Ein Dasein als Mieter in Paris: Raum für Gefühle

Ein Zuhause in der Stadt der Liebe? Kostet. Gefühlt gar nicht so wenig.
Paris hat was zu bieten, das muss hier nicht erwähnt werden. Das hat sich auch schon unter jenen herumgesprochen, die eine Immobilie in Paris besitzen. Zumindest würde dies die stattlichen Mieten erklären. Wer in Frankfurt lebt, denkt jetzt sicher: Kenn ich!
Und wenn man hierzulande völlig zurecht über horrende Mieten schimpft – schlimmer geht bekanntlich immer. So wird für Eiffelturm, Louvre und Notre Dame in der Nachbarschaft ein bisschen mehr fällig als für Goetheturm, Städel und Paulskirche. Nicht, dass sich das irgendwie rechtfertigen ließe, aber darum geht es hier nicht.
Eine kleine Online-Wohnungssuche in der französischen Hauptstadt: sanierter Altbau, zentral, möbliert, 20 Quadratmeter: 1096 Euro. Oder, etwas geräumiger in ruhigerer Lage: 25 Quadratmeter für 1349 Euro. Zu teuer? Dann vielleicht eine Nummer kleiner: Schicke 13 Quadratmeter im Süden der Stadt gibt’s schon für 850 Euro, ein 9-m2-Schnäppchen sogar schon für 620 Euro, gut geschnitten passt am Ende gar ein Bett rein.
In dieser Woche nun hat eine Immobilienanzeige für eines jener kleinen Appartements es dennoch geschafft, sich von all diesen Anzeigen abzuheben und für Aufmerksamkeit zu sorgen. Wirkte der Vermieter der Wohnung doch arg verzweifelt. Freilich völlig zu unrecht. Wohnraum im Herzen der Stadt der Liebe? Immer heiß begehrt. Doch hatte er sein 11,53 Quadratmeter großes Zimmerchen mit „gefühlten 16 Quadratmetern“ angepriesen.
Auf den üblichen Social-Media-Kanälen machte die kreative Anzeige schnell die Runde. „Immobilienmakler in Paris wissen nicht mehr, was sie sich ausdenken sollen“, blieb eine Nutzerin noch sachlich. „Antworte, dass du bereit bist, eine Miete von 100 Euro zu zahlen – gefühlte 1000 Euro“, schlug ein anderer den Interessierten vor.
Noch ein anderer hatte einen Tipp für den Vermieter, wie er überzeugender rüberkäme: „Es ist eine 12 Quadratmeter große Wohnung nach dem Gesetz, aber wir haben an allen Wänden Spiegel angebracht, so dass es sich wirklich wie 70 bis 75 Quadratmeter anfühlt, wenn man in der Mitte sitzt, keine Sorge“. Sorgen dürften den Vermieter kaum umtreiben, wissen wir doch, dass so ein paar Quadratmeter ziemlich viel einbringen. Gefühlt zumindest. (Andreas Sieler)