Nobelpreis für Wirtschaft geht erneut in die USA
US-Forscher sind besonders häufig unter den Namen, die als Favoriten für den Wirtschaftsnobelpreis genannt werden. Auch diesmal werden zwei US-Ökonomen ausgezeichnet.
- Die Nobelpreise 2020 werden trotz Corona-Pandemie verkündet.
- Wirtschaftsnobelpreis 2020: Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften zeichnet Paul Milgrom und Robert Wilson aus.
- Dotiert ist die Auszeichnung mit zehn Millionen schwedischen Kronen.
+++ 11.50 Uhr: Der Wirtschaftsnobelpreis geht in diesem Jahr an die US-Ökonomen Paul Milgrom und Robert Wilson. Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm bekannt. Die beiden US-Ökonomen, die für ihre Verbesserungen der Auktionstheorie und Erfindung neuer Auktionsformate geehrt werden, gehörten schon im Vorfeld zu den Favoriten auf den Wirtschaftsnobelpreis.
Damit sind für dieses Jahr alle Nobelpreisträger verkündet worden. Bereits in der vergangenen Woche waren die Auserwählten in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden bekanntgegeben worden.
Seit der ersten Vergabe des Wirtschaftsnobelpreises 1969 war bisher erst ein Deutscher unter den Preisträgern: Der Bonner Wissenschaftler Reinhard Selten erhielt ihn 1994 gemeinsam mit John Nash und John Harsanyi für ihre wegweisenden Beiträge zur nichtkooperativen Spieltheorie.
Update vom Montag, 12.10.2020, 09.25 Uhr: Zum Abschluss der Nobelpreis-Bekanntgaben wird heute verkündet, wer den diesjährigen Wirtschaftsnobelpreis erhält. Frühestens um 11.45 Uhr wollte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm bekanntgeben, wer diesmal in der Kategorie Wirtschaft geehrt wird. In der Vergangenheit ging der Preis überaus häufig an Wissenschaftler aus den USA - und diesmal?
Der Wirtschaftsnobelpreis ist die einzige der Auszeichnungen, die nicht auf das Testament von Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred Nobel zurückgeht. Er wird seit Ende der 60er Jahre von der schwedischen Reichsbank gestiftet und gilt somit streng genommen nicht als klassischer Nobelpreis. Dennoch wird er gemeinsam mit den anderen Preisen an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, überreicht.
Geht es nach Einschätzung deutscher Top-Ökonomen, dann dürften bei dieser Verleihung am ehesten Amerikaner zugeschaltet werden: US-Forscher dominieren seit jeher beim Wirtschaftsnobelpreis, und auch diesmal werden viele Wissenschaftler aus den Vereinigten Staaten zum Favoritenkreis gezählt, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, plädiert für Maurice Obstfeld und Kenneth Rogoff. Im Jahr der globalen Corona-Krise sei die Forschung der US-Ökonomen umso relevanter. Hubertus Bardt, Geschäftsführer des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), favorisiert den gebürtigen Inder Jagdish Bhagwati, der der vermutlich einflussreichste Globalisierungsforscher der Erde sei.
Achim Wambach, der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), spricht sich für die US-Ökonomen Paul Milgrom und Robert Wilson aus, die maßgeblich die Theorie von Auktionen und deren Anwendung geprägt hätten. Hennig Vöpel, der Direktor des Hamburgisches Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), hält dagegen die türkischen Ökonomen Dani Rodrik und Daron Acemoglu für preiswürdig. Die in Harvard und am Massachusetts Institute of Technology lehrenden Forscher hätten mit ihren Arbeiten wesentlich zu einem besseren Verständnis der politischen Ökonomie der Globalisierung beigetragen.
Das sind die Wirtschafts-Nobelpreisträger seit 2010
2019 | Esther Duflo, Abhijit Banerjee, Michael Kremer |
2018 | William D. Nordhaus, Paul Romer |
2017 | Richard Thaler |
2016 | Oliver Hart, Bengt Holmström |
2015 | Angus Deaton |
2014 | Jean Tirole |
2013 | Eugene Fama, Lars Peter Hansen, Robert J. Shiller |
2012 | Alvin E. Roth, Lloyd S. Shapley |
2011 | Thomas Sargent, Christopher Sims |
2010 | Peter A. Diamond, Dale Mortensen, Christopher Pissaridis |
Nobelpreis für Literatur geht an die US-Amerikanerin Louise Glück
Update vom Donnerstag, 08.10.2020, 13.00 Uhr: Der Nobelpreis für Literatur 2020 geht an die amerikanische Poetin Louise Glück. Das gab die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm bekannt.
Das sind die Literatur-Nobelpreisträger seit 2010
2019 | Peter Handke |
2018 | Olga Tokarczuk |
2017 | Kazuo Ishiguro |
2016 | Bob Dylan |
2015 | Swetlana Alexijewitsch |
2014 | Patrick Modiano |
2013 | Alice Munro |
2012 | Mo Yan |
2011 | Tomas Tranströmer |
2010 | Mario Vargas Llosa |
Der Nobelpreis für Literatur wird ebenfalls seit 1901 verliehen. In diesem Zeitraum ging der Nobelpreis achtmal nach Deutschland – zuletzt im Jahr 2009.
Chemie-Nobelpreis: Maßgebliche Entwicklung von Methoden zur Erbgut-Veränderung
+++ 11.55 Uhr: Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an die derzeit in Deutschland arbeitende Emmanuelle Charpentier (Frankreich) und Jennifer A. Doudna (USA) für die Entwicklung von Methoden zur Erbgut-Veränderung. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in Stockholm mit. Sie haben die Genschere Crispr-Cas9 entwickelt. Charpentier leitet derzeit in Berlin die Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene.
Crispr-Cas9
Crispr-Cas9 bezeichnet ein Verfahren, um DNA-Bausteine im Erbgut von lebenden Zellen gezielt zu verändern. Mit dieser Möglichkeit der punktgenauen Manipulation unterscheidet sich die Genschere von der klassischen Gentechnik, bei der auch der Zufall eine Rolle dabei spielt, wo sich ein neues Gen im Erbgut einbaut.
Als Schere fungiert ein natürlich vorkommendes Enzym, das den DNA-Doppelstrang an einer bestimmten Stelle durchtrennt. RNA-Moleküle bringen die Genschere exakt zu ihrem Zielort. Auf den herbeigeführten Bruch folgt die Reparatur des Doppelstrangs. Dabei geht das Gen, das ausgeschaltet werden soll, entweder verloren oder kann nicht mehr richtig eingefügt werden. Möglich ist es auch, ein anderes Gen an dieser Stelle einzufügen. Der Ursprung des Verfahrens ist natürlich: Bakterien nutzen den Mechanismus zur Erkennung und Abwehr von Viren.
Crispr/Cas9 habe die molekularen Lebenswissenschaften revolutioniert, neue Möglichkeiten für die Pflanzenzüchtung gebracht, trage zu innovativen Krebstherapien bei und könne den Traum von der Heilung vererbter Krankheiten wahr werden lassen.
Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna machten eines der schärfsten Werkzeuge der Gentechnologie nutzbar: Crispr/Cas9-Genscheren. Mit ihr können Forscher die DNA von Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen mit höchster Präzision verändern, wie es zur Begründung hieß.

Nobelpreis für Chemie werden seit 1901 verliehen
Update vom Mittwoch, 07.10.2020, 10.00 Uhr: Die Akademie der Wissenschaften in Stockholm gibt am Mittwoch (11.45 Uhr) bekannt, wer in diesem Jahr den Nobelpreis für Chemie erhält. Im vergangenen Jahr waren drei Forscher aus den USA, Großbritannien und Japan für die Entwicklung der Lithium-Ionen-Batterie mit dem wichtigsten Preis der Wissenschaften geehrt worden.
Die seit 1901 verliehenen Chemie-Nobelpreise gingen vor allem an amerikanische Forscher. Die erste Auszeichnung erhielt der Niederländer Jacobus van‘t Hoff für die Entdeckung von Gesetzen der Osmose.
Chemie-Nobelpreis: Die Preisträger seit 2010
2019 | John Goodenough, Stanley Whittingham, Akira Yoshino |
2018 | Frances Arnold, George Smith, Gregory Winter |
2017 | Joachim Frank, Jacques Dubochet, Richard Henderson |
2016 | Jean-Pierre Sauvage, James Fraser Stoddart, Bernard Feringa |
2015 | Tomas Lindahl, Paul Modrich, Aziz Sancar |
2014 | Stefan Hell, Eric Betzig, William Moerner |
2013 | Martin Karplus, Michael Levitt, Arieh Warshel |
2012 | Robert Lefkowitz, Brian Kobilka |
2011 | Dan Shechtman |
2010 | Richard Heck, Ei-ichi Negishi, Akira Suzuki |

Schwarzes Loch: Deutscher Astrophysiker gewinnt mit Briten und US-Forscherin Physik-Nobelpreis
Update vom Dienstag, 06.10.2020, 12.08 Uhr: Der Nobelpreis für Physik geht in diesem Jahr zur einen Hälfte an Roger Penrose (Großbritannien) sowie zur anderen Hälfte an Reinhard Genzel (Deutschland) und Andrea Ghez (USA) für Forschungen zu Schwarzen Löchern. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag in Stockholm mit. Reinhard Genzel ist Direktor des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik in Garching bei München.
Roger Penrose (geboren 1931) bekommt den Preis für die Entdeckung, dass die Bildung von Schwarzen Löchern eine robuste Vorhersage der Allgemeinen Relativitätstheorie ist. Reinhard Genzel (geboren 1952) und Andrea Ghez (geboren 1965) werden ausgezeichnet für die Entdeckung eines supermassiven kompakten Objekts im Zentrum unserer Galaxie.

Physik-Nobelpreis 2020: Preisträger erforschen Schwarze Löcher
Penrose erfand geniale mathematische Methoden, um Albert Einsteins allgemeine Relativitätstheorie zu erforschen, wie das Nobelkomitee mitteilte. Er habe gezeigt, dass diese Theorie zur Bildung von Schwarzen Löchern führt, jenen Monstern in Zeit und Raum, die alles erfassen, was ihnen nahe kommt. Genzel und Ghez entdeckten, dass ein unsichtbares und extrem schweres Objekt die Umlaufbahnen der Sterne im Zentrum unserer Galaxie beherrscht. Ein supermassives Schwarzes Loch sei dafür die einzige derzeit bekannte Erklärung.
Im vergangenen Jahr hatten sich der US-Kosmologe James Peebles sowie die Schweizer Exoplaneten-Entdecker Michel Mayor und Didier Queloz die Auszeichnung für ihre bahnbrechenden Beiträge zum Verständnis des Kosmos geteilt, deshalb waren viele Beobachter davon ausgegangen, dass der Physik-Nobelpreis 2020 an eine andere Fachrichtung vergeben werden dürfte.
Die Physik-Nobelpreisträger seit 2010
2019 | James Peebles, Michel Mayor, Didier Queloz |
2018 | Arthur Ashkin, Gérard Mourou, Donna Strickland |
2017 | Rainer Weiss, Barry Barish, Kip Thorne |
2016 | David Thouless, Duncan Haldane, Michael Kosterlitz |
2015 | Takaaki Kajita, Arthur McDonald |
2014 | Isamu Akasaki, Hiroshi Amano, Shuji Nakamura |
2013 | François Englert, Peter Higgs |
2012 | Serge Haroche, David Wineland |
2011 | Saul Perlmutter, Adam G. Riess, Brian P. Schmidt |
2010 | Andre Geim, Konstantin Novoselov |
Nobelpreis für Medizin geht an Entdecker des Hepatitis-C-Virus
+++ 13.35 Uhr: Die Entscheidung für die drei Ausgezeichneten im Bereich Medizin erklärte das Komitee damit, dass die Forscher „entscheidenden Beitrag im Kampf gegen die durch Blut übertragene Hepatitis“ geleistet haben. Durch ihre Forschung gebe es hochempfindliche Bluttests für das Virus, wodurch Hepatitis „in vielen Teilen der Welt beseitigt“ werden könne. Das weckt die Hoffnung auf eine Ausrottung des Virus. Zudem ermögliche die Entdeckung der drei Forscher eine schnelle Entwicklung bei der Medikamentensuche, wodurch das Virus erstmals geheilt werden kann. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit etwa 71 Millionen Menschen an dem Hepatitis-C-Virus erkrankt.
Update vom Montag, 5.10.2020, 11.45 Uhr: In diesem Jahr erhielten den Nobelpreis für Medizin Harvey J. Alter (USA), Michael Houghton (Großbritannien) und Charles M. Rice (USA) für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus, so die Tagesschau. Das teilte das Karolinska-Institut in Stockholm mit.
Stockholm – Vor dem Eindruck der größten globalen Gesundheitskrise seit knapp 100 Jahren werden zum Auftakt der Nobelpreis-Bekanntgaben die diesjährigen Preisträger in der Kategorie Medizin verkündet. Damit beginnt am Montag der alljährliche Nobelpreisreigen, bei dem nach und nach auch die weiteren Preisträger in den Kategorien Physik, Chemie, Literatur und Frieden ausgerufen werden. Zum Abschluss werden am Montag in einer Woche die Wirtschaftsnobelpreisträger verkündet.
Nobelpreis 2020: Wegen Corona-Pandemie sind deutlich weniger Journalisten vor Ort
Frühestens um 11.30 Uhr will die Nobelversammlung des Stockholmer Karolinska-Instituts heute das Geheimnis um die diesjährigen Preisträger in Physiologie oder Medizin lüften. Wegen der Coronavirus-Pandemie werden diesmal deutlich weniger Journalisten vor Ort dabei sein. Und auch bei der Preisübergabe am 10. Dezember - dem Todestag von Preisstifter Alfred Nobel - wird es diesmal anders aussehen als normalerweise: Die feierliche Zeremonie im Konzerthaus von Stockholm wird durch eine im Fernsehen übertragene Preisvergabe im Rathaus der schwedischen Hauptstadt ersetzt, auf der die Geehrten aus ihrer Heimat zugeschaltet werden sollen. Auch die Verleihung des Friedensnobelpreises in Oslo wird deutlich kleiner ausfallen.
Nobelpreis 2020: Freude über die Preisvergabe trotz Corona-Pandemie
Die Nobelstiftung ist dennoch glücklich, dass man trotz der Pandemie überhaupt Preise vergeben kann. Im Frühjahr seien die Sorgen groß gewesen, ob in diesem Jahr überhaupt Preisträger ausgewählt werden könnten, sagte Stiftungsdirektor Lars Heikensten der Deutschen Presse-Agentur in Skandinavien. Die einzelnen Nobel-Institutionen hätten intensiv dafür gearbeitet, dies trotz allem zu realisieren.
„Der wichtigste Punkt ist, dass die Preise verkündet und verliehen werden in diesem Jahr“, sagte Heikensten. „Wir stehen für Wissen, wir stehen für Wissenschaft, wir stehen für Frieden. Das sind Dinge, von denen wir denken, dass sie in diesen Tagen besonders wichtig sind.“
Bedeutung der Wissenschaft bei diesjähriger Preisvergabe unter Beweis gestellt
Ähnlich drückte es auch Göran Hansson, der Generalsekretär der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften, aus. „Dieses Jahr hat die Bedeutung der Wissenschaft wirklich unter Beweis gestellt“, erklärte er vorab. Mit den Bekanntgaben in seiner Akademie muss er sich aber noch kurzzeitig gedulden: Der Physik-Nobelpreisträger wird am Dienstag bekannt gegeben, Chemie folgt dann an gleicher Stelle am Mittwoch. Auch für den Wirtschaftspreis, der als einziges nicht auf das Testament von Nobel zurückgeht, ist die Akademie zuständig.
Neben ihren prestigeträchtigen Nobelmedaillen und -diplomen erhalten die Preisträger in diesem Jahr pro Kategorie zehn Millionen schwedische Kronen (rund 950 000 Euro). Das ist eine Million mehr als im Vorjahr, als die US-Amerikaner William Kaelin und Gregg Semenza sowie der Brite Peter Ratcliffe den Medizin-Nobelpreis für ihre Entdeckung molekularer Mechanismen bekommen hatten, mit denen Zellen den Sauerstoffgehalt wahrnehmen und sich daran anpassen. Häufig gehen die wissenschaftlichen Nobelpreise an mehrere Preisträger zugleich, die gemeinsam oder zum selben Fachgebiet geforscht haben.
Spekulationen über einen Nobelpreis für die Corona-Forschung
Wer für die Preise nominiert ist, das wird traditionell über 50 Jahre lang geheimgehalten. Dementsprechend lässt sich auch nur spekulieren, ob es in diesem Jahr für einen Nobelpreis für die Corona-Forschung noch zu früh ist. Glaubt man den Buchmachern, dann ist die Weltgesundheitsorganisation WHO bei den diesjährigen Nobelpreisen jedenfalls eine Topfavoritin - allerdings für den Friedensnobelpreis, dessen Träger am Freitag in Oslo bekanntgegeben wird. (dpa)