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Rekord von Jessica Watson umstritten

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Vielleicht kein Rekord, aber sicher eine prägende Erfahrung: Jessica Watson bei ihrer siebenmonatigen Weltumseglung.
Vielleicht kein Rekord, aber sicher eine prägende Erfahrung: Jessica Watson bei ihrer siebenmonatigen Weltumseglung. © dpa

Nach sieben Monaten ist die Jessica Watson fast am Ziel, doch zum Rekord reicht es wohl nicht. Ihre Route ist ein paar Meilen zu kurz, bemängeln Segel-Experten. Watsons Reaktion: "Lächerlich".

Sydney. Die junge Weltumseglerin Jessica Watson ist nach sieben einsamen Monaten im Boot fast am Ziel, doch ihr erhoffter Weltrekord wird infrage gestellt. Die 16-jährige Schülerin habe zwar Unglaubliches geleistet, doch für eine anerkannte Weltumseglung reichten ihre Seemeilen nicht aus, sagten Segelexperten.

Trotzdem bereitet ihr Team in Australien einen großen Empfang für Samstag nächster Woche (15. Mai) vor. Dann will Jessica Watson ihre Jacht "Ella's Pink Lady" in den Hafen von Sydney lenken. Sie tat die Zweifel an ihrem Rekord in ihrem Blog im Internet als lächerlich ab.

Die Segel-Experten führen auf der Webseite sail-world.com die Vorschriften des Weltverbandes WSSRC an. Der wurde eigens gegründet, um weltweit anerkannte Anforderungen für Segelrekorde festzulegen. Nach dessen Statuten gilt für eine Weltumseglung: "Die kürzeste orthodromische Strecke muss mindestens 21.600 Seemeilen betragen." Orthodromisch bezeichnet die kürzeste Verbindung zweier Punkte auf einer gekrümmten Fläche.

Zick-Zack-Kurs hilft nicht

Watsons Strecke betrug nach Angaben eines unabhängigen Navigators, den die Betreiber der australischen Expertenwebseite sail-world.com befragten, weniger als 20.000 Seemeilen. Sie segelte von Sydney aus über den Äquator, dann um die Südspitzen Südamerikas und Afrikas und an der Südküste Australiens entlang.

Tatsächlich könnte sie durch oft nötige Zickzack-Kurse und Gegenwinde am Ende 23.000 Seemeilen hinter sich haben, doch hält der Verband klar fest: "Die im Logbuch verzeichneten Seemeilen werden vom WSSRC nicht anerkannt." Es geht nur um die kürzeste Strecke zwischen den angesteuerten Punkten.

"Es mag gemein sein, jetzt, wo gejubelt werden sollte, darauf hinzuweisen, dass Jessica keine Route genommen hat, die vom WSSRC genehmigt ist", schrieb der Segelexperte Bob Fisher auf sail- world.com.

Er bewundere Watson, betonte er, und gratuliere zu ihrer Leistung. Aber um Rekorde zu beanspruchen, müsse man sich an die Regeln halten. Deshalb werde Watson nicht den Altersrekord des Australiers Jesse Martin brechen, der 1999 als 18-Jähriger solo um die Welt segelte. Seine Strecke war mehr als 21.600 Seemeilen lang und steht in den Annalen des WSSRC.

"Was habe ich denn sonst die ganze Zeit gemacht?"

Der Verband hat die Kategorie "jüngster Weltumsegler" inzwischen abgeschafft, bestätigte der Sprecher des Verbandes, John Reed, der Deutschen Presse-Agentur per E-Mail. Die Regeln für eine Weltumseglung gelten aber nach wie vor. Wer weniger als 21.600 Seemeilen zurücklege, könne keine Weltumrundung beanspruchen.

Watson gab sich in ihrem Blog von der Kontroverse ungerührt. Sie könne darüber nur lachen. "Wenn ich nicht um die Welt gesegelt bin, frage ich mich, was ich die ganze Zeit hier gemacht habe", schrieb sie.Mehr als 800 Fans schrieben auf ihrer Webseite, ausnahmslos zustimmend. Die Schülerin war am Freitag an der Südostküste Australiens und hatte nur noch wenige hundert Seemeilen vor sich. (dpa)

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