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Missbrauchsvorwürfe erschüttern Bistum Trier – Staatsanwaltschaft wertet brisantes Material aus

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Von: Karolin Schäfer

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Der Fall gilt als einer der bislang größten Missbrauchsfälle, der das katholische Bistum Trier erschüttert.
Der Fall gilt als einer der bislang größten Missbrauchsfälle, der das katholische Bistum Trier erschüttert. © Uwe Lein/dpa/Symbolbild

Ein ehemaliger Priester soll auf Auslandsreisen wohl hunderte pornografische Aufnahmen von Jugendlichen gemacht haben. Sein Neffe entdeckte das Material.

Trier – Über Jahrzehnte soll ein Priester besonders Jugendliche sexuell missbraucht und teils in pornografischen Posen fotografiert haben. Nach dem Tod des Mannes Ende November vergangenen Jahres hat sein Neffe nun Material mit jugendpornografischen Aufnahmen gefunden.

In Friedrichsthal bei Saarbrücken habe Steffen Dillinger im Haus seines Onkels etwa 1000 Dia-Aufnahmen entdeckt. Er geht von mehr als 100 Opfern aus – vor allem aus Afrika, Südamerika und Asien. Die Bilder seien in erster Linie auf Reisen entstanden.

Bistum Trier: Neffe entdeckt pornografische Aufnahmen – „Der Fall lässt mich nicht los“

„Der Fall lässt mich nicht los“, sagte Steffen Dillinger der dpa. Unter den Opfern seien den Angaben zufolge Pfadfinder, Messdiener, Schüler und Studierende, aber auch junge Frauen gewesen. Allerdings fühlt sich der Neffe bei der Aufarbeitung alleingelassen. „Ich möchte, dass das seriös aufgearbeitet wird.“ Das sehe Dillinger nach Kontakten zum Trierer Bischof Stephan Ackermann und zur Aufarbeitungskommission im Bistum nicht.

Steffen Dillinger sei „enttäuscht von dem System“. Da rede man über Dinge, obwohl man das Material noch gar nicht angeschaut habe. „Und man gibt mir Belehrungen.“ Andererseits sei er auch erleichtert, dass sich die Behörden des Materials angenommen haben, sagte Dillinger, der beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden arbeitet. Inzwischen wertet die Kriminalpolizei Mainz das Material aus.

Missbrauchsfall erschüttert Bistum Trier: „Im Moment erreichen uns viele neue Hinweise“

Der Fall gilt als einer der bislang größten Missbrauchsfälle, der das katholische Bistum Trier erschüttert. Das Ausmaß der mutmaßlichen Taten von Edmund Dillinger ist bislang unklar. „Im Moment erreichen uns viele neue Informationen und Hinweise, die wir zunächst auswerten und zusammenführen müssen“, teilte der Trierer Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg mit.

Dem Bistum zufolge gebe aus auch Hinweise „auf ein Doppelleben“ des Priesters in Afrika unter falschen Namen. 1972 hatte er ein Hilfswerk für soziale Projekte gegründet und viele Reisen dorthin unternommen. So wurde er in Kamerun als Ehrendomherren der Kathedrale von Mbalmayo bekannt. Zudem gebe es Hinweise, die über die Vorwürfe aus den 1960er und 1970er Jahren hinausgehen. Nach dpa-Angaben prüft die Staatsanwaltschaft Saarbrücken mögliche neue Ermittlungen. Es gebe „Vorermittlungen“, ob ein Anfangsverdacht gegen andere an den Taten Beteiligte bestehe, die nicht verjährt seien, sagte der Sprecher.

Bistum Trier: „Von der Zahl der Betroffenen her der größte Fall“

Das Bistum Trier hatte sich 2021 „aufgrund von Hinweisen wegen auffälligen Verhaltens des Ruhestandsgeistlichen“ befasst. Seitdem wurde Edmund Dillinger der Umgang mit Kindern und Jugendlichen untersagt. Gottesdienste durfte er nicht mehr halten. Die Hinweise auf sexuellen Missbrauch gab es bereits Anfang der 1970er Jahre. Damals wurde der Geistliche unter dem einstigen Trierer Bischof Bernhard Stein beurlaubt und arbeitete nach einem Studium als Religionslehrer und Dozent.

„Soweit mir bisher bekannt, erscheint dieser Fall von der Zahl der Betroffenen her der größte Fall“, sagte der Vorsitzende der Aufarbeitungskommission, Gerhard Robbers. Die Dunkelziffer sei „riesig und übersteigt um ein Vielfaches das, was bekannt wird“, sagte die Sprecherin des Vereins der Missbrauchsopfer und Betroffenen im Bistum Trier (Missbit), Jutta Lehnert. Der ehemalige Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer soll nun für die Aufarbeitung des Falls Dillinger sorgen, hieß es in einer Mitteilung der Kommission.

Auch im Kreis Freising erschütterten neue Enthüllungen zu Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche. Nach einem Missbrauchsgutachten rollte eine Welle an Kirchenaustritten auf die bayerischen Kommunen zu. (kas/dpa)

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