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„Niedrig wie nie“: Dramatische Zahlen zu Wasserständen am Gardasee veröffentlicht

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Von: Patrick Mayer

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Pünktlich zu den Osterferien in Süddeutschland und Bayern alarmieren die Pegelstände am Gardasee. Urlaubende bekommen bei Sirmione die Konsequenzen zu sehen.

Peschiera – Wenn man aus Südtirol und Trient kommend die Brennerautobahn („Brennero“) in Richtung Süden Italiens fährt, liegt er zwischen der Abfahrt bei Rovereto und dem wuchtigen Kreisverkehr bei Affi rechter Hand. Der touristische Sehnsuchtsort vieler Reisenden aus Süddeutschland, gerade aus Oberbayern und aus dem Großraum München.

Urlaub am Gardasee: Urlaubende aus Bayern und Deutschland reisen an Ostern wieder an

Die Rede ist freilich vom Gardasee, dem mit einer Fläche von 370 Quadratkilometern größten Binnengewässer Italiens. Gerade an Ostern lädt das Ferienparadies zwischen Riva del Garda im Norden, Limone Sul Garda am Westufer, Bardolino am Ostufer und der Landzunge Sirmione im Süden zum Urlauben ein.

Riva del Garda: Die niedrigen Wasserstände des Gardasees lassen sich direkt in den Cafés des Piazza III Novembre erahnen.
Riva del Garda: Die niedrigen Wasserstände des Gardasees lassen sich direkt in den Cafés des Piazza III Novembre erahnen. © IMAGO / Beautiful Sports

Doch: Über all der Vorfreude zu Ostern auf die Urlaubssaison am Lago di Garda schwebt ein großes Problem, dessen enormes Ausmaß schon im Sommer 2022 omnipräsent war. Denn: Bereits seit Anfang des vergangenen Jahres regnet es im Norden Italiens und in den Alpen viel zu wenig. Was bedrohliche Folgen für die Wasserstände im Gardasee und damit für einen der größten Wasserspeicher des ganzen Landes hat.

Urlaub am Gardasee: Wassermangel – Dramatische Zahlen zu Pegelständen veröffentlicht

Ende vergangener Woche (31. März) wurden neue – dramatische – Zahlen zu den Pegelständen zwischen Torbole und Peschiera vermeldet. An dieser Stelle fließt das Wasser des oberitalienischen Sees in den Mincio ab, der wiederum ein Nebenfluss des Pos ist. Italiens mit Abstand längster Fluss ist seinerseits die Lebensader für die im Norden so wichtige Lebensmittelindustrie. Wein, Olivenöl, Pasta-Hartweizen – vergangenen September hatten sich immense (Ernte-) Verluste bei beliebten Produkten der italienischen Küche angedeutet.

Damit nicht genug: Das Wasser, das Landwirtschaft und Tourismus gleichermaßen sicherstellt, wird offenbar immer weniger. Wie laut Daten der „Agenzia Interregionale per il fiume PO“ (kurz AIPO) zu entnehmen war, lag der Pegelstand am 31. März 2023 durchschnittlich bei gerade einmal 47 Zentimetern. Bei der AIPO handelt es sich um eine öffentliche Körperschaft, die Pegelstände im Umfeld des Pos sammelt. 2018 lag der Pegelstand demnach im Schnitt noch bei 90 Zentimetern, 2013 gar bei 130 Zentimetern; ein besorgniserregender Rückgang innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit.

Wassermangel am Gardasee: Pegelstände zwischen Riva und Peschiera auf Tiefstand

Markant: Aktuell steigen die Wasserstände laut der Allgäuer Zeitung zudem nicht, wie sonst im Frühjahr üblich. So lag der Pegelstand im Januar im Schnitt bei 46 Zentimetern und im Februar durchschnittlich bei 45 Zentimetern – allesamt historische Tiefstände.

Extreme Dürre am Gardasee: Bei Sirmione ist die berühmte Insel Isola di San Biagio zu Fuß erreichbar.
Extreme Dürre am Gardasee: Bei Sirmione ist die berühmte Insel Isola di San Biagio zu Fuß erreichbar. © Dominik Bartl

„Es hat seit über einem Monat nicht mehr geregnet. Der Gardasee verzeichnet also eine Situation, die er seit Menschengedenken nicht mehr erlebt hat. Mitte Februar lag der Gardasee noch nie mehr als 40 Zentimeter über dem hydrometrischen Nullpunkt in Peschiera“, hatte Pierlucio Ceresa, der Generalsekretär des Verbands der Gardasee-Gemeinden, im Februar focus.de erklärt: „Wir registrieren ein Wasservolumen, das in der Vergangenheit nie so niedrig gewesen ist“, wurde Ceresa zudem von tagesschau.de zitiert. Ist das erst der Anfang?

Sommer-Urlaub 2023 in Italien: Meteorologe warnt vor „extremer Dürre“

Der Meteorologe Dominik Jung sagte jüngst „extreme Dürre“ und massiven Wassermangel für den Sommer voraus. „Selten zuvor ist ein Winter in den Alpen so schneearm gewesen wie diese Winter“, erklärte Jung in einer Video-Analyse für wetter.net: „In vielen Regionen von Frankreich und Italien könnte dieser Dürre-Winter einen extremen Dürre-Sommer zur Folge haben. Das dürfte in diesem Jahr noch richtig interessant werden. Im Winter fielen einfach nicht die notwendigen Niederschläge. Schon jetzt ist die Trockenheit extrem.“

In Zahlen: In den italienischen Alpen ist in den vergangenen Monaten 53 Prozent weniger Schnee gefallen als im langjährigen Durchschnitt, teilte die Umweltorganisation Legambiente mit.

Dürre und Trockenheit: Wassermangel des Gardasees zeigt sich bei Sirmione

Zu sehen ist die Wasserarmut für Reisende vor allem rund um die touristisch beliebte Landzunge Sirmione. Schon Anfang des Jahres waren die Pegelstände so niedrig, dass die benachbarte Insel Isola di San Biagio zu Fuß erreicht werden konnte.

Sirmione stand schon im August 2022 in der Hochsaison für Gardasee-Urlaub im Fokus, als Drohnen-Aufnahmen zeigten, wie populäre Strände der Halbinsel Hunderte Meter in den See freigelegt waren – so der Jamaica Beach. (pm)

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