1. Startseite
  2. Panorama

Erkennen Schnelltests Omikron-Variante? – Neue Daten sorgen für Kehrtwende

Erstellt:

Von: Katja Thorwarth, Sandra Kathe

Kommentare

Nach ersten Untersuchungen eines Prüflabors erkennen 80 Prozent der in Deutschland verkauften Antigen-Tests die Omikron-Variante zuverlässig.
Nach ersten Untersuchungen eines Prüflabors erkennen 80 Prozent der in Deutschland verkauften Antigen-Tests die Omikron-Variante zuverlässig. (Symbolfoto) © Bernd von Jutrczenka/dpa

Die Omikron-Variante des Coronavirus ist noch nicht ausreichend erforscht. Ein Institut kommentiert nun erste Zweifel an der Zuverlässigkeit von Schnelltests.

Update vom Donnerstag, 30.12.2021, 14.00 Uhr: Das in Deutschland für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel zuständige Paul-Ehrlich-Institut weist auf bisherige Studienergebnisse hin, nach denen „die allermeisten der in Deutschland angebotenen und positiv bewerteten Antigen-Tests eine Omikron-Infektion nachweisen können“. Das meldete das Institut als Reaktion auf eine Mitteilung der US-Gesundheitsbehörde FDA, die gewarnt hatte, dass Antigen-Schnelltests die neue Corona-Variante womöglich weniger sicher erkennen, als frühere Virus-Varianten (s. Erstmeldung).

Zur Begründung erklärte das Paul-Ehrlich-Institut, dass eine große Anzahl der in Deutschland verfügbaren Antigen-Tests das Nukleo-Protein des Corona-Virus nachweisen, das bei Proben wesentlich stärker konserviert sei. Die Mutationen der Omikron-Variante beträfen jedoch vorwiegend das Spike-Protein. Zudem seien „zwei der insgesamt vier Mutationen im Omikron-N-Protein traten auch bei den bisher bekannten SARS-CoV-2-Varianten“ aufgetreten und hätten „keinen Einfluss auf die Zuverlässigkeit der Antigen-Nachweistests“ gehabt.

Omikron: Wie zuverlässig sind Antigen-Schnelltests?

Dazu bezieht sich das Paul-Ehrlich-Institut auf eine Überprüfung von 245 Arten von Antigentests, die durch ein Prüflabor seit einem Jahr stichprobenartig untersucht worden seien. Bis zum 14.12.2021 hätten 199 der untersuchten Antigentests die Überprüfung bestanden, 46 Produkte wurden als ungenügend eingestuft. Demnach hätten 80 Prozent der untersuchten Tests „die in der Vergleichsuntersuchung geforderte Empfindlichkeit.“ 

Generell weisen die Forschenden darauf hin, dass die Antigen-Tests „nicht zur sicheren Diagnose einer SARS-CoV-2-Infektion entwickelt“ wurden, sondern „um Personen mit einer sehr hohen Viruslast, der damit verbundenen potenziellen Infektiosität und dem Übertragungsrisiko für Kontaktpersonen schnell und einfach zu identifizieren“. Für eine endgültige, qualitative und quantitative Aussage seien laut Paul-Ehrlich-Institut weitere Untersuchungen, vor allem in Form von Vergleichsstudien mit Proben von Omikron-infizierten Personen, erforderlich.

Omikron-Variante erkennen: Schnelltests laut US-Behörde FDA womöglich ungenau

Erstmeldung vom Mittwoch, 29.12.2021, 10.00 Uhr: Washington D.C. – Wie die US-amerikanische Gesundheitsbehörde mitteilt, erkennen Antigen-Schnelltests eine Corona-Infektion mit der Omikron-Variante vermutlich nicht so gut wie frühere Varianten. „Erste Daten deuten darauf hin, dass Antigen-Tests die Omikron-Variante zwar erkennen, aber möglicherweise eine geringere Empfindlichkeit aufweisen“, erklärte die FDA am Dienstag (28.12.2021). Die Empfindlichkeit ist ein Maß für die Höhe der Wahrscheinlichkeit, ob ein Test bei einer bestehenden Corona-Infektion ein positives Ergebnis anzeigt.

Die aktuellen Daten basieren auf ersten Forschungsergebnissen mit lebenden Viren von echten Patient:innen. Die FDA hatte zuvor die Tests mit abgetöteten Viren untersucht und dabei keine Unterschiede zwischen verschiedenen Corona-Varianten feststellen können. Die neuen Daten spiegeln laut FDA die Realität besser wieder - die Studien sind jedoch noch nicht abgeschlossen.

Corona-Schnelltest
Ein Corona-Schnelltest. © Rene Traut/Imago Images

Corona-Variante Omikron: Bei Antigen-Schnelltests offizielle Anweisungen beachten

Weiter erklärte die FDA, dass die Verwendung von Antigen-Tests nach wie vor empfohlen wird, die Menschen allerdings die offiziellen Anweisungen beachten sollten. Benutzer:innen werden beispielsweise bei einigen der sogenannten Schnelltests angewiesen, zwei Tests im Abstand von einer bestimmten Zeitspanne durchzuführen, um einen negativen Befund zu bestätigen.

Wenn eine Person mit einem Schnelltest negativ getestet wurde, aber aufgrund von Symptomen oder ihrer Nähe zu Corona-Infizierten wahrscheinlich an Covid-19 erkrankt ist, wird ihr dennoch empfohlen, einen PCR-Test zu machen - der „Goldstandard“ beim Erkennen von Corona-Infektionen.

Corona-Variante Omikron: Tests unabdingbar für Pandemie-Eindämmung

Der Unterschied zwischen PCR-Tests und Antigen-Tests ist, dass letztere auf Eiweißfragmente (Proteine) aus der Hülle des Virus anspringen. Diese ist bei der Omikron-Variante jedoch an zahlreichen Stellen mutiert. Hingegen weisen PCR-Tests das genetische Material des Virus nach. Sie sind genauer, weil sie Millionen von Kopien der RNA des Virus herstellen können, sodass selbst kleinste Mengen nachweisbar sind.

Allerdings können Antigen-Tests auch zu Hause eingesetzt werden und zeigen binnen Minuten ein Ergebnis. Sie sind kostengünstig, während es bei PCR-Tests mehrere Stunden dauert und die Proben in einem Labor untersucht werden müssen. Nach wie vor gelten beide Test-Arten neben der Corona-Impfung als unverzichtbarer Teil einer umfassenden Strategie, die Corona-Pandemie einzudämmen. (ktho/ska mit AFP)

Auch interessant

Kommentare