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Oligarchen-Yacht in Hamburg: BKA ermittelt Eigentümer und setzt „Dilbar“ fest

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Von: Delia Friess

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Komplett verhüllt liegt die Mega-Yacht Dilbar im Blohm+Voss Dock Elbe 17 im Hamburger Hafen. Die Yacht wurde vom BKA festgesetzt.
Komplett verhüllt liegt die Oligarchen-Yacht Dilbar im Blohm+Voss Dock Elbe 17 im Hamburger Hafen. Die Yacht wurde vom BKA festgesetzt. © Markus Scholz/dpa

Die Oligarchen-Yacht Dilbar wurde im Zuge der EU-Sanktionen gegen Russland beschlagnahmt. Das Bundeskriminalamt ermittelt Eigentümer – der Oligarch ist es nicht mehr.

Update vom Donnerstag, 14.04.2022, 11.30 Uhr: Die im Hamburger Hafen liegende Luxusyacht Dilbar ist aufgrund der EU-Sanktionen gegen Russland festgesetzt worden. Anders sieht es bei der Russen-Yacht Solandge aus: Sie durfte den Hamburger Hafen verlassen. Das Bundeskriminalamt (BKA) ermittelte, wem die Yacht Dilbar gehört: der Schwester des russischen Oligarchen Alisher Usmanov, Gulbakhor Ismailova. Schon Anfang März 2022 gab es Gerüchte, dass die Luxusyacht Dilbar beschlagnahmt worden sein soll.

Da zunächst nicht klar war, wem die Yacht mit 20 Kabinen und einem 25 Meter langen Pool gehört, konnte die Dilbar damals im Hamburger Hafen nicht festgesetzt werden. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, würden Eigentümer und Eigentümerinnen ihre Identität häufig über Holdings oder Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen anmelden. Ähnliches habe das BKA herausgefunden, teilte dpa gestern (Mittwoch, 13.04.2022) mit.

Oligarchen-Yacht Dilbar festgesetzt: Laut BKA verschleiert Offshore-Firmenkonstrukt Eigentumsverhältnisse

Demnach haben Ermittler im Fall der 500 Millionen teuren Dilbar ein verschachteltes Offshore-Firmenkonstrukt entdeckt. So sei man auf die Schwester von Alisher Usmanov als Eigentümerin gestoßen. Die Luxusyacht sei nun mit einem Verfügungsverbot belegt worden und dürfe „nicht mehr veräußert, vermietet oder belastet werden“, sagte ein Sprecher des Bundeskriminalamts (BKA) der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatten NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung berichtet.

Die BKA-Ermittler hatten eigentlich den kremltreuen Usmanov als Eigentümer angenommen. Doch er habe laut Angaben des BKA schon 2017 indirekt Vermögenswerte an seine Schwester Gulbakhor Ismailova übertragen. Offiziell gehöre laut dpa die Navis Marine Ltd. von den Kaimaninseln die Dilbar. Deren Anteilseigner sei jedoch die zypriotische Holdinggesellschaft Almenor Holdings Ltd., die wiederum von der Schweizer Pomerol Capital SA treuhänderisch zugunsten von The Sisters Trust verwaltet werde. In der von der Europäischen Union veröffentlichten Sanktionsliste heißt es dazu: „Seit 2017 ist Alisher Usmanov nicht mehr Anteilseigner dieser Treuhandgesellschaft, womit seine Schwester, Gulbakhor Ismailova, zur einzigen wirtschaftlichen Eigentümerin der Jacht Dilbar wurde“.

Russland-Sanktionen umgangen: Oligarchen-Yacht kann nicht beschlagnahmt werden

Erstmeldung vom Freitag, 04.03.2022, 11:55 Uhr: Hamburg - Die Luxusyacht Dilbar soll dem russischen Oligarchen Alisher Usmanov gehören, der eine enge Verbindung zu dem russischen Präsidenten Wladimir Putin* pflegt. Der Oligarch steht deshalb auf der Sanktionsliste der EU. Er habe Putin und Entscheidungsträger, die „für die Annexion der Krim und die Destabilisierung der Ukraine* verantwortlich sind, materiell oder finanziell aktiv unterstützt“, heißt es in der Begründung der EU*.

Der Oligarch aus Russland* darf die EU nun nicht mehr betreten. Auch seine Vermögenswerte können eingefroren werden. Zunächst hieß es, dass auch die 600-Millionen-Yacht beschlagnahmt worden sei. Dies verkündete der Hamburger Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos). „Sie können davon ausgehen, dass ab jetzt keine Yachten mehr herausgehen“, sagte Westhagemann am Dienstag (03.03.2022).

Die Luxusyacht Dilbar hat an der Kaimauer der Werft Blohm+Voss festgemacht.
Die Luxusyacht Dilbar hat an der Kaimauer der Werft Blohm+Voss festgemacht. © Christian Charisius /dpa

Oligarchen-Yacht kann nicht beschlagnahmt werden – Eigentümer nicht identifiziert

Westhagemann soll sich in seiner Aussage nur auf das Aussetzen der Verschiffung von Waren nach Russland bezogen haben. Dies sei jedoch etwas anderes als direkte Sanktionen gegen Russland* und seine Oligarchen. „Nach unserer Kenntnis ist die Yacht nicht beschlagnahmt worden“, sagt die Sprecherin der Wirtschaftsbehörde in Hamburg. Bislang gebe es auch keine derartige behördliche Anordnung. Gleiches teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit.

Den Grund, weshalb die Dilbar noch nicht beschlagnahmt wurde, verriet der Zoll: Um ein Schiff wie die Dilbar aus dem Verkehr zu ziehen, bräuchte es einen Nachweis, wem es gehöre. Laut dem US-Magazin Forbes soll die Yacht auf den Cayman Islands registriert worden sein und einer Holding gehören. Dies sei laut dpa ein gängiges Verfahren, um den Eigentümer zu verschleiern. Dennoch liegt die Yacht derzeit wohl noch eine Weile im Hamburger Hafen, wo die Werft Blohm+Voss noch Reparaturarbeiten an dem Schiff durchführt.

Trotz Sanktionen gegen Oligarchen aus Russland: Luxusyacht Dilbar kann nicht festgesetzt werden

Frankreich* sei bei der Beschlagnahmung von Oligarchen-Yachten bereits weiter als Deutschland. Der französische Zoll hat in der Nacht zu Donnerstag (03.03.2022) als Reaktion auf den Krieg zwischen Russland und der Ukraine die Yacht eines Unternehmens festgesetzt, dessen Hauptaktionär den Angaben zufolge auf der Sanktionsliste steht. Das Schiff habe zu Beginn der Zollkontrolle an der Mittelmeerküste unweit von Marseille noch auslaufen wollen, hieß es.

Die Beschlagnahmung der Dilbar wäre wohl ein nicht zu unterschätzender Verlust für den Putin-Vertrauten. Sie gilt als die teuerste Luxusyacht der Welt. 2016 gebaut, ist die Dilbar 156 Meter lang und 24 Meter breit. Angeblich soll das Luxusschiff 600 Millionen Euro kosten. Auch die USA* und Großbritannien* haben russische Oligarchen aufgrund der Entwicklungen im Ukraine-Konflikt* auf ihre Sanktionslisten gesetzt. (dpa, df) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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