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Tornados verwüsten die USA – Werden Stürme wirklich stärker?

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Von: Joachim Wille

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Nach der jüngsten Tornado-Serie soll die US-Umweltbehörde nicht nur dieser Frage annehmen.

Washington D.C. – US-Präsident Joe Biden hat die nationale Umweltbehörde EPA angewiesen zu untersuchen, welche Rolle der Klimawandel bei den verheerenden Wirbelstürmen im Mittleren Westen und Südosten des Landes gespielt haben könnte. Es sei bekannt, „dass alles intensiver wird, wenn sich das Klima erwärmt“, sagte Biden. Welchen Einfluss dies genau auf diese Tornado-Serie gehabt habe, könne er aber nicht sagen.

In der Geschichte der USA hat es durchaus bereits Tornado-Ereignisse mit ähnlichen oder sogar noch schlimmeren Auswirkungen gegeben. So kostete 1925 der so genannte Drei-Staaten-Tornado in Illinois, Indiana und Missouri rund 700 Menschen das Leben, und 2011 gab es bei einem Wirbelsturm in Missouri mehr als 160 Tote.

In Mayfield, Kentucky, bereitet sich James Strickland vor den Überresten seines Hauses ein Frühstück zu. Scott Olson, Getty Images/AFP
In Mayfield, Kentucky, bereitet sich James Strickland vor den Überresten seines Hauses ein Frühstück zu. Scott Olson, Getty Images/AFP © AFP

USA: Forscher beobachten Wirbelstürme außerhalb der Tornado-Saison

Ungewöhnlich ist diesmal, dass die Wirbelstürme im Spätherbst auftraten. Die Tornado-Saison in den USA geht normalerweise von März bis Juni. Dann sind die Bedingungen in der Atmosphäre am ehesten so, dass sie entstehen können. Tatsächlich haben sich die fünf Tornados mit den höchsten Opferzahlen bisher alle in dieser Zeit ereignet.

Die aktuelle Katastrophe könnten einen neuen Trend markieren. Wetterexpert:innen schließen nämlich nicht aus, dass sich Wirbelstürme künftig häufiger auch im Herbst oder Winter bilden, weil sich aufgrund des Klimawandels auch dann warme Luftmassen bilden können, die ihr Entstehen möglich machen. Professor Victor Gensini von der Northern Illinois University sagte: „Ein Wort: bemerkenswert. Es war wirklich eine Art Spätfrühling mitten im Dezember.“

Tornados treffen vermehrt östliche Regionen in den USA

Diesmal jedenfalls waren die Voraussetzungen für heftige Tornados da. Warme und kalte Luftmassen trafen mit Wucht aufeinander, ausgelöst durch eine große Temperaturdifferenz zwischen dem Südosten des Landes mit über 25 Grad Celsius und dem Norden mit Unter-Null etwa in Minnesota. Hinzu kamen deutliche Windscherungen, also plötzliche, scharfe Änderung von Richtung und Geschwindigkeit der Winde in höheren und tieferen Luftschichten. Expert:innen glauben, dass auch das seit Herbst weltweit vorherrschende Klimaphänomen La Niña mitgespielt haben könnte.

Eine eindeutige Tendenz zur Zunahme extremer Tornados lässt sich in den USA bisher nicht exakt feststellen, möglicherweise aber auch eine Folge davon, dass sie schwer systematisch zu erfassen sind. Physikalisch betrachtet, gibt es zwei gegenläufige Tendenzen. So treibt wärmere Luft, die mehr Feuchtigkeit als kältere aufnimmt, Wirbelstürme an. Doch die Erwärmung kann auch dazu führen, dass die Windscherungen abnehmen. Die beiden Phänomene könnten sich aufheben. Festgestellt wurde jedoch, dass sich die übliche „Tornadostraße“ in den USA weiter nach Osten verlagert, weg von der Region Kansas-Oklahoma und in die Staaten, in denen die aktuellen Tornados auftraten – in die Regionen um das Mississippi-Tal.

US-Katastrophenbehörde warnt vor stärkeren Stürmen in Zukunft: das „neue Normal“

Die Nationale Koordinationsstelle für Katastrophenhilfe der USA (FEMA) jedenfalls wirbt dringend dafür, sich auf stärkere Sturmereignisse einzustellen. Deren obersten Bundesbeamtin für Notfall-Management, Deanne Criswell, sagte, diese starken Stürme seien im Zeitalter des Klimawandels das „neue Normal“. „Die Auswirkungen des Klimawandels sind die Krise unserer Generation.“ (Joachim Wille)

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