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Wo die Bäume verschwunden sind

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Von: Joachim Wille

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Laubwälder haben nicht so gelitten wie Nadelwälder. Stratenschulte/dpa
Laubwälder haben nicht so gelitten wie Nadelwälder. Stratenschulte/dpa © Julian Stratenschulte/dpa

Der „Waldmonitor“ zeigt die Schäden, die in den vergangenen Trockenjahren entstanden sind

Die Waldverluste in Deutschland durch Trockenheit, Stürme und Schädlingsbefall sind offenbar in einigen Regionen größer als bisher angenommen. Ein „Waldmonitor“ der privaten Naturwald-Akademie zeigt, dass die Verluste an Nadelwald je nach Bundesland in den letzten Jahren bis zu zehn Prozent ausmachen. Bundesweit sind zum Beispiel Fichten und Kiefern viermal mehr betroffen als Laubwälder, so die Akademie.

Der Waldmonitor zeigt anhand von Satellitendaten die Entwicklung der Wälder in den Jahren 2016 bis 2020, die im Schnitt besonders trocken waren. Vor allem 2018 stach hier heraus. Auf einer Deutschlandkarte wird dabei angezeigt, wie viel Nadel- und Laubwald die einzelnen Bundesländer verloren haben. Darüber hinaus ist zu erkennen, in welchen Regionen der Wald besonders gelitten und somit an Vitalität verloren hat. Die Akademie hat den Monitor gemeinsam mit Spezialist:innen der Datenfirma Remote Sensing Solutions GmbH erstellt.

Die größten Verluste an Nadelwald in den letzten Jahren erlitten laut dem Monitor Nordrhein-Westfalen (10,3 Prozent), Sachsen-Anhalt (8,2 Prozent) und Hessen (8,1 Prozent). „Bei den Laubwäldern ist die Lage deutlich entspannter, wenn auch nicht gut“, so die Akademie. Negativer Spitzenreiter ist hier Sachsen-Anhalt, dort sind 1,9 Prozent der Laubwälder verlorengegangen. In Brandenburg und Nordrhein-Westfalen gibt es auf 1,3 Prozent der Laubwaldflächen keine Bäume mehr. Insgesamt zeigen die Analysen des Waldmonitors, dass die Größe der Flächen mit Waldschäden, rund 245 000 Hektar, in etwa den Angaben der Bundesregierung entsprechen.

Grundlage des Waldmonitors ist laut Akademie eine Analyse von frei verfügbaren Daten des Europäischen Copernicus-Satellitenprogramms. Der Satellit Sentinel-2 kartiert seit 2016 die Landoberfläche Europa mithilfe hochauflösender Kameras. Anhand von farbigen Flächen ist auf der Karte zu erkennen, wie es um den Wald steht. Rote Farben weisen Kahlflächen oder komplett abgestorbene Bestände aus. Orange Farbtöne zeigen Waldflächen mit einer deutlichen Vitalitätsverschlechterung der Wälder in den letzten Jahren, etwa durch Absterben oder Entnahme einzelner Bäume.

Die vergangenenJahre hätten gezeigt, dass die Folgen des Klimawandels eine regelmäßige, bundeseinheitliche Überprüfung des Waldzustandes notwendig mache, erläuterte Torsten Welle von der Akademie. „Die mit dem Klimawandel verbundenen Prozesse verändern den Wald so schnell, dass eine Stichprobe von circa 10 000 Bäumen der jährlichen Waldzustandserhebung nicht ausreicht, um den Vitalitätszustand des Waldes flächendeckend zu beschreiben.“ Mit dem Waldmonitor könnten jederzeit aktuelle Satellitenbilder eingespeist werden, um den Zustand des Waldes zu überwachen. Damit könnten Entscheider:innen in Politik und Forstwirtschaft auf Basis von aktuellen Satellitendaten eindeutig und schneller als bisher beurteilen, wie die Lage in den Wäldern ist.

Die Naturwald-Akademie ist eine 2016 gegründete unabhängige Forschungseinrichtung zum Thema Wald sowie Natur- und Klimaschutz mit Standorten in Berlin, Lübeck und Hamburg. Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates der Akademie ist Knut Sturm, der seit 2010 Bereichsleiter des Lübecker Stadtwaldes ist. Dessen naturnahes Waldbewirtschaftungskonzept wird von der Akademie ebenfalls unterstützt.

Link zur Karte:

https://map3d.remote-sensing-solutions.de/waldmonitor-deutschland/#

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