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Vulkan Popocatépetl: so schön, so bedrohlich

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Der Vulkan Popocatépetl liegt nur 75 Kilometer von der Hauptstadt entfernt.
Der Vulkan Popocatépetl liegt nur 75 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. © dpa

Der Popocatépetl spuckt mal wieder Asche, ein Ausbruch würde Abertausende Menschen betreffen. Der Vulkan wird in Mexiko nicht nur als Gefahr verstanden – die Menschen sind stolz auf ihn.

Wenn die Menschen in Mexiko von ihrem Vulkan reden, dann tun sie das mit großem Stolz. Sie nennen den Asche spuckenden Popocatépetl respektvoll „Don Goyo“. Der Berg liegt 75 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Mexico City und 45 Kilometer westlich der Millionenstadt Puebla. Seit einigen Tagen lässt „Don Goyo“ schwarze Asche auf Millionen Menschen regnen. Das führt dazu, dass womöglich Hunderttausende in Sicherheit gebracht werden müssen.

Das Nationale Zentrum für Katastrophenschutz (Cenapred) setzte angesichts verstärkter Aktivität des „Popo“ jetzt die Warnstufe von „Gelb 2“ auf „Gelb 3“ hoch, die letzte Stufe vor „Rot“, die die Evakuierung eines Gebietes mit Hunderttausenden Menschen bedeuten würde. In der Nähe des Vulkans, praktisch an seinem Fuße, gibt es Dutzende kleinere oder größere Dörfer. „Im Moment besteht aber keine Gefahr für die Bevölkerung“, sagte Cenapred-Leiterin Laura Velázquez am Montag. Dennoch mobilisierte das Verteidigungsministerium 7250 Soldatinnen und Soldaten, um gegebenenfalls zu helfen, 125 000 Menschen aus 51 Gemeinden in den vulkannahen Gegenden in Sicherheit zu bringen.

Der 5426 Meter hohe Popocatépetl ist seit 1994 ununterbrochen aktiv und deshalb der vom Cenapred am stärksten überwachte Ort des Landes. Denn in seinem Einflussradius von 100 Kilometern leben 25 Millionen Menschen, es gibt Hunderte von Schulen, Krankenhäusern, Wohnungen und fünf Flughäfen mit ständigen nationalen und internationalen Starts und Landungen.

Am Wochenende gingen beeindruckende Bilder um die Welt, wie der Vulkan lodert und dichte beige Wolken in den Himmel schickt. Ein bedrohlich schönes Schauspiel. Auch am Montag grummelte und grollte „Don Goyo“ weiter, spie Asche- und Wasserdampf aus. Glühendes Material strömte aus und stieg in einer 1600 Meter hohen Rauchsäule mit auf. Auf Puebla regnet es seit Tagen feine, dünne Vulkanasche – der Staub ist bei vielen Familien der Stadt und den umgebenden Dörfern in ihren Häusern und Wohnungen ständiger Besucher auf Fensterbänken und Fußböden. Die Luftverschmutzungswerte liegen teils dreifach über den von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Werten.

In Mexiko-Stadt besteht derzeit keine Bedrohung durch den Ascheregen, zumal die tropischen Regenfälle die Luft an den Nachmittagen immer wieder reinwaschen. Aber der Flugverkehr auf dem Hauptstadtflughafen wurde seit dem Wochenende jeden Tag für mehrere Stunden unterbrochen, Dutzende Flüge mussten täglich gestrichen werden, was zu chaotischen Zuständen auf dem größten und wichtigsten Airport Lateinamerikas führte. In den Bundesstaaten Puebla, Tlaxcala und Mexiko, die den Vulkan umschließen, haben die Behörden den Schulunterricht zu Beginn der Woche in 40 Gemeinden abgesagt.

Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador erklärte die Vulkanaktivität zur Chefsache. Auf seiner morgendlichen Pressekonferenz versicherte er, dass er mit den zuständigen Behörden auf Länder- und Kommunalebene in ständigem Kontakt stehe. „Wir sind 24 Stunden in Bereitschaft und haben alles im Griff“, unterstrich López Obrador.

Der Popocatépetl und der daneben liegende Iztaccíhuatl, genannt Izta, sind in Mexiko nicht nur Quellen der Angst, sondern auch Grund für Stolz. Beide Berge spielen in der Mythologie eine große Rolle, der erloschene Izta wird nicht nur von Kletterfans, sondern auch von vielen Menschen erklommen, die an die Macht der Energie dieser Vulkane glauben. „Ich habe mir das Relief des ,Popo‘ auf meinen Unterarm tätowiert, es gibt mir Kraft“, erzählt die 32-jährige Nancy Jasmin de la Cruz.

In der mexikanischen Mythologie war Iztaccíhuatl eine Prinzessin, die sich in Popocatépetl, einen der Krieger ihres Vaters, eines Königs der Tlaxcalteken, verliebte. Der Vater schickte den Krieger in die Schlacht gegen die Azteken und versprach, ihm seine Tochter zu geben, wenn er siegreich und mit dem Kopf des Feindes auf seinem Speer zurückkehren würde.

Asche und schlechte Luft in der Millionenstadt Puebla.
Asche und schlechte Luft in der Millionenstadt Puebla. © dpa

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