Türkei, Italien, Griechenland: Wo herrscht Europas größte Erdbebengefahr?
Die aktuellen Erdbeben in Syrien und der Türkei beunruhigen. Wo in Europa sind Erdbeben noch wahrscheinlich? Und wie gefährlich wird es, wenn der Boden bebt?
München – Erdbeben gehören vermutlich zu den Dingen, die man sich nicht wirklich vorstellen kann, wenn man sie nicht einmal erlebt hat. Unglaublich laute Geräusche, der Boden vibriert, Häuser stürzen ein, Brücken brechen auseinander. In ebendieser Situation müssen sich nun tausende Menschen in Syrien und der Türkei wiederfinden. Mit einer Stärke von 7,5 bebte die Erde in zahlreichen Regionen, die Schäden sind immens. Angesicht der Wucht des unvorhersehbaren Naturereignisses herrscht Beunruhigung. Wo in Europa ist das Erdbebenrisiko groß? Kann man die Beben vorhersehen? Und wie kann man sich schützen?
Naturereignis Erdbeben: Was passiert, wenn die Erde bebt
Erdbeben entstehen, weil tektonische Platten Spannung aufbauen. Wie Eisschollen können sie einander schneiden, sich verkeilen oder aber gegeneinander pressen. Wird die Spannung zu groß, kommt es zu einer ruckartigen Bewegung, die Blockade löst sich. Aus menschlicher Perspektive gehen diese Plattenbewegungen mit heftigen Vibrationen, sogenannten Erdbeben, einher, wie auch merkur.de berichtet.
Demzufolge lässt sich sagen, dass die Erdbebengefahr überall dort groß ist, wo Plattenränder Gefahr laufen, aufeinander zu treffen. Die tektonischen Platten sind allerdings nicht das, was wir heute als die fünf Kontinente kennen. Vielmehr sind sie größer und weitreichender, tragen die verschiedenen Kontinente, sowie die Meere.
Erdbebengefahr: Italien, Griechenland und die Türkei sind besonders gefährdet
Europa ist weitestgehend auf der eurasischen Platte zu verorten. Allerdings gibt es diverse Bereiche, an denen Europa nahe bzw. auf einer Plattengrenze liegt. Hierzu gehören etwa der italienische Stiefel, sowie die Insel Sizilien. Vereinfacht lässt sich das Mittelmeer als Treffpunkt gleich mehrerer Platten beschreiben. Die eurasische grenzt hier an die afrikanische Platte. Als würde sie sich hineinzwängen wollen, kommt aus Osten noch die anatolische Platte hinzu.

Sowohl Griechenland, als auch die Türkei sind Länder, die nun sowohl auf der eurasischen, als auch anatolischen Platte liegen. Die Grenzen der Platten verlaufen also sozusagen „durch“ diese Länder. Entsprechend sind sowohl Südgriechenland, als auch die Städte rund um das Marmarameer wahrscheinliche Gebiete für Erdbeben.
Plattentektonik: Erdbebenrisiko und Erdbebengefahr sind nicht dasselbe
Zu unterscheiden von der Gefahr, dass ein Erdbeben stattfindet, ist allerdings das Erdbebenrisiko. Dies ist die seismische Gefahr, die beschreibt, wie sich die Erdbeben an der Oberfläche auswirken und inwieweit sie Gebäude, Umwelt oder Lebewesen schädigen könnten. Gemeint ist also, wie groß die Gefahr ist, die ein Erdbeben an der Oberfläche verursacht. Hierbei spielen laut European Facilities for Earthquake Hazard and Risk, kurz EFEHR, vier Faktoren eine Rolle:
- Die Erdbebengefahr: Länder, die an Plattengrenzen liegen, sind gefährdeter als Länder, die beispielsweise inmitten einer Platte liegen. In Ländern, die auf einer Plattengrenze liegen, sind Erdbeben am wahrscheinlichsten.
- Die Bodenstruktur: Die Beschaffenheit des Bodens, seine Zusammensetzung und Eigenschaften haben Einfluss darauf, wie stark die Erschütterung sich an der Oberfläche zeigt.
- Die Angreifbarkeit: Ist das betroffene Gebiet bebaut? Wie viele Gebäude gibt es, welche Gebäudearten kommen vor? Wie hoch sind die Gebäude und woraus wurden sie gemacht? Sind Erdbeben bei der Konzeption bedacht worden? Dies sind Beispiele von Fragen, die die klären sollen, inwieweit das, was sich auf der Oberfläche befindet, angreifbar ist.
- Die Exposition: In einem bevölkerungsreichen Gebiet richtet ein Erdbeben mehr Personenschäden an als in der Einöde. Auch der wirtschaftlich mögliche Schaden wird berechnet, der besonders hoch ist, wenn es sich beim betreffenden Gebiet beispielsweise um Industrieflächen handelt.
Naturereignis Erdbeben: Was wir tun können – und was nicht
Wie so oft ist Wissen auch bei Erdbeben Macht. Zwar liegt die Plattentektonik nicht in menschlicher Hand, wir können an der natürlichen Verteilung der Länder an oder auf Plattengrenzen nichts ändern. Vielmehr ist es aber gerade deshalb wichtig, dass Staaten sich der Erdbebengefahr auf ihrem Gebiet bewusst sind und entsprechende agieren. Seien es Bauvorschriften, seien es Evakuierungspläne oder auch simple Seismografen, die jede Form der Erschütterung überwachen. In ein Gebiet zu ziehen, dessen Erdbebengefahr bzw. -risiko minimal ist, bleibt dem Einzelnen freilich auch eine Option.
Forschende wollen indes die Platten besser verstehen, und machen dabei eine interessante Entdeckung.