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Besorgnis in Tschernobyl: Beunruhigende Signale aus dem Atomreaktor

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Von: Daniel Dillmann

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Der Atomreaktor in Tschernobyl ist von einem Sarkophag umhüllt.
Der Atomreaktor in Tschernobyl ist von einem Sarkophag umhüllt. © SERGEI SUPINSKY/AFP

Infolge einer steigenden Anzahl von Kernspaltungen im Atomreaktor Tschernobyl warnen Fachleute nun vor neuen Unfällen.

Ukraine - Auch 35 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl beschäftigen die Überreste des Atomkraftwerks die Fachleute. Die Eindämmungsmaßnahmen rund um den Nuklearrektor haben nun wohl einen negativen Effekt auf die Unterdrückung der Strahlung und verkomplizieren den Abbau des Atomkraftwerks.

Wie das US-Magazin „sciencemag“ zuerst vermeldete, wurde in den vergangenen Jahren ein deutlicher Anstieg der Signale aus dem Reaktor festgestellt. Vor allem im Reaktorblock 4 soll es wieder vermehrt zu Kernspaltungen gekommen sein. Der Chemiker Neil Hyatt warnte deshalb bereits davor, dass „die Spaltreaktionen exponentiell beschleunigt“ werden könnten. Tatsächlich ergibt sich aus den Daten der Eindruck, dass sich die Neutronenanzahl in dem besagten Bereich in den letzten vier Jahren fast verdoppelt habe.

Atomreaktor Tschernobyl: Der Grund für den Anstieg der Spaltreaktion ist bisher noch unbekannt

Der Grund für den Anstieg der Spaltreaktionen ist nicht eindeutig geklärt. Die Fachleute gehen aber davon aus, dass es mit einem Abtrocknen der mehreren Tonnen Corium zusammenhängt, die dort befindlich sind. Corium bezeichnet eine lavaartige Mischung aus Uran-Brennstäben, Wasser, Beton und Sand, die entsteht, wenn es zu einer Kernschmelze kommt.

Vor vier Jahren wurde über den besagten Bereich ein 1,5 Milliarden US-Dollar teure Ummantelung namens „New Safe Confinement“ (NSC) errichtet. Dieser Betonmantel verhindert, dass weiteres Regenwasser in die verseuchten Räume eindringt. Das dort befindliche Corium trocknet, was nach Meinung der Fachleute die erhöhte Spaltreaktion verursacht.

Erneuter Super-Gau in Tschernobyl: Es wird wahrscheinlich nicht dazu kommen

Ein erneuter Super-Gau, wie er sich in Tschernobyl 1986 ereignet hatte, droht der Menschheit wohl nicht. „Wir können aber die Möglichkeit eines Unfalls nicht ausschließen“, warnte Maxim Saveliev vom Institut für Sicherheitsprobleme bei Nuklearkraftwerken (ISPNPP) gegenüber dem sciencemag. Es gebe einfach noch zu viele Ungewissheiten.

Erkenntnisse aus Tschernobyl: Auch für Fukushima (Japan) von Interesse

Doch die Erkenntnisse, die Saveliev und sein Team nun in der Ukraine sammeln, dürften auch für Japan von hohem Interesse sein. Dort kam es im Jahr 2011 in Fukushima im Zuge eines Tsunamis zu einer Kernschmelze in einem Atomkraftwerk, wo ebenfalls ein Sarkophag über dem betroffenen Reaktor errichtet wurde, der die austretende Strahlung eindämmen sollte. „Die Gefahr dort ist sehr ähnlich“ zu der Lage in Tschernobyl, sagte Hyatt.

In Japan warnen seit Fukushima mehrere Fachleute vor einer erneuten Katastrophe in einem der zahlreichen Atomkraftwerke des Landes. Toshio Kimura, Nuklearingenieur, hatte unlängst Alarm geschlagen. „Es gibt eine sehr starke Möglichkeit, dass es eine weitere nukleare Katastrophe in Japan gibt“, sagte Kimura zum US-Nachrichtenportal „The Daily Beast“. (Daniel Dillmann)

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