Streptokokken-Infektion: Diese Symptome sind Warnzeichen
Bakterielle Infektionen sind derzeit auf dem Vormarsch – vor allem verursacht durch Streptokokken. Diese können verschiedene Krankheitsbilder hervorrufen. Wie man sie erkennt.
Frankfurt am Main – Weiterhin kommt es in Deutschland zu vielen Scharlach-Fällen. Die Welle, die bereits Ende 2022 begann, lässt auch weiterhin nicht nach. Ausgelöst wird die Krankheit, die meist Kinder betrifft, durch Streptokokken-Erreger. Dabei handelt es sich um ein Bakterium. Das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin verzeichnet derzeit grundsätzlich eine Vielzahl bakterieller Infektionen bei Kindern. Dies könne Fachleuten zufolge auch eine Auswirkung der Corona-Pandemie sein. Aber auch Erwachsene sind betroffen. Bei ihnen verläuft eine Infektion allerdings oft anders als bei Kindern und löst andere Beschwerden aus.
Anstieg von bakteriellen Infektionen in Deutschland – als Folge der Corona-Pandemie
Dem RKI zufolge könne „der beobachtete starke Anstieg … durch die gleichzeitige weite Verbreitung von Atemwegsviren begünstigt worden sein, die auch das Risiko von invasiven bakteriellen Infektionen erhöhen können“. Diese Auffassung teilt auch der Kinder-Infektiologe Tobias Tenenbaum: „In den Jahren der Pandemie hatten Kinder mit bestimmten Erregern weniger Kontakt. Manche holen die Infektionen jetzt nach, im Moment sind viele verschiedene Viren im Umlauf“, erklärt der Mediziner im Gespräch mit dem Spiegel.
Nach Influenza-Welle kommen jetzt Infektionen mit Bakterien – vor allem bei Kindern
„Bestimmte Viren sorgen dafür, dass Menschen besonders empfänglich für zusätzliche bakterielle Infektionen sind. Man weiß aus Studien, dass es bei Influenza besonders häufig zu zusätzlichen bakteriellen Infektionen kommt“, führt Tenenbaum aus. Was bedeutet, dass der Anstieg bei den Streptokokken-Infektionen eine direkte Folge der starken Influenzawelle sein könnte, die in diesem Winter durch Deutschland gerollt ist.

Davon waren meist Kinder betroffen, da Streptokokken Tenenbaum zufolge „eine Vorliebe für bestimmte Altersgruppen“ haben, da sie sich an bestimmte Zelloberflächen besonders gut anheften können, wie er erklärt. Bei sehr jungen Kindern und Säuglingen seien weniger dieser Andockstellen vorhanden. Bei Kleinkindern und Schulkindern hingegen deutlich mehr, weshalb diese Altersgruppe auch häufiger infiziert sei. Sie erkranken aber in der Regel weniger schwer als Erwachsene.
Welche Krankheiten Streptokokken bei Kindern und Erwachsenen verursachen
Denn auch Erwachsene können sich mit Streptokokken anstecken und eine sogenannte invasive Infektion entwickeln. Dann dringen die Erreger über die Schleimhäute in tiefere Schichten vor. Oft ist dies der Fall, wenn die Schleimhäute bereits durch einen vorherigen Virusinfekt geschädigt sind. Sie verursachen dann häufig eine Halsentzündung mit meist mildem Verlauf. Die Bakterien können aber eben auch Scharlach und Hautinfektionen bis hin zu Hirn- oder Lungenentzündungen sowie Knochen- oder Gelenkentzündungen verursachen.
Je nach Altersgruppe kommt es zu unterschiedlichen Ausprägungen: „Vor dem zweiten Lebensjahr treten vor allen Dingen Haut- und Schleimhaut-Infektionen auch im Windelbereich auf“, erklärte Nicole Töpfner, Kinder- und Jugendärztin am Uniklinikum Dresden, im Deutschlandfunk. Bei Kindern zwischen dem sechsten und zwölften Lebensjahr seien Streptokokken oft für Mandelentzündungen verantwortlich, könnten aber auch Blutvergiftungen verursachen, erklärt die Expertin.
Streptokokken verursachen meist Rachenentzündungen
Bei einer sogenannten Streptokokken-Angina, also einer Rachenentzündung, treten die Symptome oft plötzlich auf. Als Erstes wird meist der Rachen rot und wund. Außerdem können laut RKI Schüttelfrost, Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und ein allgemeines Krankheitsgefühl auftreten. Für Eltern ist es gar nicht so leicht, zwischen einer Viruserkrankung und einer Streptokokken-Infektion zu unterscheiden.
Wie man zwischen Virusinfekt und bakterieller Infektion unterscheidet
Die meisten Halsentzündungen werden nämlich durch harmlose Viren verursacht. Warnsymptome sind hier, wenn das Kind sehr hoch fiebert und einen sehr schlechten Allgemeinzustand zeigt, also sehr schlapp oder nicht ansprechbar ist. Darüber hinaus sollte man einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, wenn sich die Beschwerden zwei bis drei Tagen nicht bessern oder ein Hautausschlag dazu kommt. Grundsätzlich gehört die Diagnose und Behandlung bakterieller Infektionen immer in die Hände von Mediziner:innen, da es sonst zu Komplikationen kommen kann.
Allgemeine Symptome von Streptokokken:
- Halsschmerzen
- wunder Rachen
- hohes Fieber, das tagelang anhält
- Übelkeit, Erbrechen
- vergrößerte, druckempfindliche Lymphknoten
- ausbleibender Husten
- allgemeines Krankheitsgefühl
- bei Scharlach: Ausschlag auf Gesicht, Rumpf und Gliedern; rotgefärbte Zunge
- bei Hautinfektionen: Rötungen und Schwellungen, Druckempfindlichkeit, Fieber, Schüttelfrost
Welche Symptome für bakterielle Infektion mit Streptokokken charakteristisch sind
Ein Ausschlag ist auch charakteristisch für Scharlach, genau wie die sogenannte „Himbeerzunge“. Die Zunge färbt sich dabei tiefrot und zeigt weiße Beläge. Eine Halsentzündung mit Fieber und Hautausschlag sollte daher immer ärztlich abgeklärt werden. Denn im Fall einer Streptokokken-Infektion ist oft eine Antibiotika-Therapie notwendig – allerdings nicht immer. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) besteht schon 24 Stunden nach der ersten Antibiotika-Gabe keine Ansteckungsgefahr mehr.
Unbehandelt sind Infizierte hingegen rund 30 Tage lang ansteckend. Streptokokken verbreiten sich in den meisten Fällen über Tröpfcheninfektion, also beim Einatmen der Erreger, wenn eine infizierte Person hustet oder niest. Gerade Scharlach gilt als hochansteckend, weshalb die Erkrankung auch gehäuft in Kitas und Schulen auftritt.