Vogelgrippe-Ausbruch in den USA – Forschungsteam berichtet von Massensterben bei Robben
Derzeit grassiert unter Vögeln die schwerste jemals dokumentierte Vogelgrippewelle. Nachdem Tausende Seelöwen in Peru verendet sind, traf es nun Hunderte Robben.
Medford – Artenschützer sind in großer Sorge. Die aktuell kursierende Vogelgrippe hat in den USA zu einem Massensterben von Seehunden und Kegelrobben geführt. Das berichtet das Forschungsteam der Tufts University in Medford (USA) im Fachjournal Emerging Infectious Diseases . In der Wissenschaft gibt es die Befürchtung, dass sich der Erreger H5N1 immer besser an Säugetiere anpasst.
Ein Vogelgrippen-Ausbruch auf einer spanischen Nerzfarm Ende Januar, das zu zahlreichen toten Nerzen führte, hatte Expertinnen und Experten bereits beunruhigt, da sie Anzeichen für eine mögliche Virusmutation sahen, die sich an Säugetiere anpasst - und dadurch auch dem Menschen gefährlicher werden könnte.

Vogelgrippe: H5N1-Erreger tritt vermehrt bei Säugetieren auf
Bislang ist bekannt, dass die kursierende Variante Säugetiere wie Füchse, Waschbären, Marder und Bären infiziert und tötet. In Peru starben nach Angaben der Tufts University kürzlich etwa 3.500 Seelöwen an dem Virus. Kanada und Russland meldeten ähnliche Ereignisse des Robbensterbens. Die kursierende Vogelgrippe erstreckt sich über mehrere Erdteile und zig Millionen Tiere unterlagen bereits dem Virus, insbesondere Seevögel. Zwar handelte es sich um einzelne Ereignisse, dennoch ist die Häufigkeit der Vorfälle mehr als alarmierend.
Ein Forschungsteam um Wendy Puryear und Kaitlin Sawatzki wertete nun Daten zu Erregeranalysen von Proben toter, kranker, aber auch gesunder Tiere aus.
Vogelgrippe: Ein Todesfall in China
Es ist bekannt, dass der Erreger H5N1 bei Wasservögeln zu fast 100 Prozent tödlich ist. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten fest, dass zum Zeitpunkt des Robbensterbens in Neuengland das Virus insbesondere Möwen erheblich getroffen hat. Demnach könne sich eine Robbe anstecken, wenn sie mit Exkrementen eines kranken Vogels oder mit dadurch verunreinigtem Wasser in Berührung komme. Die Studie zeige zudem, dass dies auch für Säugetiere gelten könnte. Denn: Alle Robben, die positiv auf das Virus getestet wurden, waren zum Zeitpunkt der Probenahme bereits tot oder erlagen dem Erreger kurz darauf.
Ob das Virus auch zwischen Robben oder eine Übertragung von Säugetier zu Säugetier übertragen werden kann, ist bislang nicht nachgewiesen. Eine Übertragung schließe Puryear allerdings nicht aus. „Es wäre nicht überraschend, wenn es zu einer Übertragung zwischen Robben kommen kann, da dies bei der niedrig pathogenen Vogelgrippe bereits so war“, sagt der Wissenschaftler.
Bisher wird nur ein Todesfall in China nachweislich auf die derzeit kursierende Gruppe von Vogelgrippe-Viren zurückgeführt. Berichten zufolge habe eine 38 Jahre alte Frau Kontakt zu infiziertem Hausgeflügel gehabt. Sie erlitt eine schwere Lungenentzündung und starb im Krankenhaus. (Vivian Werg)