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Trinkwasser wird knapp: Spanischer Urlaubsregion drohen „schmerzhafte Maßnahmen“

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Von: Martina Lippl

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Spanien Andalusien: Die Alhambra in Granada bei Sonnenuntergang in ein rotes Licht getaucht.
Alarmstufe Rot in Nordwesten Spaniens: Andalusien – hier im Foto die Alhambra in Granada – kündigt drastische Maßnahmen nach der Urlaubssaison an. © IMAGO/Dynamite Studio

Spanien meldet neue Hitzerekorde. Die Stauseen sind fast leer. Andalusien stimmt die Bevölkerung jetzt auf harte Wassersparmaßnahmen ein – nach der Urlaubssaison.

Sevilla – Im vergangenen Jahr hatte Spanien bereits den heißesten Sommer seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen erlebt. Schon in weiten Teilen des Landes war es 2022 sehr trocken. Jetzt meldet der spanische Wetterdienst Amet ungewöhnliche Hitze auf der iberischen Halbinsel – 38,8 Grad in der andalusischen Stadt Córdoba. Dazu herrscht eine extreme Trockenheit. Im Süden des Landes ist das Trinkwasser bereits knapp. In Andalusien erreicht die Situation eine neue Dimension.

Hitze und Dürre in Spanien: Erste Regionen in Andalusien leiden unter Trinkwassernotstand

Flüsse und Stauseen im Süden Spaniens sind inzwischen fast trocken. Andalusien leidet unter dem Wassermangel. In einigen Orten sind die Wasserhähne bereits abgedreht. „In Córdoba gibt es aufgrund der Austrocknung von Stauseen 24 Gemeinden, die mit Tankwagen versorgt werden“, sagt Geograf Jesús Vargas im Interview mit 20minutos.es. Vargas ist Sprecher der Plattform Observatorio Ciudadano de la Séquía, die Daten über Dürre und Wassermanagement in Spanien erhebt.

„Wenn es nicht regnet, wird die Situation noch viel schlimmer“, so der Experte. Selbst, wenn es im Mai und im Sommer regnet, sei kaum ein Effekt zu spüren. Bei sehr hohen Temperaturen verdunste das Wasser in den Stauseen schneller sowie auch bei den Feldfrüchten und Pflanzen. Die Landwirtschaft in der Region leidet jetzt schon unter der Trockenheit. Die Sorgen um die Olivenernte sind groß.

Auf den Regen in den nächsten Wochen setzt jedoch Andalusiens Ministerpräsident Juanma Moreno, wie costanachrichten.com berichtet. „Hoffen wir mal, dass es regnet, damit wir keine schmerzhaften Maßnahmen ergreifen müssen“, sagte der Regierungschef demnach in einem Interview mit dem TV-Sender Antena 3. Wenn es jedoch weiter so trocken bleibe, könnten Einschränkungen je nach Notstandsstufe nötig sein, wie ein Wasserverbot für private Pools und Gärten oder auch öffentliche Parks nicht mehr zu bewässern.

Wassermangel im Urlaubsparadies Spanien? Wasser-Garantie in Andalusien

Urlauberinnen und Urlauber in den Touristenhochburgen wie Málaga und in Küstenregionen in Andalusien müssen sich wohl keine Sorgen machen. Für den Sommer sei in den Küstenzonen der Wasserkonsum abgedeckt, unterstrich Moreno Ende April. Es gebe eine Garantie. Zur Not wird Wasser importiert. Spanien bereitet sich auf einen Rekordsommer 2023 vor. Die Tourismusbranche gibt sich optimistisch. Ob eine Notsituation tatsächlich vermieden werden kann, bleibt abzuwarten. Wenn es passiert, soll das Wasser in Andalusien nach der Sommersaison – im Herbst rationiert werden.

Wassermangel in Spanien: Experte kritisiert Zustand von Leitungen

Der mangelnde Niederschlag, die sogenannte meteorologische Trockenheit, ist eine Sache. Ob die Wasserressourcen ausreichen, um Engpässe abzudecken, hängt auch von anderen Faktoren ab. Marode Wasserleitungen sind beispielsweise ein Problem. Wegen der schlechten Leitungsrohre versickern in den Städten laut Wasser-Experte Jesús Vargas noch 32 Prozent des städtischen Wassers. Dürren der vergangenen Jahre hätten die Bewohner in Sevilla und Cádiz schon sensibilisiert. Der Verbrauch sei auf 100 Liter pro Einwohner und Tag gesunken.

Schlimmste Dürre in Katalonien seit 1914

Katalonien hat schon Ende Februar Beschränkungen für den Wasserverbrauch erlassen. Öffentliche Flächen und private Gärten dürfen nicht mehr bewässert werden, die Landwirtschaft muss ihren Wasserverbrauch um 40 Prozent, die Industrie um 15 Prozent senken und die tägliche Wassermenge pro Einwohner wird von 250 auf 230 Liter gesenkt. Wasser für private Pools ist damit knapp.

Experten sprechen von der schlimmsten Dürre in Katalonien seit Beginn der Erfassungen im Jahr 1914. Die Misere wird von Forschern zum größten Teil auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückgeführt.

Die Dürre lockte vergangenen Sommer Touristen an. Die Behörden Kataloniens mussten im vorigen Sommer den Zugang zum Sau-Stausee nördlich von Barcelona beschränken, weil der Andrang der Menschen, die die sonst unter Wasser stehende Kirche Sant Romá aus dem 11. Jahrhundert sehen wollten, zu groß geworden war. Ein mysteriöses Bauwerk – „Spanisches Stonehenge“ – brachte dagegen die Dürre im Stausee Valdecañas knapp 200 Kilometer südwestlich von Madrid zum Vorschein. (ml)

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