Gefährliche Chemikalien im Körper: Auch verbotene Stoffe in Weichmachern gefunden

Eine Untersuchung zeigt: Junge Menschen in der EU sind zum Teil stark mit Chemikalien belastet. Weichmacher werden besonders häufig nachgewiesen.
Die Menschen in Europa sind körperlich teilweise bedenklich hoch mit Schadstoffen belastet. Das ist das Ergebnis von EU-weiten Untersuchungen, die seit 2017 durchgeführt werden, koordiniert vom deutschen Umweltbundesamt (UBA). Bei vielen der untersuchten Substanzen müsse die Politik dafür sorgen, dass die Belastungen sinken, betonen die an der Studie beteiligten Fachleute.
Laut der europäischen „Human-Biomonitoring-Initiative“ wurden zum Beispiel Weichmacher in allen untersuchten Kindern und Jugendlichen gefunden. Diese Substanzen, die Kunststoffen zugesetzt werden, gelten als fortpflanzungsschädigend. Insgesamt sei zwar eine Abnahme der durchschnittlichen Belastung mit Stoffen, deren Verwendung von der Politik in den letzten Jahren eingeschränkt wurde, beobachtet worden. „Allerdings ist die Belastung mit der Summe aller Weichmacher bei zirka 17 Prozent immer noch zu hoch“, so das UBA. Gleichzeitig sei die Belastung mit Chemikalien, die die „alten“ Weichmacher ersetzt haben, angestiegen.
Belastung mit Chemikalien: Teils verbotene Substanzen nachgewiesen
Auch eine weitere Chemikaliengruppe, Perfluorierte Alkylsubstanzen (PFAs), wurde laut der Untersuchung im Blut aller untersuchten Jugendlichen nachgewiesen. Bis zu einem Viertel der Jugendlichen sei hier mit Konzentrationen belastet, bei denen gesundheitliche Wirkungen nicht mehr mit Sicherheit ausgeschlossen werden könnten. Die Substanzen werden zum Beispiel in der Beschichtung von Pfannen oder Kaffeebechern, für Outdoorjacken oder Löschschäume verwendet.
Bei den Belastungen handelt es sich laut UBA vorwiegend um bereits verbotene, allerdings äußerst langlebige Verbindungen. Es sei notwendig, diese Substanzen grundsätzlich zu verbieten, zumal viele der gebräuchlichen Ersatzstoffe ähnlich problematische Eigenschaften aufwiesen wie die bereits regulierten Stoffe. „Nur in wenigen Bereichen, in denen PFAs noch unersetzlich sind, sollten sie weiterverwendet werden dürfen, zum Beispiel in Feuerlöschschäumen“, so die Bewertung.
Synthetische Chemikalien gelangen über die Haut, die Atemwege und den Verdauungstrakt in den menschlichen Körper. Die Hauptquelle der Belastung ist in vielen Fällen die Nahrung. Um festzustellen, wie belastet Menschen sind, werden Blut, Plasma und Urin regelmäßig untersucht.
Belastung mit Chemikalien: Mehr als 300 Stoffe wurden bisher gefunden
Da die EU die Verwendung und das Inverkehrbringen von Chemikalien regelt, müssen Daten auf EU-Ebene vergleichbar erhoben und bewertet werden. Dazu wurde die Biomonitoring-Initiative eingerichtet. Die Abschlusskonferenz zu dem Projekt wurde dieser Tage in Brüssel angehalten.
Im menschlichen Körper sind bisher mehr als 300 Chemikalien nachgewiesen worden – etwa im Blut, im Fettgewebe oder in der Muttermilch. Viele dieser Stoffe stehen im Verdacht, zum Beispiel Krebs auslösen zu können oder für Allergien, Fortpflanzungsprobleme und Verhaltensstörungen verantwortlich zu sein.
Belastung mit Chemikalien: Chemikalienbewertung muss weiterentwickelt werden
Unklar ist, welche Auswirkung der Cocktail vieler Chemikalien auf die Gesundheit hat, auch wenn die Einzelwerte möglicherweise gering sind. Daran wird weiter geforscht. In der EU-Initiative lag denn auch ein weiterer Schwerpunkt auf der Untersuchung von Chemikaliengemischen. Dabei wurde laut den Angaben eine Vielzahl von Stoffen im Körper nachgewiesen. Die Expert:innen forderten, die Chemikalienbewertung müsse weiterentwickelt werden, um die gleichzeitige Belastung durch viele Stoffe angemessen berücksichtigen zu können.
Eine Untersuchung vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat zutage gefördert, dass jeder vierte Sportartikel besonders besorgniserregenden Substanzen belastet ist. Dazu zählen unter anderem Weichmacher, Schwermetalle oder Farbstoffe.