Prozess um Air-France-Flug AF 447: Hinterbliebene sind enttäuscht
Der Prozess um den Absturz von Air-France-Flug AF 447 endet mit Freisprüchen für Airbus und die Fluggesellschaft.
Bis heute ist es eine der schlimmsten Katastrophen der zivilen Luftfahrt: Am 1. Juni 2009 stürzte eine Air-France-Maschine auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris bei einem Unwetter in den Atlantik. Alle 228 Fluggäste sowie die Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.
Die Absturzursache war lange umstritten. 2011 stieß eine Unterwasserkamera in 3900 Meter Tiefe endlich auf das Wrack – Flugschreiber und Stimmenrekorder wurden sichergestellt. Nach der Auswertung schloss das Fluguntersuchungsbüro BEA auf eine unglückliche Verkettung von Umständen: Die Pitot-Sonden verreisten, worauf die Piloten falsche Signale erhielten. Der Airbus verlor an Geschwindigkeit, doch im Cockpit wurde das zuerst nicht registriert. Als es zum Strömungsabriss kam, war es zu spät.
Das Pariser Strafgericht übernimmt weitgehend die BEA-Sicht. Es spricht zwar von „Fehlern“ der angeklagten Unternehmen Airbus und Air France, sieht aber „keinen sicheren Kausalzusammenhang“ mit dem Absturz und spricht sie frei. Auch die Staatsanwaltschaft hatte auf Freispruch der Unternehmen plädiert. Das Fehlverhalten liege bei den Piloten, die überfordert gewesen seien.
Die Angehörigen waren vom Urteil wenig überrascht. Danièle Lamy vom Opferverein AF447 sagte, das Urteil sei nicht unparteiisch: „Wir sind angewidert. Nach 14 Jahren Warten bleiben nur Verzweiflung, Konsternation und Wut.“ Ein deutscher Hinterbliebener sagte zu Presseagenturen, er sei schon froh, dass es überhaupt zum Prozess gekommen sei. 500 Nebenkläger:innen hatten jahrelang dafür kämpfen müssen.
Emotionen im Gerichtssaal
Die neunwöchige Verhandlung war für die Angehörigen eine harte Prüfung. Franzosen und Brasilianerinnen buhten die Verteidigung häufiger aus, wenn diese die Crew allein verantwortlich machte. Jedoch erklärte auch der unabhängige Flugingenieur Hubert Arnould, das Unglück „hätte sich vermeiden lassen, wenn die Piloten den Sturm umflogen hätten“, wie es an jenem Tag alle anderen Flugzeuge getan hatten.
Auch sonst gab es im Prozess emotionale Momente. Die auf dem Stimmrekorder hörbaren Panikschreie im Cockpit wurden hinter verschlossenen Gerichtstüren abgespielt. Nicht alle Hinterbliebenen der Besatzung hörten mit. Andere Angehörige brachen in Tränen aus, als Gendarmerie-Oberst Xavier Mulot ausführte, dass es unmöglich gewesen sei, das ganze Flugzeug und damit alle Opfer aus einer Tiefe von fast 4000 Metern zu hieven. „Wir konnten nur die Passagiere bergen, die noch an ihren Sitzen angeschnallt waren. Die anderen mussten wir auf dem Meeresgrund lassen.“