Pionier der Quälgeister

Warum das Tamagotchi im Rückblick das kleinere Übel war. Eine Glosse.
Tamagotchi? Schon der Name hat genervt! Was aber auch daran lag, dass es Ende der Neunzigerjahre kaum einen Ort gab, an dem Kinder (und Erwachsene) nicht über die elektronischen Plastik-Eier sprachen, die von Japan aus über die Welt ergossen wurden.
Und dann diese Töne! Klingeln, fiepsen, düdeln – dauernd war was! Wie bei einem echten Haustier eben, denn das war ja das pädagogische Deckmäntelchen, das über die ersten digitalen Quälgeister, die da in den IT-Abteilungen heraufbeschworen wurden, geworfen worden war: Dass Kinder dank Tamagotchi ein Gespür dafür bekommen, was das für eine Arbeit macht, dieses Kümmern.
Wer jede noch so kleine Computer-Spielerei für Fortschritt hielt, sah in dem elektronischen Wunder-Ei die Kraft, die stets das Gute schafft, was in dem Fall hieß: Erste zarte Bande zu knüpfen zwischen Mensch und Maschine. Und auch wenn das Ding mit den Knöpfen Eltern und Lehrkräfte tierisch nervte – die Zuständigkeit war klar geregelt: Das Gerät war nichts ohne seinen Menschen. Heute ist es andersrum. Und das nervt noch mehr!