„Feuerball“ bei Explosion in Ratingen: Viele Einsatzkräfte schweben in Lebensgefahr
Bei einer Explosion in einer Wohnung in Ratingen wurden Polizisten und Feuerwehrkräfte lebensgefährlich verletzt. Polizeisprecher und Bürgermeister vermuten teils eine geplante Tat.
Ratingen – „Ein Feuerball kam auf die Kolleginnen und Kollegen der Feuerwehr und Polizei zu“: So beschreibt Polizeisprecher Raimund Dockter die Vorfälle in Ratingen am 11. Mai. Bei einem Routineeinsatz wurden die Einsatzkräfte von einer Explosion an der Haustür überrascht. Mehr als 30 Kräfte erlitten Verbrennungen – teils schwerst bis lebensgefährlich. Die erste Nacht haben alle überlebt. Doch der Zustand zweier Polizisten sei „extrem kritisch“, teilte am Freitag eine Polizeisprecherin mit.
Die Haut einer 25-jährigen Polizistin ist bis zu 80 Prozent verbrannt. Ähnlich steht es um ihren 29-jährigen Kollegen. Auch drei Feierwehrmänner wurden lebensgefährlich verletzt und befinden sich noch in kritischem Zustand, so eine Polizeisprecherin gegenüber RTL. Aktuell wird laut einer weiteren Sprecherin der Tatort auf Gase untersucht, um die Verletzten schnell behandeln zu können.
Ratingen: Explosion bei Routineeinsatz – Düsseldorfer Polizei vermutet Absicht
Doch was passierte am Donnerstag in Ratingen genau? Am Donnerstagmorgen wurden Einsatzkräfte in ein Wohngebiet zu einem Hochhaus gerufen. Anwohner hatten sich Sorgen um eine Nachbarin gemacht, bei der der Briefkasten überquoll. Die Polizei berichtet zudem von der Meldung: „mutmaßlich hilflose Person“. Als Polizei und Feuerwehr vor der Tür der Wohnung ankamen, wurde sie laut Polizeibericht von innen aufgerissen. Vor ihnen stand der 57-jährige Sohn der Bewohnerin. „Es kam sofort zu einer Explosion“, berichten die Polizisten.
Absicht oder sogar geplant? Die Polizei scheint sich sicher, dass der Mann das Feuer absichtlich auf die Einsatzkräfte lenkte, wie eine Sprecherin der Düsseldorfer Polizei angab. Ratingens Bürgermeister Klaus Pesch berichtet RTL von Benzinkanistern und einem Molotowcocktail. Der Verdächtige habe „dieses Attentat ganz gezielt ausgeübt“, wird er zitiert. Ob der 57-Jährige die Polizei tatsächlich bewusst in eine Falle locken wollte, wird aktuell noch ermittelt. Auch, warum es so schnell zur Explosion kam, muss noch geklärt werden.

„Das ist irre und unbegreiflich“, sagt NRW-Innenminister Herbert Reul. Dass Menschen, wie Feuerwehrleute und Polizisten, die für Sicherheit sorgten, in den Einsatz gingen „und am Ende im wahrsten Sinne des Wortes ihr Leben riskieren.“
Ratingen: Polizei findet Frauenleiche nach Explosion – offenbar bereits länger tot
Im Anschluss an die Explosion legte der 57-jährige Verdächtige ein Feuer in der Wohnung, was die Festnahme erschwerte. Am Einsatzort war ein Großaufgebot an Rettungskräften, Feuerwehr, Polizei und Notärzten im Einsatz. Gegenüber der Wohnung positionierten sich Scharfschützen, Spezialkräfte betraten die verqualmte Wohnung. Der 57-Jährige konnte schließlich schwerstverletzt festgenommen werden.
- Noch ungeklärte Fragen rund um die Explosion in Ratingen (Stand: 12. Mai):
- Wie kam es zur Explosion?
- Was war das Motiv des 57-Jährigen, die Einsatzkräfte anzugreifen?
- Wer ist die tote Frau in der Wohnung?
Doch damit war der Einsatz für die Spezialkräfte nicht vorbei. In der Wohnung fanden sie eine Frauenleiche, die offenbar schon einige Zeit tot war. Auch hier muss noch geklärt werden, ob es sich um die 92-jährige Mutter des Angreifers handelt. Der Verdächtige ist der Polizei bekannt, wurde bislang aber nur mit kleineren Eintragungen auffälligen. „Nichts Vergleichbares“, heißt es. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft, ob es sich bei dem Einsatz um versuchten Totschlag oder versuchten Mord handelt. Für die Einsatzkräfte stünden Psychologen und Notfallseelsorger bereit, so Pesch. Für die Einsatzkräfte, die sich größtenteils untereinander kannten, sei das wie „ein großer Vulkanausbruch, der über eine ganze Familie niedergegangen“ ist. Indes ist auch in Sindelfingen das Tatmotiv nach einer Schießerei bei Mercedes weiter unklar. (chd/dpa)