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„Situation schlimmer als im letzten Jahr“ – Gardasee droht erneut Wassermangel

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Von: Martina Lippl

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Italien steht eine Dürre bevor. Am Gardasee ist der Wasserstand zu niedrig. Es ist zu wenig Regen gefallen, in den Alpen liegt kaum Schnee. Landwirte fürchten jetzt schon um ihre Ernte.

Rom – Die Kirschbäume blühen bereits in Italien – und das ist außergewöhnlich früh. Es ist ein Zeichen für eine angespannte Situation, die sich in den nächsten Monaten noch verschlimmern könnte. Der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti schlägt Alarm. Es sei viel zu trocken und jetzt zeichnen sich Probleme ab. In den meisten Regionen habe es viel zu wenig geregnet.

Der Fluss Po – die größte Wasserader Italiens – führt jetzt schon viel zu wenig Wasser. Der Pegel liegt drei Meter unter dem normalen Wert, in Piacenza und Cremona erreicht der Fluss sein Allzeit-Rekordtief. Satelliten-Aufnahmen des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus von Mitte Februar belegen das, wie merkur.de berichtet.

Italien: Wassermangel am Gardasee – Keine Entspannung in Sicht

Der Gardasee leidet noch unter dem Dürre-Sommer 2022. Der Wasserpegel ist weiter auf einem historischen Tiefstand.
Der Gardasee leidet noch unter dem Dürre-Sommer 2022. Der Wasserpegel ist weiter auf einem historischen Tiefstand. (Archivfoto) © Sepp Spiegl/imago

Der Gardasee – Lago di Garda – ist momentan nur noch wenige Zentimeter von seinem historischen Tiefstand entfernt. Bei den anderen Seen im Norden, wie dem Lago Maggiore oder dem Comer See, sieht es kaum besser aus. Der erwartete Regen im Herbst und Winter blieb bislang aus. Die Folgen der Dürre im November am Gardasee sind sichtbar. Die Wasserstände sind dort weiter auf einem extrem niedrigen Niveau. Dazu ist in diesem Winter bisher zu wenig Schnee gefallen.

Gardasee (Lago di Garda): Wasserstand in den vergangenen Jahren im Februar

Der Pegelstand am Gardasee schwankt. In diesem Februar ist der Wasserstand allerdings besonders niedrig, wie Vergleichsdaten zeigen.

Das Defizit sei ziemlich groß, selbst wenn in den kommenden Monaten noch Schnee fallen sollte, warnen Forscher vom CIMA Reaserach Foundation. „In den Alpen fungieren Gletscher und Schneefelder als ‚Reservoir‘ für das Wasser, das das Po-Becken speist. Im Winter sammeln sich dort die Schneefälle und liefern es dann während der Frühlingsschmelze stromabwärts, wenn es für die Ernte am dringendsten benötigt wird“, erklären die Wissenschaftler.

Dürre in Italien: Der Fluss Po führt das zweite Jahr in Folge kaum Wasser, wie eine Copernicus Satelliten-Aufnahme vom 15. Februar 2023 zeigt.
Dürre in Italien: Der Fluss Po führt das zweite Jahr in Folge kaum Wasser, wie eine Copernicus Satelliten-Aufnahme vom 15. Februar 2023 zeigt. © European Union, Copernicus Sentinel-2 imagery

Italien: So ist die Wasser-Lage in den Alpenseen – Füllstände

Trockenheit in Italien: „Die Situation ist schlimmer als im letzten Jahr“

„Die Situation ist schlimmer als im letzten Jahr“, warnt der Landwirtschaftsverband Coldiretti. Die Sorge, dass 2023 auch ein erhebliches Dürrejahr werden könnte, ist groß. Von der Po-Ebene hänge ein Drittel der Produkte „Made in Italy“ ab. Hartweizen für die Nudeln, Tomaten für die Tomatensauce und die Käsesorten, wie Parmigiano Reggiano gehören dazu, wie etwa auch der Prosciutto di Parma. Angesichts des Wassermangels würde zu wenig Mais als Viehfutter angebaut und es drohten wieder Ernte-Ausfälle. Der ganze Landwirtschaftssektor sei ernsthaft in Gefahr. Der Präsident des Verbandes forderte, die Politik auf, in Italien in Becken zur Sammlung von Regenwasser zu investieren.

Die Lage ist ernst. In der Region Piemont mussten bereits Gemeinden Tankwagen einsetzen, um ihre Bevölkerung mit Trinkwasser zu versorgen. Zahlreiche Gemeinden haben schon den Frühwarnmodus ausgerufen, teilte die für den Po zuständige Behörde – „Autorità di Bacino Distrettuale del Fiume Po“ – mit. Die eklatanten Missstände in der italienischen Wasserversorgung sind kein Geheimnis. Zivilschützer prangerten sie schon im Dürre-Jahr 2022 an.

Trockenheit in Italien: Muss 2023 Wasser aus dem Gardasee abgepumpt werden?

Im Sommer 2022 musste mehr Wasser aus dem Gardasee abgelassen werden, um über den Fluss Minicio den Po zu speisen. Nun droht das zweite Jahr in Folge ein Dürre-Jahr. Das Wasser am Gardasee weckt erneut Begehrlichkeiten. Vertreter der Gemeinden rund um den Gardasee haben sich zu einer Krisensitzung getroffen.

Die Lage am Sehnsuchtsort vieler deutscher Urlauber ist besorgniserregend. Erste Sparmaßnahmen wurden beschlossen. Der Abfluss in den Minicio wurde gedrosselt. Wassersparen ist angesagt. Doch der Pegel des Gardasees droht weiter zu fallen. Über Italien hält sich derzeit eine außergewöhnliche Hochdrucklage. In Venedig herrscht Schlamm statt Romantik. Gondeln liegen im Schlick auf dem Trockenen. Die Lagunenstadt leidet an „Aqua Bassa“. (ml)

 

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