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Influencerin Un A
Nordkorea-Propaganda auf Youtube: Im Stil westlicher Influencer
- vonSebastian Richterschließen
Propaganda aus Nordkorea auf Youtube: „Echo of Truth“ heißt der Kanal, durch den die Nordkoreanerin Un A Szenen aus dem wirklichen Leben in Pjöngjang zeigt.
- Nordkorea betreibt auch über die Videoplattform YouTube Propaganda.
- In Video-Blogs zeigt Un A Szenen aus dem Alltag in Pjöngjang.
- Wie viel davon echt und was nur Werbung für den Staat unter Kim Jong-Un ist, bleibt unklar.
Pjöngjang - Propaganda für Nordkorea kennt man auch außerhalb der Halbinsel. Die meisten denken dabei zuerst an protzende Militärparaden oder Kim Jong-un, der die „florierende“ Wirtschaft seines verarmten Landes zur Schau stellt. Mit dem YouTube-Kanal „Echo Of Truth“ versucht das abgeschottete Land offenbar, die Propaganda auf ein neues Level zu bringen – und ahmt dabei westliche Influencer nach.
Un A heißt die Protagonistin der meisten Videos, die in Videoblogs ihr Leben in Nordkorea mit der Welt teilt. Ihre Zuschauer:innen nimmt sie zum Shoppen mit, zeigt ihnen kulinarische Spezialitäten aus den Küchen Nordkoreas oder interviewt Passanten auf Pjöngjangs Straßen. Alles macht einen friedlichen Eindruck, es geht viel um Familie, Luxus, generell werden die schönen Dinge im Leben gezeigt. Manchmal spricht sie auch von den wirtschaftlichen Errungenschaften Nordkoreas. Nur vereinzelt gibt es ein „klassischeres“ Propagandafilmchen mit Kim Jong-un und jubelnder Bevölkerung oder einem Militäraufgebot.
Der Wahrheit verpflichtet: Koreanischer YouTube-Kanal will das Leben in Nordkorea abbilden
Im Hintergrund erklingt entweder peppige, mäßig produzierte Popmusik oder andächtig-romantische traditionelle Musik. Für die Kommentierung des Geschehens muss das Mikrofon der Kamera ausreichen. Auch beim Bild kann die Produktion nicht mit der Hochglanzkonkurrenz aus den USA mithalten, die Kameraführung ist meist wackelig, hier und da mal ein Daumen der Person hinter der Kamera zu sehen.
Grundsätzlich wirken die Videos amateurhaft, möglicherweise ist aber auch genau das gewollt. Un A erweckt schnell den Eindruck der freundlichen jungen Frau von nebenan. Vielleicht ist sie das ja auch, ihre tatsächliche Rolle in der nordkoreanischen Propagandamaschinerie lässt sich nur schwer einordnen. Dass sie derartige Eindrücke über Nordkorea ins freie Internet und gerade auf eine Plattform des US-Megakonzerns Google stellen darf, klingt dagegen eher unwahrscheinlich.
Nordkoreas Propaganda: „Echo of Truth“ richtet sich an den Westen
Die Videos sollen offensichtlich das schöne Leben im aufstrebenden Nordkorea zeigen. Auch an wen die Videos gerichtet sind, wird schnell klar: Fast alle Videos sind englisch untertitelt, teilweise spricht Un A auch auf Englisch zu ihren Zuschauer:innen. Ein großer Teil der Nordkoreaner:innen hat dagegen gar keinen freien Zugang zum Internet.
Laut des Internetangebots der Zeitung „Welt“ sollen diese Videos seit drei Jahren online gehen. Inzwischen sind die meisten der alten „Echo of Truth“-Videos gelöscht. Vor zwei Wochen gab es einige Re-Uploads, die Szenen aus beispielsweise Freizeitparks zeigen. Touristische Entwicklung spielt in den Plänen von Kim Jong Un für Nordkorea eine große Rolle. Erst vor kurzem hatte der Machthaber die Baustelle eines geplanten Luxusresorts besucht.
Youtube-Kanal aus Nordkorea gesperrt
Nach dem jüngsten Statement von Un A wurde der Youtube-Kanal aus Nordkorea wegen „Verstößen gegen die Google-Richtlinen“ gesperrt. Eine unbekannte Person soll nach der Sperrung den Kanal imitiert und den Namen, das Logo und den gesamten Inhalt hochgeladen haben. „Trotzdem hat jeder das Recht, die Wahrheit zu erfahren“, gibt Un A in ihrer Videoansprache bekannt. Sie erklärt, dass sie den Kanal für Aufklärung eröffnete und sie zeigen wollte, was „gewöhnliche Koreaner:innen“ von ihrem Heimatland denken. „Denn was könnte überzeugender sein als die Stimme einer lokalen Bürgerin wie mir?“ (Sebastian Richter)
Rubriklistenbild: © Echo of Truth / Screenshot