorganisation für Umweltrecht.

Der Einfluss von Zertifikat-Anbietern auf die Umweltfolgen von Abholzungen sei aber ohnehin begrenzt, weil ein großer Teil davon nicht nur außerhalb dieses Rahmens, sondern auch gegen das Gesetz stattfinde. So seien in Brasilien bis zu 90 Prozent aller Baumfällungen illegal, Staaten seien oft unwillig oder unfähig, die Einhaltung von Umweltauflagen zu erzwingen.

Die Abholzung von Wäldern, insbesondere wenn sie ohne Rücksicht auf Nachhaltigkeit geschieht, zerstört nicht nur lokale Ökosysteme, sondern trägt durch den Wegfall von CO2-Speichern und die klimaschädliche Nutzung gerodeter Flächen auch wesentlich zur Klimakrise bei. rba

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