Frau nach mehr als 100 Stunden unter Trümmern gerettete: Kurz darauf stirbt sie im Krankenhaus
Es grenzt an ein Wunder, als Helfer mehr als 100 Stunden nach dem Erdbeben eine Frau aus den Trümmern retten. Sie stirbt aber noch in derselben Nacht.
Update vom Samstag, 11. Februar, 16.15 Uhr: Die Frau, die ein deutsches Rettungsteam nach Tagen im türkischen Erdbebengebiet aus den Trümmern bergen konnte, ist in der Nacht zum Samstag (11. Februar) in einem Krankenhaus gestorben. Wie die Hilfsorganisation ISAR Germany mitteilte, berichteten die Angehörigen der 40-Jährigen, die den Vornamen Zeynep trägt, den Rettungskräften über ihren Tod. „Wir sind wirklich sehr traurig und betroffen“, sagte ISAR-Sprecher Stefan Heine der Nachrichtenagentur AFP. „Aber wir sind froh, dass sie durch die Bergung wenigstens noch einmal die Chance hatte, ihre Familie wiederzusehen.“
Auf die in Kirikhan mehrere Meter tief verschüttete 40-jährige Frau waren die Helfer am Mittwoch (8. Februar) gestoßen, sie lag auf dem Bauch, über ihr die Leiche ihres Mannes. Es gelang den Helfern, über Dolmetscher mit ihr in Kontakt zu bleiben und sie durch einen Schlauch mit Flüssigkeit zu versorgen, während die Rettungskräfte rund 50 Stunden lang mit Aufbruchhämmern Trümmer abtrugen. Am Freitagmittag (10. Februar) konnte sie nach mehr als 100 Stunden unter den Trümmern geborgen, medizinisch versorgt und von Familienmitgliedern begleitet in ein Krankenhaus gebracht werden.

Erdbeben-Einsatz: Helfende aus Deutschland retten Frau nach 100 Stunden aus Trümmern
Erstmeldung vom Freitag, 10. Februar: Kirikhan – Hilfskräfte aus der ganzen Welt sind nach den schweren Erdbeben in die Türkei gefahren, um dort Hilfe zu leisten. Auch Retter:innen aus Deutschland sind unter ihnen. Das Nachbarland Syrien ist ebenfalls von der Katastrophe betroffen, bisher sind hier allerdings keine internationalen Rettungsteams im Einsatz.
Die Organisation International Search and Rescue Germany, kurz I.S.A.R., hat ebenfalls Teams in die betroffenen Regionen entsendet. Im Schichtsystem konnten die Helfenden zuletzt eine Frau nach über 100 Stunden lebend aus den Trümmern eines Hauses in der türkischen Stadt Kirikhan retten.
Internationale Rettungsaktion: Teams arbeiten Hand in Hand und retten das Leben einer Frau
Mehrere Rettungsteams der I.S.A.R.-Gruppe waren damit beschäftigt, die Frau aus dem Schutt zu befreien. Dabei arbeiteten Helfende aus Deutschland und der Türkei Hand in Hand, wie die Gruppe mitteilt. Unterstützt wurden die Kräfte vom BRH Bundesverband Rettungshunde.
Dieser gehört auch Anja Hoch aus der nordhessischen Stadt Witzenhausen an, im Gespräch mit FR.de beschrieb sie die Situation vor Ort als „katastrophal und schlimm“. Es ist schwierig, überhaupt irgendwo ran zu kommen, so die Helferin in der Telefonschalte.
Rettung erfolgreich: Frau unter großem Aufwand lebend aus Trümmern gerettet
„Die Frau lag in mehreren Metern Tiefe. Um an sie zu gelangen, mussten unsere Teams Betondecken durchbrechen und viel Schutt abtransportieren. Kompliziert war die Rettung auch, weil der Zugang zur Verschütteten nur über sehr enge Wege möglich war“, beschreibt Einsatzleiter Steven Bayer die Lage.
Nach der erfolgreichen Rettung war die Stimmung bei allen sehr emotional – Alle hatten Tränen in Augen und mussten Schlucken.
Die Frau wurde über einen Versorgungskanal mit Wasser versorgt. Anschließend arbeiteten sich die Retter im Schichtsystem „Zentimeter für Zentimeter“ vor. Es mussten Betondecken durchbrochen, Schutt abtransportiert und sehr enge Wege in Kauf genommen werden, um die Rettung durchzuführen, wie es in der Pressemitteilung heißt. Insgesamt konnten die Helfenden bisher vier Personen lebend aus den Trümmern retten, zog Anja Hoch im Gespräch eine erste Bilanz des bisherigen Einsatzes. (Lucas Maier)