Hochwassergebiete: Schon kleine Mengen Niederschlag könnten zum Problem werden
Die Nacht bleibt entgegen vorheriger Befürchtungen in den Hochwassergebieten nahezu trocken.
Update vom Sonntag, 25.7.2021, 08.45 Uhr: Die vergangene Nacht ist in den Hochwassergebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen - entgegen vorheriger Befürchtungen - nahezu trocken geblieben. Nach einigen Niederschlägen am Samstagnachmittag habe es in der Nacht in den Regionen kaum noch geregnet, sagte eine Sprecherin vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Sonntagmorgen.
Beispielsweise in der Nordeifel seien am Samstag im Schnitt fünf bis zehn Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Die Sprecherin betonte aber auch, dass in der jetzigen Situation schon kleine Mengen Niederschlag zum Problem werden könnten, da Abflüsse verstopft und die Kanalisationen beschädigt sind.
Schwere Gewitter gab es in der Nacht im Süden Deutschlands, dort regnete es, vor allem südlich der Donau, teils auch heftig. Und auch am Sonntag könnte es wieder kräftig gewittern, sagte die DWD-Sprecherin. „Die Luft ist sehr feucht und warm, da kann es brodeln.“ Die Aussichten seien aber für einen Sommertag bislang normal, Unwetterwarnungen gab es zunächst nicht.

DWD warnt vor weiteren Unwettern
+++ 17.25 Uhr: Auch in Bayern warnt der DWD am Wochenende vor erneuten Unwettern. Im Zuge der Unwetterfront sind am Samstag (24.07.2021) in einigen Teilen Bayerns bereits heftige Gewitter aufgetreten und Regenschauer niedergegangen. Größere Einsätze waren der Polizei zunächst aber nicht bekannt. Der Deutsche Wetterdienst warnt weiterhin vor unwetterartigen Gewittern mit Starkregen - insbesondere in der Nacht zu Sonntag.
Der Schwerpunkt soll demnach an den Alpen und dem südlichen Alpenvorland liegen. Aufgrund starker Regenfälle könne es örtlich zu Überschwemmungen kommen, hieß es. An einigen Flüssen sei ein Erreichen der Meldestufen nicht auszuschließen, teilte der Hochwassernachrichtendienst Bayern am Samstag mit. Dort seien auch extreme Sturzfluten möglich.
Warnung vor erneuten Unwettern mit Starkregen: Freiwillige Evakuierung Betroffener
+++ 16.45 Uhr: Rund eineinhalb Wochen nach der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz regnet es in den betroffenen Gebieten wieder. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) geht stellenweise von Niederschlägen im Umfang von maximal 30 bis 40 Liter aus, teilte die Leiterin des Katastrophenschutzstabs, Begona Hermann, mit. Örtlich könnte der Maximalwert auch nur 10 Liter betragen.
In den gefährdeten Gebieten Schuld, Insul, Dümpelfeld und Bad Neuenahr sollen die Menschen mit Shuttlebussen zu einer Notunterkunft in Leimersdorf gebracht werden können. Dies ist Teil eines Evakuierungsangebots, das den Kommunen gemacht worden sei. Ob die Bewohner:innen das Angebot annehmen wollen, könnten sie aber selbst entscheiden sagte Hermann. Die Wetterlage sei nicht so scharf wie vergangene Woche. „Aber wir haben eine nicht mehr funktionierende Kanalisation.“ Daher würden sich die Regenfälle anders auswirken als noch vor zehn Tagen.
Auch für die Hilfskräfte vor Ort bedeutet die Wetterlage einen Rückschlag im Zeitplan. Sie könnten aktuell nicht so intensiv arbeiten wie zuvor. Und zum Sonntagmorgen, gegen 6 Uhr, könnte sich die Wetterlage noch verschärfen, berichtet die dpa.
Warnung vor neuen Unwettern: Nach der Flutkatastrophe drohen wieder starke Regenfälle
+++ 11.15 Uhr: In der Hochwasserregion in Rheinland-Pfalz hat der Katastrophenschutz für die Menschen dort wegen der vorhergesagten Unwetter eine Notunterkunft eingerichtet. Laut der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion wird dazu in möglicherweise betroffenen Orten informiert. „Die Vorbereitungen laufen. Die Bevölkerung wird in den Sozialen Medien noch einmal gewarnt und es werden Flugblätter verteilt“, sagte ein Sprecher am Samstagmorgen.

Demnach besteht keine akute Hochwassergefahr für die Ahr. Dennoch sei bei Niederschlag mit verstärktem Oberflächenwasser besonders in den Orten zu rechnen, in denen Teile der Kanalisation zerstört oder verstopft sind. Dadurch könne es örtlich zu einem neuen Einlaufen von Wasser in Kellern kommen. Davon stärker betroffen sein könnten laut Katastrophenschutz die Ortschaften Schuld, Insul und Dümpelfeld. Außerdem könne es wegen verstopfter Einläufe in der Stadt Bad Neuenahr und der Ortsgemeinde Müsch zur Einstauung von Wasser in den Straßen kommen.
Unwetter in Deutschland: Nach der Flutkatastrophe drohen erneut starke Regenfälle
Erstmeldung vom Samstag, 24.07.2021, 10.02 Uhr: Bad Neuenahr-Ahrweiler – In Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sind bei Überschwemmungen 179 Menschen ums Leben gekommen. Jetzt drohen Wetterprognosen für das Wochenende (24.-25.07.) zufolge erneut Starkregenfälle in den betroffenen Regionen.
In Rheinland-Pfalz trifft der Krisenstab entsprechende Vorkehrungen. Es gebe Rückzugsmöglichkeiten für die Bevölkerung sowie Lautsprecher-Warnsysteme, erklärte der Innenminister von Rheinland-Pfalz, Roger Lewentz (SPD), am Freitag in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Man beobachte die Meldesituation „ganz, ganz aufmerksam“, ergänzte er.
Nach den Überschwemmungen in Rheinland-Pfalz und NRW: Erneut Gewitter angekündigt
Auch Nordrhein-Westfalen rüstet sich für mögliche neue Starkregenfälle*, berichtet die dpa. Das NRW-Innenministerium will die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei für die Wetterlage sensibilisieren, teilte ein Ministeriumssprecher der dpa mit. „Die Arbeit in den Krisenstäben der Städte und Kreise wird auch am Wochenende fortgesetzt, um die Lage vor Ort zu koordinieren. Gleiches gilt für die Koordinierungsgruppe des Krisenstabs im Innenministerium.“

Dieses Mal soll allerdings weniger Regen fallen als vor der Flutkatastrophe. Zwar rechnet der Deutsche Wetterdienst am Samstag in den Hochwassergebieten erneut mit Gewittern. Die Warnschwelle werde die Regenmenge aber wohl nicht überschreiten, hieß es am Freitag. „Ich habe im Augenblick keine Hinweise darauf, dass Wassermengen drohen wie das der Fall gewesen ist“, sagte analog dazu Roger Lewentz (SPD).
NRW und Rheinland-Pfalz: Einsatzkräfte und Bewohner rüsten sich für weiteren Regen
Geht es nach CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, soll ein ständiger nationaler Krisenstab eingesetzt werden. Das sagte der CSU-Politiker der „Passauer Neuen Presse“ (Ausgabe vom 24.07.2021). Dieser solle von Bund und Ländern gemeinsam getragen werden. Er halte die föderalen Strukturen für richtig, aber „auch die Bündelung aller Informationen ist sehr wichtig“, sagte Dobrindt.
Der ehemalige Verkehrsminister kritisiert zudem, dass die Kommunikationsinfrastruktur in den betroffenen Gebieten nicht schnell genug wiederaufgebaut worden sei. Er schlägt die Gründung einer mobilen Aufbautruppe „Kommunikation“ vor, die beispielsweise mit „Drohnen und mobilen Funkzellen, wenn in Krisenlagen die Handynetze zusammenbrechen“, erklärte Dobrindt.
Nach der Flutkatastrophe: Ehemaliger EU-Kommissionspräsident lobt Hilfsbereitschaft
Der ehemalige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker lobte unterdessen die Hilfsbereitschaft und Solidarität der Deutschen. Gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) sprach er von einem „unwahrscheinlichen Volumen an Solidarität.“ Es habe sich wiederholt, was sich schon beim Oder-Hochwasser gezeigt habe: Menschen seien in Krisensituationen zu Großem fähig. Die Bundesregierung hat unterdessen Soforthilfen für Betroffene in Milliardenhöhe beschlossen. Insgesamt geht es um rund 400 Millionen Euro. (mp/dpa) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.