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Putins Verbündete im Ukraine-Krieg: Chelsea-Chef Roman Abramowitsch gerät weiter unter Druck

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Von: Isabel Wetzel

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Russlands Präsident Wladimir Putin
Roman Abramowitsch ist einer der engsten Vertrauten des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er soll den Kreml-Chef auch bei der Finanzierung seines Krieges unterstützt haben. © Mikhail Klimentyev/dpa

Roman Abramowitsch ist einer der reichsten Menschen der Welt. Im Russland-Ukraine-Konflikt gerät der Oligarch zunehmend unter Druck – er soll Putins Krieg mitfinanzieren.

Moskau – Bei dem Versuch, den Angriffskrieg von Wladimir Putin in der Ukraine* zu stoppen, setzen die EU-Länder unter anderem auf scharfe Sanktionen gegen russischen Oligarchen. Die Einschränkungen für die engsten Vertrauten des russischen Präsidenten sollen dabei indirekt als „Druckmittel“ auf den Kreml dienen. Sie könnten künftig allerdings auch direkten Einfluss auf die weiteren Entwicklungen im Ukraine-Konflikt* nehmen.

Ein bislang geheimes Dokument aus Moskau legt nun nahe, dass einer der reichsten und prominentesten Oligarchen Russlands Putins militärische Aktionen mit korrupten und kriminellen Geschäften entscheidend mitfinanziert hat: Der Besitzer des englischen Fußballvereins FC Chelsea, Roman Abramowitsch.

NameRoman Arkadjewitsch Abramowitsch
Geburtstag24. Oktober 1966 (55)
GeburtsortSaratow, Russland
StaatsbürgerschaftRussisch, Israelisch, Portugiesisch
Fußballclub im BesitzFC Chelsea

Wladimir Putin: Details aus der Vergangenheit belasten Abramowitsch zusätzlich

Rund eine Woche nach Großbritannien hat auch die EU* am Dienstag (15.03.2022) explizit Sanktionen gegen Roman Abramowitsch verhängt. Konkret bedeutet das, dass die in der EU vorhandenen Vermögenswerte des Milliardärs eingefroren werden müssen. Außerdem kann er nicht mehr in die EU einreisen. Infolge der Sanktionen hat sich Abramowitsch bereits beim FC Chelsea zurückgezogen und erwägt offenbar auch den Verkauf des Vereins.

Zur Begründung heißt es im EU-Amtsblatt, Abramowitsch sei ein russischer Oligarch „mit langjährigen und engen Verbindungen“ zu Wladimir Putin*. Er habe einen privilegierten Zugang zum Präsidenten und unterhalte sehr gute Beziehungen zu ihm. Die Verbindungen hätten dem Großaktionär des Stahlkonzerns Evraz Group auch geholfen, „sein beträchtliches Vermögen zu sichern“. Die Evraz Group sei einer der größten Steuerzahler Russlands – ist aber lange nicht das einzige Geschäft, in dem Abramowitsch mitmischt.

Ein fünfseitiges Geheimdossier, das aus einer Akte der russischen Strafverfolgungsbehörden stammen soll und der BBC in Moskau zugespielt wurde, enthüllt belastende Details darüber, wie Roman Abramowitsch an sein Vermögen gekommen sein soll. Die Echtheit des Dokuments ist aktuell noch nicht verifizierbar, die Recherchen der BBC in Russland konnten aber zahlreiche Details aus der besagten Akte bestätigen.

Chelsea-Boss Abramowitsch als „Putins Geldgeber“: BBC enthüllt geheimes Dokument

Unter anderem soll das Dokument zusätzliche Belege dafür liefern, dass Abramowitsch bei der Auktion der Ölfirma Sibneft betrogen und den russischen Staat um rund 2,7 Milliarden US-Dollar gebracht haben soll. Die Vorwürfe sind nicht neu, russische Behörden ermittelten bereits 1997 in dem Fall und 2012 stand Abramowitsch in Zusammenhang mit der Sibneft-Auktion auch in London vor Gericht, gewann den Prozess aber. Der russische Milliardär hatte damals bereits zugegeben, dass er Kreml-Beamte mit hohen Geldsummen bestochen hatte, um das Geschäft auf den Weg zu bringen. Schlussendlich kaufte Abramowitsch das Unternehmen mehrere Milliarden Dollar unter dem eigentlichen Wert – um es zehn Jahre später mit erheblichem Gewinn wieder an Russland* zu verkaufen.

Aus dem Dokument geht laut BBC nun auch hervor, dass die russischen Behörden Abramowitsch verklagen wollten: „Sollte Herr Abramowitsch vor Gericht kommen, müsste er wegen bandenmäßigen Betrugs angeklagt werden“, zitiert BBC aus dem Dokument. Schlussendlich sei es nicht dazu gekommen, weil Abramowitsch unter dem Schutz des damaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin stand. Und auch als Wladimir Putin im Jahr 2000 an die Macht kam, hielt sich Abramowitsch weiter im engen Vertrauten-Kreis des Kremls.

„Putins Geldgeber“: Abramowitsch und Russland profitieren von enger Beziehung

Laut BBC seien die engen Beziehungen unter anderem bestehen geblieben, weil Abramowitsch durch seine erfolgreichen Geschäfte zu „Putins Geldgeber“ wurde, indem er der russischen Regierung „eine beträchtliche Einnahmequelle“ bot. So sollen mit dem Geld auch Teile der militärischen Bestrebungen Russlands finanziert worden sein. Das Geheimdossier hat neben dem Sibneft-Geschäft allerdings noch von einer zweiten manipulativen Auktion berichtet. Demnach wollte Abramowitsch 2002 die Ölfirma Slavneft kaufen.

Der Preis für den Verkauf sei dem Dokument zufolge bereits ausgehandelt gewesen, als sich eine chinesische Firma einschaltete und fast doppelt so viel für das Unternehmen bot. Die Firma musste das Angebot allerdings zurückziehen, weil ein Mitglied der chinesischen Delegation kurz nach seiner Ankunft in Moskau entführt wurde. BBC-Recherchen bestätigten die Schilderungen der Entführung. Unklar ist allerdings weiter, wer für die Entführung verantwortlich war und inwieweit Abramowitsch von den Vorgängen wusste.

Der russische Präsident Wladimir Putin (l) mit Roman Abramowitsch im Kreml. Abramowitsch war von 2000 bis Juli 2008 Gouverneur der russischen Region Tschukotka. (Archiv)
Der russische Präsident Wladimir Putin (l) mit Roman Abramowitsch im Kreml. Abramowitsch war von 2000 bis Juli 2008 Gouverneur der russischen Region Tschukotka. (Archiv) © Vladimir Rodionov/dpa

Wladimir Milow, der damals stellvertretender russischer Energieminister war, beteuerte allerdings gegenüber der BBC, dass hochrangige politische Persönlichkeiten bereits vor der Auktion entschieden hätten, dass Roman Abramowitsch den Zuschlag erhalten solle. Für viele einflussreiche Personen im Umfeld des Kreml hätte der Slavneft-Verkauf nach China negative Folgen gehabt.

Ukraine-Krieg: Putin-Vertrauter Roman Abramowitsch offenbar auf der Flucht

Die Anwälte des Oligarchen dementieren jegliche Vorwürfe. Demnach habe es bei den Geschäften mit Sibneft und Slavneft keine Korruption gegeben und Abramowitsch habe daher auch nicht unter dem Schutz von Präsident Jelzin stehen müssen. In Zusammenhang mit der mutmaßlichen Entführung des chinesischen Vertreters 2002 erklärten die Anwälte der BBC, die Vorwürfe seien „völlig unbegründet“ und er habe „keine Kenntnis von einem solchen Vorfall“.

Mehrere englische Medien berichteten Anfang der Woche, dass sich Roman Abramowitsch infolge der Sanktionen im Ukraine-Krieg auf der Flucht befindet. Demnach wurde der Milliardär in einer VIP-Lounge am Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv gesichtet, kurz bevor er in einem Privatjet das Land verließ. Israelische Behörden hatten zuvor verkündet, dass ihr Land „kein sicherer Ort für sanktionierte Oligarchen“ sei.

Berichten zufolge soll er sich auf den Weg nach Moskau gemacht haben, sein genauer Aufenthaltsort ist allerdings unbekannt. Zugleich soll der Milliardär laut Daily Mail aktuell versuchen, seine Besitztümer vor der EU zu schützen. Dazu sollen sich unter anderem seine Yachten in internationalen Gewässern aufhalten. Das Forbes-Magazin schätzt das Gesamtvermögen des Oligarchen auf mehr als 6,3 Milliarden Euro. (iwe) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

Inzwischen ermittelt das BKA gegen die Briefkastenfirmen, denen die Oligarchen-Villen am Tegernsee gehören.

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