„Zweite Front“ für Putin: In Russland wüten verheerende Waldbrände

Während der Ukraine-Krieg im Donbass eine neue Intensität erreicht, sieht sich Moskau im Osten einer zweiten Front gegenüber – in Sibirien wüten verheerende Waldbrände.
Moskau – Gerade erreicht der Ukraine-Konflikt* durch die Offensive russischer Streitkräfte im Donbass eine neue Dimension. Zahlreiche internationale Beobachtende berichten von zunehmendem Beschuss der Region im Osten der Ukraine*.
Russland sieht sich dabei allerdings weiterhin starkem Widerstand der ukrainischen Truppen gegenüber. Nach Angaben des britischen Geheimdienstes plagen das russische Militär zudem Versorgungsprobleme und technische Schwierigkeiten. Hinzu kommt nun, dass im eigenen Land verheerende Waldbrände wüten.
Verheerende Waldbrände in Russland: Betroffene Fläche doppelt so groß wie 2021
Die Waldbrandsaison in Russland* hat nach Angaben russischer Medien und Greenpeace Russland 2022 bereits sehr früh begonnen. In den vergangenen Tagen seien rund 400 Waldbrände in Sibirien ausgebrochen, berichtete das Katastrophenschutzministerium der Russischen Föderation. Die Waldbrandfläche sei demnach bereits doppelt so groß, wie im April vergangenen Jahres. Genaue Zahlen, welche Fläche aktuell von Bränden betroffen ist, gibt es nicht. Am Montag (18.04.2022) berichtete das Katastrophenschutzministerium von rund 150 Hektar, die betroffen waren. Seitdem seien aber zahlreiche weitere Brände ausgebrochen.
Die Feuer seien deutlich weiter verbreitet als von den Behörden registriert, und in einigen Wäldern seien sie außer Kontrolle, sagte Greenpeace-Sprecher Aleksey Yaroshenko der Siberian Times.
Schwere Waldbrände in Russland: Große Teile Sibiriens in Flammen
Ein von der Siberian Times veröffentlichtes Video zeigt einen riesigen Brand in der Region Tjumen in Westsibirien. Die Aufnahmen, die auf Twitter veröffentlicht wurden, zeigen Feuerwehrleute, die vor einem orangefarbenen, rauchgefüllten Himmel versuchen, das Feuer zu bekämpfen. „Feuerwehr und Luftfahrt arbeiten daran, einen massiven Steppenbrand in der Region Tjumen, Westsibirien, zu löschen“, hieß es in dem Tweet. Aktuell sind vor allem die Regionen Omsk, Tjumen und Krasnojarsk von den verheerenden Waldbränden betroffen.
Die Waldbrände erreichen mittlerweile auch besiedelte Gebiete. In der Region Krasnojarsk hat das Feuer bereits mehr als 60 Häuser zerstört. Bilder von Fotografen und Bildagenturen zeigen, dass zahlreiche Großstädte von erstickendem Rauch und Smog eingehüllt sind. Die von Wladimir Putin* eingesetzten Regionalregierungen in Sibirien haben nach Angaben russischer Medien bereits Sofortmaßnahmen eingeleitet, um die alarmierenden Waldbrände möglichst schnell zu bekämpfen.
Waldbrände in Russland: Expert:innen warnen vor schwerwiegenden Folgen
Der UN-Klimarat hatte bereits im Februar vor der steigenden Gefahr von Wald- und Flächenbränden gewarnt. Bereits im August 2021 hatten sich die verheerenden Waldbrände in Sibirien immer weiter ausgebreitet*. Bereits im vergangenen Jahr warnten Aktivistinnen und Aktivisten von Greenpeace Russland davor, die Brände zu unterschätzen.
Expert:innen rechnen vor allem auch mit langfristigen Folgen für den Permafrostboden – also dauerhaft gefrorenem Boden. In Russland betrifft das derzeit noch etwa zwei Drittel der gesamten Bodenfläche. Taut der Permafrostboden infolge des Klimawandels und der verheerenden Brände weiter auf, könnten große Mengen gebundener Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen. Zudem könnte es zu weiteren Katastrophen wie Erdrutschen infolge absackender Böden kommen. (iwe) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.