Bakterien und Hautalterung: Was sich auf der Haut tummelt – und was gegen Falten hilft
Junge und alte Haut unterscheiden sich nicht nur im Erscheinungsbild, sondern auch in der Zusammensetzung der schützenden Mikroorganismen, die unsere Haut besiedeln. Spielen Bakterien auch eine Rolle bei der Faltenbildung?
Berlin – Bei Bakterien denken viele zuerst an etwas Schlimmes. Multiresistente Keime in Krankenhäusern oder gefährliche Krankmacher wie Streptokokken kommen einem da schnell in den Sinn. Doch es ist wichtig zu wissen: Auch unser Körper ist von unzähligen solcher Bakterien – oder Mikroben – besiedelt. Im Darm befinden sich unglaubliche 100 Billionen Bakterienzellen. Und auch die Haut ist vollständig von Mikroben besiedelt. Nach dem Darm befindet sich dort die zweithöchste Bakteriendichte.
Im Alter verändert sich die Zusammensetzung der Bakterien auf der Haut
Je nach Körperregion und Kleidung ist die Zusammensetzung dieser Bakterienschicht unterschiedlich. Aber auch im Alter verändert sich der Mikrobenmix auf der Haut, das sogenannte Hautmikrobiom, wie eine neue Studie aus Großbritannien zeigt. In welchem Zusammenhang steht die Hautflora mit der Hautalterung und Hauteigenschaften wie Feuchtigkeitsgehalt und Straffheit, die sich im Alter ebenfalls verändern?
Die Haut ist das größte Organ im Körper. Sie schützt den Organismus vor äußeren Einflüssen und Krankheitserregern. Damit fungiert sie also gewissermaßen als eine Art „Türsteher“, wie die Hautärztin Dr. Yael Adler es gegenüber der Bild-Zeitung beschreibt. Das Immunsystem wird so ständig trainiert und sein Funktionieren gewährleistet. Im Fall der Haut gilt sogar – im Gegensatz zum Krankheitsfall – je mehr Bakterien, desto gesünder die Hautflora, da sie einander im Gleichgewicht halten, sodass keine Art zu stark dominant werden kann. Durch diesen Mechanismus ist die Haut optimal vor Krankheiten geschützt. Aber auch vor Hautalterung?
Im Alter sind bestimmte Bakterien weniger vorhanden als bei junger Haut – andere nehmen zu
Fakt ist, dass sich die Zusammensetzung des Mikrobioms bei junger und alter Haut unterscheidet. Auf der Haut junger Menschen sind vor allem die Arten Cutibacterium und Corynebacterium in großer Zahl vorhanden – und das bleibt im Erwachsenenalter lange Zeit relativ stabil, wie die Wissenschaftlerinnen der Universität von York und Hull in ihrer Studie schreiben, berichtet kreiszeitung.de.

Im weiteren Verlauf kommt es dann zu Verschiebungen, einige Bakterienstämme schrumpfen, andere verstärken sich mengenmäßig. So hat sich gezeigt, dass das Vorkommen von Cutibacterium und Lactobacillus im Alter abnimmt, Corynebacterium hingegen deutlich zulegt. Ist also Corynebacterium für die oft gefürchtete Hautalterung verantwortlich?
Sind die im Alter dominanten Bakterien an den Falten schuld?
Dass das Corynebacterium für die im Alter unvermeidlichen Falten im Gesicht die alleinige Schuld hat, dafür gibt es den britischen Forscherinnen zufolge keine Hinweise. Hauttrockenheit im Alter liegt vor allem daran, dass die Talgdrüsen nur noch reduziert arbeiten und die Haut insgesamt schlechter durchblutet wird. Auch der Kollagengehalt im Bindegewebe nimmt im Alter ab, die Haut verliert an Straffheit.
Adler unterstreicht ebenfalls: „Bakterien sind auf keinen Fall allein dafür verantwortlich, dass die Haut altert, sondern ein Aspekt davon“. Jedoch: Cutibacterium nimmt im Alter ab – und dieses Bakterium produziert beispielsweise Freie Fettsäuren, von denen die Haut möglicherweise profitiert.
Die Mischung der Bakterien könnte den Zustand der Haut im Alter beeinflussen
Der Zusammenhang zwischen der Zusammensetzung des Bakterienfilms auf der Haut und Faltenbildung im Alter müsse nun weiter untersucht werden. Die Mischung an Bakterien könnte aus wissenschaftlicher Sicht eher einen Einfluss auf die Hautalterung ausüben als ein einzelnes Bakterium allein. Der wichtigste Faktor in diesem Zusammenhang sind ohnehin äußere Einflüsse, wie zum Beispiel das Sonnenlicht.
Dafür spricht, dass Hautareale wie Hände und Gesicht, die über die Lebenszeit häufig der Sonne ausgesetzt sind, stärker und schneller altern als Bereiche, die fast immer bedeckt sind. Auch in der Studie, die im International Journal of Molecular Sciences erschienen ist, wird darauf eingegangen, dass äußere Faktoren die Haut anders altern lassen. Inwiefern das mit dem Bakterienfilm zu tun hat, müsse aber noch weiter untersucht werden.
Daher sollte man starkes Sonnenlicht auch möglichst vermeiden, wenn man seine Haut vor frühzeitigen Falten schützen möchte – ganz vermeiden lassen sie sich im Alter allerdings nicht. Ein guter Sonnenschutz ist auch schon in jungen Jahren ratsam, denn die Haut merkt sich jeden Sonnenbrand. Das führt nicht nur zu Falten, sondern kann im schlimmsten Fall auch Hautkrebs zur Folge haben. Auch Besuche im Solarium sowie Rauchen, Alkohol und Feinstaub lassen die Haut schneller altern.
Tipps, wie man die Hautflora im Gleichgewicht halten kann und sich vor Falten schützen kann
Allgemeine Tipps, um die Haut möglichst lange frisch und gesund zu halten, sind vor allem: Regelmäßiger Sport sowie auf ausreichenden Schlaf zu achten. Auch über die Ernährung kann man viel tun, um das Hautbild zu verbessern. So sollte man eine möglichst pflanzenbetonte Kost mit vielen Ballaststoffen gegenüber Fertiggerichten vorziehen.
Auch probiotische Lebensmittel wie Sauerkraut oder Joghurt können sich positiv auswirken, da die darin enthaltenen Mirkoorganismen die Darmflora stärken – was wiederum die Haut von innen stärkt.
Faltencremes dringen nicht tief genug in die Haut ein, um Falten „wegzubügeln“
Auch einige Anti-Aging-Wirkstoffe können der Haut ab 40 ebenfalls zugutekommen, sagt Hautärztin Adler. Dazu gehören Vitamin A, C, E und kurzzeitige Poly-Peptide. Falten einfach wegbügeln können aber auch diese Stoffe nicht, wie sie betont, auch wenn sich viele Menschen eine glatte, faltenfreie Haut bis ins Hohe Alter wünschen.
Faltencremes dringen allerdings gar nicht tief genug in die Haut ein, um diese wirklich glätten zu können. Ist die Haut trocken, solle man sie am besten mit hautähnlichen Lipiden eincremen. Dabei sollte man auf Duftstoffe, Farbstoffe und Konservierungsstoffe verzichten. Auch natürliche Fette wie Shea-Butter oder Kakakobutter können helfen, die Haut geschmeidig zu halten, aber nur an besonders trockenen Stellen.
Bei der Hautpflege gilt: „Weniger ist mehr!“
Auch könne man auch selbst Essigwasser herstellen, indem man einen Liter Wasser mit ein bis zwei Esslöffeln Apfelessig mischt. So könne man den Säureschutzmantel der Haut auf natürliche Weise stärken. Auch sei es ratsam, auf Desinfektionsmittel zu verzichten sowie auf Konservierungsmittel und alkalische Seifen. Bei der Kleidung sollte man eher auf Naturmaterialien wie Baumwolle statt auf Synthetikfasern setzen.
Bei der Hautpflege gelte laut Adler vor allem die Grundregel „Weniger ist mehr!“. Um Linien im Gesicht sollte man sich außerdem besser nicht zu viele Gedanken machen – denn diese kommen im Alter ohnehin. Sorgenfalten wegen ein paar Falten? Das wäre doch gelacht.