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„Webb“ soll Geheimnisse lüften

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Von: Tanja Banner

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Darstellung: Das Teleskop in der „Ariane 5“-Rakete.
Darstellung: Das Teleskop in der „Ariane 5“-Rakete. © D. Ducros/dpa

Mit großer Verspätung steht der Start des Weltraumteleskops kurz bevor.

Seit mehr als 25 Jahren ist das „James Webb Space Telescope“ in der Planung, eigentlich sollte es 2007 starten. Nach Kostenüberschreitungen und verschobenen Starts ist der Tag, an dem „Webb“, wie das Weltraumteleskop gerne genannt wird, ins All starten soll, nun greifbar nah. Am 25. Dezember soll eine Ariane-5-Rakete das Teleskop vom Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guyana ins Weltall transportieren. Doch dieser Termin ist – Stand Donnerstag – noch unsicher: Zwar befindet sich das Teleskop längst in der Spitze der Rakete – doch das Wetter muss auch mitspielen.

Der Start von „Webb“, an dem die US-Raumfahrtorganisation Nasa, ihr europäisches Pendant Esa und die kanadische Raumfahrtorganisation CSA beteiligt sind, gilt in unter Astronom:innen als Raketenstart des Jahres: Lange warten Forschende in aller Welt darauf, dass das Teleskop, das gerne als Nachfolger des „Hubble“-Weltraumteleskops bezeichnet wird, endlich ins All geschossen wird. Dabei darf nichts schiefgehen: Das Projekt verschlang stolze 10 Milliarden US-Dollar. Geht etwas schief, wird es wohl keinen zweiten Versuch geben.

Und die ersten Wochen im All werden heikel: Das Teleskop hat einen 6,5 Meter großen Primärspiegel und einen Sonnenschild in der Größe eines Tennisplatzes, der das Gerät vor der Hitze der Sonne schützt. Um diese Teile in der Rakete zu verstauen, wurden sie gefaltet. In den Tagen nach dem Start muss sich das Teleskop im Weltall somit entfalten – die Nasa spricht von „High-Tech-Origami“. Acht Tage nach dem Start soll der fünflagige Sonnenschild entfaltet sein, nach zwölf Tagen beginnt das Ausklappen des Hauptspiegels, der aus 18 Segmenten besteht, die im All motorisiert zusammengebaut werden. Nach 13 Tagen ist „Webb“ ausgeklappt.

Hoffen auf Antworten

Am 29. Tag muss „Webb“ seine Triebwerke zünden, um die Umlaufbahn zu erreichen, in der es arbeiten soll – 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Dort heben sich die Gravitationskräfte von Erde und Sonne auf, das Teleskop kann die Sonne antriebslos umkreisen.

Für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist nach dem Start Geduld gefragt: Etwa ein halbes Jahr dauert es, bis das Teleskop einsatzbereit ist. Dann soll es nicht weniger, als unser Verständnis des Universums verändern.

„Webb“ beobachtet im Infrarotbereich und kann laut Nasa alles beobachten: „Von Planeten zu Sternen und Nebeln, Galaxien und mehr“. Es soll „Forschenden helfen, Geheimnisse im entfernten Universum aufzudecken, aber auch Exoplaneten näher an der Heimat“. Mehr als 13,5 Milliarden Jahre solles in die Vergangenheit blicken und die ältesten Galaxien im Universum suchen.

Eric Smith, Programmwissenschaftler von Nasa Webb: „Das Teleskop wird Licht der ersten Generation von Galaxien erkennen, die sich im frühen Universum nach dem Urknall bildeten, und die Atmosphären nahegelegener Exoplaneten auf mögliche Anzeichen einer Bewohnbarkeit untersuchen.“

Forschende in aller Welt erhoffen sich Antworten auf fundamentale Fragen: Gibt es andere erdähnliche Planeten? Wie sind Gesteins-, Eis- und Gasplaneten in unserem Sonnensystem entstanden? Doch zunächst muss der Start über die Bühne gehen – planmäßig am ersten Weihnachtsfeiertag zwischen 13.20 und 13.52 Uhr. Es wäre für Astronom:innen weltweit ein großartiges Weihnachtsgeschenk.

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