Waldbrände in Kanada außer Kontrolle – Situation in Alberta trotz Regen „unberechenbar“
Dutzende Waldbrände wüten nach wie im Westen Kanadas. Tausende Menschen müssen ihre Häuser verlassen. Die Ursache vieler Feuer ist noch ungeklärt.
Edmonton – Der Westen Kanadas ist von Bergen, Prärie, hunderten Seen und ausgedehnten Nadelwäldern geprägt. Derzeit sorgen dutzende Waldbrände allerdings für ein ganz anderes Bild. Inzwischen sind etwa knapp 383.000 Hektar Land abgebrannt, hieß es seitens der Behörden. Das entspricht etwa einem Viertel der Fläche Schleswig-Holsteins. Tausende Menschen sind auf der Flucht.
Laut einer Übersicht und der aktuellen Karte der Feuerschutzbehörde sind in der Provinz Alberta noch 81 Brände aktiv, 24 davon sind außer Kontrolle (Stand: 10. Mai 2023). Besonders stark wüten die Brände im Waldgebiet bei Edson sowie rund um die Gemeinde Slave Lake. Deshalb hat die Provinz am Samstagabend (6. Mai) den Notstand ausgerufen. Damit können Bundesmittel für den Kampf gegen die Feuer freigegeben werden.
Schwere Waldbrände in Kanada: Fast 30.000 Menschen mussten aus Alberta evakuiert werden
Angesichts des Ausmaßes der Waldbrände haben in den vergangenen Tagen mehr als 29.000 Menschen im Norden und im Zentrum von Alberta ihre Häuser verlassen müssen. Zwar seien einige der Evakuierungsanordnungen inzwischen aufgehoben oder gelockert worden, in vielen Gebieten gilt aber nach wie vor Alarmbereitschaft.

Mindestens 20 Häuser und andere Gebäude, darunter eine Polizeiwache, sind bisher zerstört worden, berichteten kanadische Medien unter Berufung auf Feuerwehr und Notdienste. Besonders in Gefahr sind durch die Waldbrände auch die Tiere. Landwirte bereiten sich bei möglichen Evakuierungen darauf vor, ihr Vieh umzusiedeln – darunter Rinder, Schafe und Pferde. Landwirtschaftsverbände unterstützen bei der Evakuierung, berichtete der kanadische Sender CBC. Viele Haustiere dagegen seien zurückgelassen worden, meldete die National Post.
Trotz Regen: In Kanada wüten weiterhin schwere Waldbrände
Trotz leichter Regenschauer am Montag bliebe die Situation „unberechenbar“, berichtete der Sender Global News. Durch das warme, trockene Wetter und den starken Wind können sich die Waldbrände im Westen Kanadas leicht entzünden und ausbreiten. Einige der Brände seien nur zwölf Hektar groß, andere erstreckten sich über Tausende Hektar, sagte Christie Tucker von der Feuerschutzbehörde Alberta Wildfire.
Die Ursache von einem Großteil der aktiven Brände sei noch nicht geklärt, hieß es seitens der Behörden. Acht aktive Feuer seien auf Blitzeinschläge zurückzuführen, 14 seien durch Menschen verursacht worden. Die Einschätzung über das Ausmaß der Schäden bleibt abzuwarten. Zuletzt verursachte ein enormer Waldbrand in Frankreich riesige Schäden.
Nach Behörden-Angaben gab es seit Beginn des Jahres mehr als 421 Brände. Zuletzt hatte Alberta im Jahr 2016 schwere Waldbrände erlebt. Damals wurden mehr als 2400 Gebäude zerstört. Fachleute warnen angesichts der Klimakrise, dass die Häufigkeit und Intensität von Waldbränden auch in Kanada zunehmen werde. Die Durchschnittstemperatur stieg in den Prärieprovinzen im Westen des Landes laut Amt für Umwelt und Klimawandel seit Mitte des 20. Jahrhunderts um 1,9 Grad Celsius. Auch in Europa wird Extrem-Hitze immer häufiger. Eine Studie zeigte, mögliche Szenarien des Klimawandels, die der Gesellschaft teuer zu stehen kommen könnten. (kas/dpa)