Vegane Ernährung: Pflanzliche Kost hilft bei Krankheiten

Zu häufig lassen Ärzt:innen die Ernährung außer Acht, kritisieren Fachleute in einem Kommentar. Gerade die vegane Ernährung helfe bei vielen Leiden.
Washington, DC – In hohem Maße beeinflusst Ernährung unser Wohlbefinden, kann sogar die Entstehung gewisser Krankheiten begünstigen. Dennoch berücksichtigen Ärzte und Ärztinnen diese wissenschaftlich gesicherte Erkenntnis zu selten, wenn sie ihre Patient:innen behandeln und beraten. Das kritisieren Gesundheits-Fachleute des Physicians Committee for Responsible Medicine in einem Kommentar, den sie im „American Journal of Lifestyle Medicine“ veröffentlichten.
Die gemeinnützige Organisation setzt sich für eine vegane Ernährung ein. Mit ihrem Kommentar empfiehlt sie nun Mediziner:innen, die gesundheitlichen Vorteile von pflanzlicher Kost zu nutzen, um gewisse Krankheiten zu verhindern oder zu lindern. Die Schuld dessen, dass Ernährungsumstellungen noch zu selten eine Rolle bei der medizinischen Behandlung spielen, sehen sie nicht bei den Mediziner:innen selbst, sondern bei deren Ausbildung. Denn ein zu geringer Teil der Lehrinhalte drehe sich um Ernährung.
Auch aus diesem Grund wollen die Fachleute des Physicians Committee for Responsible Medicine in dem Kommentar darüber aufklären, wie vegane Ernährung bei gewissen Krankheiten helfen oder diese vorbeugen kann. Konkret geht es um sechs Leiden und chronische Krankheiten, die sich in der Gesellschaft häufen.
- Übergewicht: Wie eine Studie mit mehr als 70.000 Proband:innen gezeigt habe, wiegen Veganer:innen im Schnitt 4,2 kg weniger als Menschen, die Fleisch essen. Zudem habe die Studie ergeben, dass vegetarische Ernährung mit einer geringeren Gesamtmortalität einhergeht. Der Grund sei, so die Ärzt:innen in ihrem Kommentar: Die pflanzliche Kost enthalte viele Ballaststoffe, die etwa den Cholesterinspiegel senken und das Sättigungsgefühl bei geringerer Kalorien- und Fettmenge steigern kann.
- Herzkreislauferkrankungen: Da fleischreiche Ernährung hohe Mengen an gesättigten Fetten und Cholesterin enthält, steige das Risiko auf kardiovaskuläre Erkrankungen. Eine Analyse habe gezeigt, dass das LDL-Cholesterin, das seit langem als Marker für das kardiovaskuläre Risiko herangezogen wird, bei Vegetarier:innen im Vergleich zu Omnivoren signifikant niedriger ist – entsprechend einem um etwa 10 Prozent niedrigeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- Krebs: 50 Prozent der nach 1960 Geborenen müssen, so die Autor:innen des Kommentars, damit rechnen, im Laufe ihres Lebens eine Krebsdiagnose zu erhalten. Doch durch eine Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Vollkorngetreide lasse sich das Risiko um 50 bis 70 Prozent senken. So sei eine Studie beispielsweise zum Schluss gekommen, dass ein hoher Konsum von Ballaststoffen mit einem geringen Brustkrebsrisiko einhergeht.
Vegane Ernährung kann Diabetes mildern und sogar das Corona-Risiko senken
- Diabetes: Typ-2-Diabetes hängt signifikant mit der Ernährung zusammen. Eine Studie von Tonstad et al habe ergeben, dass eine vegane und lakto-ovo-vegetarische Ernährung im Vergleich zu einer nicht-vegetarischen Ernährung das Risiko für Typ-2-Diabetes um etwa 50 Prozent verringert. Eine Harvard-Studie fand ein 34 Prozent geringeres Risiko für Menschen heraus, die sich gesund und pflanzlich ernähren, mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten. Auch bereits erkrankte Menschen hätten einer klinischen Studie zufolge Vorteile von einer veganen Ernährung, um ihre Diabetes-Symptome zu mildern.
- Alzheimer: In Bezug auf Alzheimer zitieren die Ärzt:innen zwei Längsschnittstudien mit fast 3000 Proband:innen. Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von fast sechs Jahren kamen die Forschenden zu dem Schluss, dass bei denjenigen, die alle oder die meisten der Verhaltens- und Ernährungsumstellung befolgten, das Risiko für die Alzheimer-Krankheit um 60 Prozent geringer war. Neben einer Ernährung, die nicht streng pflanzlich ist, aber viel Gemüse und Vollkornprodukte enthält, sollten die Teilnehmer:innen auch auf ihre körperliche Aktivität und ihren Alkoholkonsum achten sowie regelmäßig kognitiv fordernde Aktivitäten ausüben.
- Corona: Eine Harvard-Studie zu Covid-19, an der fast 600.000 Personen teilnahmen, darunter etwa 31.000 an Covid-19 Erkrankte, ergab: Diejenigen, die sich hauptsächlich pflanzlich ernähren, haben ein um 41 Prozent geringeres Risiko auf einen schweren Corona-Verlauf. Das Gesamtrisiko war um neun Prozent geringer. Auch hier ist eine gesunde Ernährung also ein Faktor, um einer schweren Erkrankung vorzubeugen.
(Tanja Koch)