Quarantäne und Solidarität

Während die Briten die Schutzvorschriften wegen des Coronavirus verschärfen, starten Niederländer eine Petition gegen Diskriminierung von Asiaten.
Die britische Regierung hat das neuartige Coronavirus als „ernste und unmittelbare Gefahr für die Volksgesundheit“ eingestuft und damit ihre Schutzmaßnahmen verschärft. Menschen können nun gezwungen werden, in Quarantäne zu gehen, wie das Gesundheitsministerium am Montag in London mitteilte. Dies komme nicht nur den Betroffenen zugute, sondern könne auch weitere Ansteckungen verhindern. In Großbritannien stünden dafür zwei Einrichtungen in Wirral und Milton Keynes zur Verfügung.
Zuvor war bekannt geworden, dass sich ein Brite im Januar in Singapur mit der Lungenkrankheit infiziert hatte und inzwischen mit mindestens sieben weiteren Fällen in England, Frankreich und Spanien in Verbindung gebracht wird. Er hatte sich mit anderen Personen ein Chalet in einem Alpen-Skigebiet nahe dem Mont Blanc geteilt.
Die 20 China-Rückkehrer indes, die am Sonntag in Berlin gelandet waren, sind nicht mit dem Coronavirus infiziert. „Alle Testergebnisse der Rückkehrerinnen und Rückkehrer in Berlin sind negativ“, teilte Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Montag mit. „Die 14-tägige Quarantäne für die Dauer einer längstmöglichen Inkubationszeit unter Beobachtung ist eine Maßnahme, um die Betroffenen selbst und die Bevölkerung zu schützen.“
Die 16 Erwachsenen und vier Kinder waren am Sonntag in Berlin-Tegel gelandet. Die Menschen, die sich in der schwer vom Coronavirus betroffenen chinesischen Stadt Wuhan aufgehalten hatten, kamen umgehend auf eine Quarantäne-Station auf dem Gelände der Kliniken des Deutschen Roten Kreuzes in Berlin-Köpenick. Am Sonntag hieß es, die Deutschen und ihren Familienangehörigen seien wohlauf. Die Tests auf das Coronavirus sollen nun zwei Wochen lang alle vier Tage wiederholt werden.
An Bord des unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiffes, das im japanischen Yokohama einige Tage vor Anker lag, sind weitere 60 Fälle des neuen Coronavirus festgestellt worden. Das gab das japanische Gesundheitsministerium am Montag bekannt. Damit erhöht sich die Zahl der Infizierten an Bord auf mindestens 130, wie der japanische TV-Sender NHK berichtete. Die übrigen der 2666 Passagiere und 1045 Crew-Mitglieder sollen noch bis 19. Februar an Bord bleiben, da die Untersuchungen auf den Erreger weitergehen. An Bord des Kreuzfahrtschiffes sind nach Erkenntnissen der Deutschen Botschaft in Tokio auch zehn deutsche Staatsangehörige.
„Wir sind keine Viren“
Aus China wurde am Montag gemeldet, dass ein Mitarbeiter einer Schnellrestaurant-Kette ebenfalls mit dem Coronavirus infiziert ist. Wie chinesische Staatsmedien am Montag berichteten, soll der Beschäftigte eines Ladens im Xiaozhai-Einkaufszentrum in der alten Kaiserstadt Xi’an (Provinz Shaanxi) Ende Januar am Tresen das Essen vorbereitet haben. Seit dem Ausbruch der Lungenkrankheit hat das Mutterhaus Yum China, das neben „Kentucky Fried Chicken“ auch die Ketten „Pizza Hut“ und „Taco Bell“ im Land betreibt, bereits viele Läden in China geschlossen. Infos zum Gesundheitszustand des Betroffenen und andere Details wurden nicht genannt. In der Provinz Shaanxi gibt es inzwischen mehr als 200 Fälle.
Während die Zahl der weltweit gemeldeten Fälle weiter steigt, haben Niederländer chinesischer Herkunft mit einer Petition deutlich gemacht, dass sie genug haben von abfälligen Bemerkungen und Diskriminierungen als Folge der Corona-Epidemie. Sie starteten die Petition „Wir sind keine Viren“, die am Montag rund 25 000 mal online unterzeichnet worden war.
„Genug ist genug“, schreiben die Initiatoren dort und weisen darauf hin, dass chinesische Niederländer oder Menschen mit asiatischem Aussehen täglich mit verletzenden Bemerkungen oder dummen Witzen über das Coronavirus konfrontiert würden.
Anlass der Petition ist ein satirisch gemeintes Lied auf einem Radiosender mit dem Titel „Vorbeugen ist besser als Chinesen“. Darin werden „die Stinkchinesen“ verantwortlich gemacht. In der Petition werden Medien zur Zurückhaltung aufgerufen und Politiker gebeten, sich gegen Rassismus und Diskriminierung stark zu machen.
Unter dem Hashtag #JeNeSuisPasUnVirus (Deutsch: Ich bin kein Virus) berichten Menschen asiatischer Herkunft auch in vielen anderen Staaten seit einiger Zeit von ihren Erfahrungen mit Rassismus im Alltag seit dem Aufkommen des Virus. Von Leuten, die im Restaurant nicht erwünscht waren, ist dort zum Beispiel die Rede. (dpa)