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Neue Angststörung: Nomophobie-Studie aus Deutschland liefert erstaunliche Ergebnisse

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Von: Patryk Kubocz

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Sich fürchten, weil man nicht erreichbar ist? Diese Angst nennt sich Nomophobie. Nun wurde die Angststörung zum ersten Mal in Deutschland untersucht.

Frankfurt – Wir leben heutzutage in einer voll vernetzten Welt. Die große Mehrheit ist durch Smartphones und die diversen Messenger-Apps immer erreichbar. Dies geht sogar so weit, dass Menschen dadurch enorm gestresst sind.

Deshalb scheint es nicht überraschend, dass es mittlerweile Angebote für ein Digital Detox gibt – heißt: Der Entzug von Handy und Internet. Doch wie sieht es am anderen Ende des Spektrums aus, wenn man sich davor fürchtet nicht erreichbar zu sein?

Dieses Phänomen untersuchen Psycholog:innen weltweit bereits seit 2010. Sie nennen die Angststörung Nomophobie (Abkürzung für NO MObile PHone phoBIE). 2015 stellten Wissenschaftler:innen der Iowa State Universität einen Fragebogen auf, der als Vorlage zur Forschung genutzt werden kann. Diesen NMP-Q-Katalog wendeten nun Forscher:innen der Privaten Hochschule Göttingen (PFH) zum ersten Mal auf deutsche Proband:innen an.

Eine junge Frau sitzt am Handy während im Hintergrund ein Laptop zu sehen ist
Nomophobie stellt die Angst davor dar, nicht mehr erreichbar zu sein. (Symbolbild) © Hans Lucas/imago-images

Nomophobie zum ersten Mal an deutschen Proband:innen untersucht

„Unser Ziel war es, die Vorlage in eine deutsche Variante zu übersetzen, die von allen benutzt werden kann. Wir nennen sie NMP-Q-D“, schreiben die Autorinnen der Göttinger Studie, Melina Coenen und Yvonne Görlich, auf dem Wissenschaftsportal journals.plos.org. Insgesamt 807 freiwillige Teilnehmer:innen umfasste die Studie der PFH.

Die 20 Fragen des Nomophobie-Bogens sind dabei in vier Kategorien eingeteilt, die wie folgt lauten: Nicht kommunizieren können, Vernetzung verlieren, kein Zugriff auf Informationen und was Menschen bereit sind zu tun, um vernetzt bleiben zu können. Je nachdem, wie die Proband:innen die Fragen der Forscher:innen beantworteten, wird ihnen eine Punktzahl zugewiesen, die zwischen 20 und 140 liegen kann und den Grad an Nomophobie bestimmen soll. Die Vier Kategorien in der Übersicht:

  1. Nicht kommunizieren können
  2. Die Vernetzung zum Internet verlieren
  3. Keinen Zugriff auf Informationen haben
  4. Welchen Aufwand Menschen betreiben würden, um sich wieder vernetzen zu können

Ergebnisse der Nomophobie-Studie: So reagieren die Teilnehmer:innen auf die Fragen zum Handyentzug

Die vier genannten Kategorien des Fragebogens verursachten verschiedene Emotionen bei den Teilnehmer:innen der Befragung, laut Coenen und Görlich. Während die erste Kategorie, nicht kommunizieren zu können, zu Angstzuständen führte, stressten die Proband:innen insbesondere die Fragen aus Kategorie vier und eins. Überraschenderweise löste Kategorie drei, keinen Zugriff auf Informationen zu haben, bei den Befragten Zufriedenheit aus.

Nomophobie-Score und KlassifizierungAnzahl der Proband:innen, die sich in der Reichweite bewegen
20; keine Nomophobie0
21-59; leichte Nomophobie375
60-99; mittler Nomophobie399
>100; starke Nomophobie33

Im Schnitt litten rund die Hälfte der Befragten an einer mittleren Nomophobie (49,4 Prozent). Der durchschnittliche Nomophobie-Score lag bei dieser Studie bei 62,06. Darüber hinaus ergaben die Befragungen, dass die Teilnehmer:innen pro Tag zwischen zehn Minuten und elfeinhalb Stunden am Smartphone verbrachten. Daraus ergibt sich ein Schnitt von vier Stunden und 16 Minuten.

Hinweis der Redaktion:

Die in diesem Artikel genannten Informationen ersetzen nicht den Gang zu einem Arzt oder einer Ärztin. Nur Fachleute können die richtige Diagnose erstellen und eine geeignete Therapie einleiten. Die Einnahme von Medikamenten oder auch Nahrungsergänzungsmitteln sollte vorher mit einem Arzt oder einer Ärztin abgesprochen werden.

Angststörung: Weitere Untersuchung zur Nomophobie nötig

Die Wissenschaflter:innen der PFH resümieren: „Das Ergebnis der Studie suggeriert, auch in Deutschland ist Nomophobie weitverbreitet.“ Nichtsdestotrotz müssen weitere Studien durchgeführt werden, um diese These zu bestätigen.

Dabei kann nicht nur die übermäßige Nutzung des Smartphones zu psychischen Problemen führen: Eine Studie zeigt, dass eine schlechte Ernährung depressive Tendenzen auslösen kann. (Patryk Kubocz)

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